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0908 - Höllenbrut

0908 - Höllenbrut

Titel: 0908 - Höllenbrut
Autoren: Jessica Schmitz
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Phillis hatte schon lang genug genörgelt, bis er ihr endlich eine dieser neuen hochmodernen Waschmaschinen gekauft hatte, die erst vor drei Jahren auf den Markt gekommen waren. Mühsam hatte er sich das Geld von seinem Schlosser-Gehalt abgespart und jetzt sah sie es nicht mehr ein, irgendetwas mit der Hand zu waschen. Gnadenlos jagte sie alles durch dieses neumodische Höllengerät - so auch Jareds lieb gewonnen Feierabend-Strickpulli, den er von Großtante Emma geschenkt bekommen hatte. Dieser hatte nun schlussendlich der harten Behandlung nachgegeben, sich unnachgiebig zusammengezogen und umspannte jetzt den nicht gerade zierlichen Mann wie eine zweite Haut.
    Der kräftige Mittvierziger nahm einen tiefen Schluck und stellte das Glas beiseite, schob beide Hände zwischen Hals und Kragen und zog kräftig. Das Gewebe knirschte müde, ohne einen Millimeter nachzugeben. Er seufzte leise.
    »Sitzt du wieder faul herum?«, tönte Phillis' nölige Stimme aus dem Flur.
    »Natürlich nicht, Liebling.« Blitzschnell ging Jared im Geiste die letzten Gespräche mit seiner Frau durch. Was hatte er nun wieder vergessen? Siedendheiß fiel es ihm wieder ein. »Ich hab mich nur umgezogen und…« Er zögerte kurz. »… wollte mich wie versprochen jetzt um die Tür vom Gäste-WC kümmern.«
    Er zog eine Grimasse, ließ Kragen Kragen sein und stemmt sich müde von der Couch hoch, deren Plastikschutzüberzug leise und widerwillig knirschte.
    »Das habe ich gesehen.« Phillis stand im Türrahmen, die Hände in die Hüften gestemmt und sah ihn strafend an, ihr hageres Gesicht missbilligend und nicht gerade zu ihrem Vorteil verzogen. Sie hatte ein fröhlich gepunktetes rosaweißes Kleid an, dass ein wenig unmotiviert von ihren dünnen Schultern herab hing und nicht so ganz zu den weißen klobigen Hausschuhen passte. Über dem Kleid trug sie eine makellos weiße Schürze, in der rechten Hand hielt sie einen Kochlöffel, der wie ihr Mann bemerkte, sauber war.
    »Das sieht dir wieder ähnlich. Ich räume den ganzen Tag auf, stehe noch spät abends in der Küche, damit der Herr etwas zu essen bekommt, und, wie dankt er es mir? Der werte Herr lässt sich faul nieder, betrinkt sich und erwartet wohl von mir, dass ich ihn von vorne bis hinten bediene.« Ihre Stimme nahm einen weinerlichen Ton an. »Der Schlüssel fehlt schon seit Tagen. Was soll nur Miss Noleigh von nebenan denken?«
    »Phillis, ich bitte dich«, versuchte Jared sie zu beruhigen. »Wann war Miss Noleigh das letzte Mal zu Besuch? Ich habe den Tag über schwer gearbeitet. Julius hat wieder totalen Mist gebaut, der Meister hat getobt und wer durfte…«
    »Oh, bitte entschuldige«, unterbrach sie ihn spitz. » Du hattest einen schweren Tag. Du hast mal wieder die Firma gerettet. Das ich nicht lache. Soll ich dir dafür etwa noch die Pantoffeln hinterher tragen? Das könnte dir wohl so passen.« Phillis schnaubte. »Aber was für einen Tag ich hatte, das interessiert dich nicht. Nie fragst du mich, wie es mir geht. Nein, der Herr nimmt meine Arbeit einfach als selbstverständlich hin.«
    »Phillis, Liebling…«
    »Nein, nein, nein, ich verstehe schon.« Sie winkte mit dem Löffel ab. »Ich bin ja auch nur deine Frau, die dir seit zwanzig Jahren treu zur Seite steht. Da ist es selbstverständlich, dass ich mühsam deine Wäsche wasche, dir pünktlich das Essen hinstelle und dafür sorge, dass du in ein sauberes und gemütliches Heim kommst. Ich brauche keinen Dank - und auch keine Hilfe. Dann muss Miss Noleigh eben mit der peinlichen Situation einer nicht abschließbaren Toilettentür zurechtkommen, wenn sie vielleicht morgen oder übermorgen ihre liebe Nachbarin besuchen kommt. Ist schon in Ordnung, es ist ja auch egal, was sie von uns denkt. Ich verstehe.« Phillis drehte sich auf dem Absatz um und verschwand Richtung Küche. Jared sah ihr perplex nach.
    Eigentlich hatte er sich einen ruhigen Abend mit ein oder zwei Gläsern Whisky gönnen wollen, erst mit Nachrichten und vielleicht später mit einem Film.
    Aber wenn seine Phillis so gelaunt war, sah er keine Chance, in Frieden fern zu sehen. Vielleicht hatte er Glück und der Film »African Queen«, der zu Ehren von Humphrey Bogarts Tod letzte Woche gezeigt wurde, konnte sie etwas besänftigen. Phillis mochte Bogart und Katharine Hepburn, das konnte den Abend noch retten. Jared überlegte, ob er für sie hoch eine Flasche ihres Lieblingsweins aufmachen sollte, den er für Notfälle im Wohnzimmerschrank versteckt hatte.
    »Und
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