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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer
Autoren: Matthias P. Gibert
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Schweigen der Frau auf dem Beifahrersitz genügte dem Polizisten als Antwort.
    Die nächste Minute verbrachten die drei schweigend. Hain verfolgte wütend die Tachonadel, die wie festgenagelt bei 220 Stundenkilometern klebte.
    »Wo müssen wir hin in Baunatal?«, fragte er schließlich.
    »Wenn wir an dem großen Automobilwerk vorbei sind, müssen wir abfahren, danach links.«
    »Also in Kirchbauna?«
    Die Frau sah ihn unwissend an. Offenbar konnte sie mit dem Baunataler Ortsteil nichts anfangen.
    »Nach dem Automobilwerk …«
    »Ja, schon gut«, murrte der Polizist.
    »Hier jetzt links?«, fragte Hain in das gedämpfte Klacken des Blinkers.
    »Ja. Dann geradeaus, und hinter der Spedition links.«
    »Und wir haben dort wirklich nicht mit irgendwelchen Schergen Ihres … Chefs zu rechnen?«, wollte Lenz sich noch einmal vergewissern.
    »Nein. Herr Tondo und ich haben die Halle zusammen mit den Mitarbeitern verlassen, die den Fisch von dort abgeholt hatten. Er hat sie selbst abgeschlossen.«
    »Er hat sie abgeschlossen, obwohl er wusste, dass die Frau noch drin ist?«, schnaubte Hain. »Und Sie haben das zugelassen?«
    »Ja«, erwiderte sie nun energisch. »Und es bringt uns nicht weiter, wenn Sie mich ständig mit meiner moralischen Verantwortung konfrontieren, junger Mann. Ich werde mich strafrechtlich verantworten müssen und ich bringe Sie jetzt dorthin, um die Frau zu retten, also lassen Sie mich gefälligst mit Ihrer persönlichen Bewertung der Sache zufrieden.«
    Sie deutete mit dem Zeigefinger nach links.
    »Dort, das ist die Kühlhalle.«
    Der Oberkommissar sah sich das Grundstück an, während er langsam darauf zufuhr.
    »Warum ist das Tor an der Ausfahrt nicht verschlossen?«
    »Das ist nie zu. Ich glaube, es gibt gar keinen Schlüssel mehr dafür.«
    »Und wo ist der Eingang?«
    »Auf der gegenüberliegenden Seite. Dort sind auch die Laderampen für die LKWs.«
    »Na, dann los«, brummte er, trat aufs Gas, hielt auf die rechte Seite des Gebäudes zu und beschrieb einen großen Kreisbogen, als er die lange Seite erreicht hatte. Der Kombi rollte mit sanftem Schwung auf das links neben den vier Rampen liegende Tor zu, wo ein großer SUV mit weit geöffneter Fahrertür stand. Und in diesem Augenblick erkannten alle drei im Wagen das offen stehende Tor und das Licht, das aus dem Innern der Halle auf die Rampe fiel.
    »Scheiße, da ist doch jemand drin«, zischte Hain und bedachte Mata Aroyo mit einem bösen Blick, doch die Frau hatte keine Augen für den Polizisten, sondern blickte gebannt geradeaus.
    »Wer kann das sein?«, murmelte sie, doch ihr Leben dauerte nicht mehr lang genug, um auf die Antwort zu warten, denn im gleichen Moment, in dem sie ihren Satz beendet hatte, tauchte eine Gestalt am linken Rahmenende des Tores auf, sah auf den Hof und begann sofort, in schneller Folge auf den Toyota zu schießen.
    Von den beiden Projektilen, die durch die Frontscheibe der japanischen Familienkutsche in der Fahrgastzelle einschlugen, traf das erste Mata Aroyo mitten in die Brust. Die zweite Kugel erwischte die Frau etwa zwei Zentimeter über ihrem linken Auge, durchschlug ihren Kopf, trat etwa in der Mitte des Hinterkopfs wieder aus und blieb höchstens fünf Zentimeter neben der Schulter des hinter der Japanerin sitzenden Hauptkommissars im Polster stecken. Noch während der Schütze feuerte, hatte Hain das Lenkrad nach rechts gerissen, das Gaspedal voll durchgetreten und beschleunigte nun mit durchdrehenden Vorderrädern auf die rechte Seite des Gebäudes zu. Die sterbende Mata Aroyo hob noch einmal ihren deformierten Kopf, schaffte es allerdings nicht mehr, ihn zu Hain zu drehen, sondern fiel schlaff nach links, wobei ihr Kopf für einen Augenblick auf der Schulter des Oberkommissars zu liegen kam, dann jedoch durch die Fliehkraft wieder Richtung Seitenfenster kippte.
    »Was ist denn das für eine gequirlte Kacke?«, brüllte Hain, der sich, weil Lenz nicht sofort antwortete, besorgt umdrehte, doch sein Boss hatte schon die Waffe in der einen Hand und das Telefon in der anderen. Wieder wurde der Toyota von einer Kugel getroffen, die jedoch nur den rechten hinteren Kotflügel durchschlug und im Kofferraum stecken blieb. Dann hatte Hain die Querseite des Gebäudes erreicht, trat voll auf die Bremse und schwang sich aus der Tür. Lenz folgte ihm auf der anderen Seite. Gemeinsam sprinteten sie auf die Hausecke zu, wo der Oberkommissar einen schnellen Blick wagte, jedoch niemanden erkennen konnte.
    »Gib mir
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