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Michel bringt die Welt in Ordnung

Michel bringt die Welt in Ordnung

Titel: Michel bringt die Welt in Ordnung
Autoren: Astrid Lindgren
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sagte sie.
    Aber Michels Papa stand auf. Er traue sich nicht länger krank zu sein, meinte er, jetzt, wo Michel im Hause sei, und außerdem wolle er auch Alfred begrüßen.
    Alfred saß in der Küche, ziemlich blass und den Arm im Verband, aber froh und zufrieden und Lina schwirrte begeistert um ihn herum. Sie und Krösa-Maja waren 
     

     
    dabei, das Kupfer zu putzen. Alle Töpfe, Schüsseln und Pfannen sollten sauber sein und zu Weihnachten glänzen. Aber Lina konnte nicht still stehen. Mit dem Putzlappen in der einen Hand und der Käsekuchenschüssel in der anderen rannte sie um Alfred herum und benahm sich so, als hätte sie ganz unerwartet einen Goldklumpen in ihrer Küche gefunden. Klein-Ida wandte auch kein Auge von Alfred. Sie sah ihn so ernst an, als wüsste sie nicht sicher, ob das wirklich derselbe alte Alfred war, der nach Hause gekommen war.
    Krösa-Maja hatte einen ihrer großen Augenblicke. Sie redete von Blutvergiftung, dass es in ihren Mundwinkeln schäumte. Alfred könne froh sein, dass es so ausgegangen sei, meinte sie.
    »Aber du musst nicht gar zu übermütig werden, denn siehst du, Blutvergiftung, die ist so verbiestert schlimm und noch lange drin. Wenn also einer schon gesund geworden ist, kann er noch lange danach krank sein, ja wirklich, so isses.«
     
    An diesem Abend war es gemütlich auf Katthult. Michels Mama spendierte von der neuen Grützwurst und es gab einen richtigen Grützwurstschmaus. Sie saßen in der weihnachtsfeinen Küche in größter Freude und Wonne, Michel und seine Mama und sein Papa und Lina und Klein-Ida und Alfred und Krösa-Maja. Ja, es war ein richtiger kleiner Heiligabend mit Kerzen auf dem Tisch und allem Drum und Dran. Und dann die Wurst, die war so unwahrscheinlich gut und braun und knusprig gebraten, und sie aßen sie mit Preiselbeeren. Besonders viel aß Alfred, wenn es für ihn auch ein bisschen schwierig war, mit nur einer Hand zurechtzukommen.
    Lina sah ihn liebevoll an und dabei fiel ihr plötzlich etwas Großartiges ein.
    »Ja, Alfred, nun hast du doch keine Blutvergiftung mehr! Dann können wir ja im Frühjahr heiraten?«
    Alfred bekam einen solchen Schreck, dass er richtig zusammenzuckte und eine ganze Menge Preiselbeeren auf seine Hose kleckerte.
    »Das verspreche ich nicht«, sagte er. »Ich hab ja noch einen Daumen, und wer hat gesagt, dass ich in dem nicht auch eine Blutvergiftung kriege?«
    »Aber dann, Alfred«, sagte Michel, »dann vergrab ich dich nördlich vom Haus. Das tu ich, denn nach Mariannelund schlepp ich dich nicht noch einmal.«
    Krösa-Maja warf Michel einen wütenden Blick zu.
    »Ja, man kann mit allem seinen Scherz treiben, das weiß ich schon«, sagte sie beleidigt.
    Als sie nun so gemütlich im Schein der weihnachtlichen Kerzen saßen und es beinahe ein bisschen feierlich war, nahm Michels Mama den Brief aus der Schürzentasche und las vor, was der Doktor über Michel geschrieben hatte. Es könnte nichts schaden, dachte sie, wenn sie es alle noch einmal zu hören bekamen.
    Als sie fertig war, schwiegen alle. Es war so still geworden, weil das ja durchweg große und bedeutende Worte gewesen waren. Schließlich sagte Klein-Ida:
    »Das da war über dich, Michel!«
    Aber Michel war verlegen und er wusste nicht, wohin er sich drehen sollte. Sie sahen ihn alle an, und das hatte er nicht gern, deshalb starrte er eigensinnig aus dem Fenster. Aber aufmunternd war das auch nicht, denn er sah, dass es wieder schneite, und da wurde ihm klar, wer morgen früh raus musste, um Schnee zu schaufeln.
    Er stürzte sich noch einmal auf die Grützwurst. Er hatte beim Essen die Augen gesenkt und guckte nur einmal hastig auf, um zu sehen, ob sie ihn noch immer anstarrten.
    Seine Mama tat es jedenfalls. Sie konnte den Blick nicht von ihrem geliebten Jungen wenden. Er war ja so süß mit seinen rosigen Backen und seinem wolligen Haar und seinen sanften blauen Augen, ja, er war wie ein kleiner Weihnachtsengel, fand seine Mama.
    Außerdem hatte sie es ja nun vom Doktor schwarz auf weiß, dass sie ein Recht hatte, stolz auf ihren Sohn zu sein.
    »Es ist seltsam«, sagte Michels Mama. »Manchmal, wenn ich Michel ansehe, bilde ich mir ein, dass einmal etwas Großes aus ihm wird.«
    Michels Papa sah sie zweifelnd an.
    »Was denn Großes?«, fragte er verwundert.
    »Tja, was weiß ich? Vielleicht … Gemeinderatspräsident oder so was.«
    Da lachte Lina laut auf.
    »Ist ja wohl nicht gut möglich, dass die einen Gemeinderatspräsidenten brauchen können, der
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