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Michel bringt die Welt in Ordnung

Michel bringt die Welt in Ordnung

Titel: Michel bringt die Welt in Ordnung
Autoren: Astrid Lindgren
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Ecke ein kurzes helles Lachen aufstieg. Die arme Mama, bei Glaubensbefragungen durfte nicht gelacht werden. Michels Mama saß da und schämte sich und fühlte sich erst wieder wohl, nachdem die Befragung endlich zu Ende war und man mit der Schmauserei anfangen konnte.
    Michels Mama hatte reichliches und gutes Essen zubereitet, wie immer zu ihren Festessen, obwohl Michels Papa versucht hatte sie davon abzuhalten.
    »Es sind doch wohl die Bibel und der Katechismus, die wichtig sind. Aber du verlagerst es auf Fleischklöße und Käsekuchen!«
    »Alles zu seiner Zeit«, sagte Michels Mama. »Katechismus zu seiner Zeit und Käsekuchen zu seiner Zeit.«
    Ja, der Käsekuchen kam wirklich zu seiner Zeit und sie aßen und fühlten sich wohl, alle, die zur Glaubensbefragung auf Katthult waren. Michel aß auch Käsekuchen, ganze Fuhren, mit Kompott und Sahne dazu. 
     

     
    Gerade als er alles aufgegessen hatte, kam seine Mama und sagte:
    »Du, Michel, sei so nett, geh und sperr die Hühner ein!«
    Die Hühner liefen den ganzen Tag frei herum. Wenn der Abend kam, musste man sie aber einsperren, weil der Fuchs nachts um die Hausecken schlich.
    Jetzt war es beinahe dunkel und es regnete, aber Michel fand es trotzdem angenehm eine Weile von der Stubenwärme, dem Gerede und den Käsekuchen weg zu sein. Fast alle Hühner saßen schon im Hühnerhaus auf ihren Stangen, nur Hinke-Lotta und ein paar andere übergeschnappte Hühner spazierten noch draußen im Regen herum. Aber Michel scheuchte sie hinein und verriegelte die Tür ordentlich. Jetzt konnte der Fuchs kommen, wenn er wollte. Neben dem Hühnerstall lag der Schweinestall. Michel sah schnell zu Knirpsschweinchen hinein und versprach ihm zum Abend einen Festschmaus.
    »Es bleibt immer etwas auf den Tellern übrig, wenn die Gefräßigen satt sind«, sagte Michel und Knirpsschweinchen grunzte erwartungsvoll.
    »Ich komm bald wieder«, sagte Michel und schob auch an der Schweinestalltür den Riegel ordentlich vor.
    Hinter dem Schweinestall lag der Lokus, ja, so sagte man damals. Du findest vielleicht, dass es kein besonders feines Wort ist, aber da hättest du mal hören müssen, was für ein Wort Alfred gebrauchte. Er nannte es geradeheraus ein … na ja, das brauche ich dir ja nicht beizubringen. Der Lokus auf Katthult hatte aber auch einen vornehmeren Namen. Er wurde die Trissebude genannt nach einem Knecht mit Namen Trisse, der einmal vor langer Zeit, zur Zeit von Michels Großvater, dieses kleine, unentbehrliche Häuschen gebaut hatte.
    Michel hatte die Hühnerstalltür verriegelt und er hatte die Schweinestalltür verriegelt, und da er nun schon mal beim Verriegeln war, verriegelte er auch die Trissebudentür. Das war bestimmt gedankenlos getan. Er hätte sich ja denken können, dass jemand da drinnen saß, weil die Tür auf der Außenseite nicht verriegelt war. Aber Michel hatte seine Gedanken eben nie beisammen. Im Handumdrehen verriegelte er die Tür und lief dann leichtfüßig davon. Dabei sang er: 
     

     
    »Jetzt hab ich verriegelt, jetzt hab ich verriegelt, alles hab ich jetzt verriegelt!«
    Sein Papa, der in der Trissebude saß, hörte den fröhlichen Gesang und bekam es mit der Angst zu tun. Er fuhr hoch und rüttelte an der Tür.
    Tatsächlich! Besser hätte sie nicht verriegelt werden können und Michels Papa brüllte:
    »Michel!«
    Aber Michel war ja schon davongehüpft und er sang sein »Jetzt hab ich verriegelt« so laut und so begeistert, dass er überhaupt nichts hörte.
    Der arme Papa, er wurde so wütend, dass er kaum noch Luft bekam. Das hier war ja wohl der Gipfel! Wie in aller Welt sollte er hier herauskommen? Er hämmerte wild an der Tür, er schlug und bummerte. Aber was half es? Schließlich fing er an zu treten. Er trat so gegen die Tür, dass sich seine Zehen krümmten, aber dieser Trisse hatte seine Sache damals gut gemacht, es war eine sehr stabile und gute Tür, die nicht im Geringsten nachgab. Michels Papa wurde immer wilder. Er fing an in den Taschen nach seinem Klappmesser zu wühlen. Er würde doch wohl wenigstens, dachte er, eine Ritze in die Tür bohren können, groß genug, dass er die Messerspitze hindurchbekam, um den Riegel dann hochzuschieben. Aber das Klappmesser steckte in seinen Alltagshosen, und heute hatte er ja seine Sonntagssachen an. Eine Zeit lang stand Michels Papa da und kochte vor Wut. Nein, er fluchte nicht, er war ja Kirchenältester und alles, aber er zischte doch so allerhand über Michel und diesen Trisse, der nicht
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