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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer
Autoren: Matthias P. Gibert
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Bewegung des Mannes willenlos hin und her schlenkerten. Vorsichtig tastete dieser sich jede der fünf Stufen hinab, hatte ein paar Sekunden später den Asphalt des Hofes unter seinen Füßen und schob die Frau weiter in Richtung der offen stehenden Tür des SUV, immer darauf bedacht, ihren Körper als Deckung zwischen sich und den Polizisten zu haben.
    Als er noch etwa sieben Meter von der Tür entfernt war, wurde sein Körper ohne erkennbaren Grund einen halben Meter nach vorn katapultiert, und erst dann hörten Lenz und Hain ein leises, heiseres Plopp, das nur aus einer schallgedämpften Waffe stammen konnte. Zeitgleich mit der Beschleunigung, die sein Körper erfuhr, sackte die Frau vor ihm einfach nach unten und schlug ungebremst auf. Der Körper des Mannes drehte sich um 90 Grad, und in seiner Bewegung erkannte Lenz, dass ihm ein Teil des Kopfes fehlte und in einer Fontäne Blut aus der offenen Stelle spritzte.
    Dann ging alles ganz schnell. Am Ende der langen Hausseite tauchten mehrere dunkelblau gekleidete Gestalten auf, alle mit Waffen im Anschlag. Vier näherten sich vorsichtig der Hallentür, während vier weitere auf die Frau zustürmten und sie mit schnellen, geübt wirkenden Bewegungen hinter dem SUV in Deckung zerrten.
    »Gesichert«, kam es gedämpft aus dem Inneren der Halle, woraufhin weitere blau Gekleidete auf den Hof stürmten. Auch von der anderen Seite, also der Rückseite von Lenz und Hain, betraten mehrere Männer die Szene. Einer davon trug Zivil und kam auf die mit nach unten gerichteten Waffen nebeneinanderstehenden Kripobeamten zu.
    »Sie können Ihre Kanonen wegstecken, meine Herren«, begrüßte er die beiden. »Die Aktion ist beendet.«
    »Das kann man so sagen«, erwiderte Lenz mit Blick auf den Hof.
    »Herschelmann, BKA«, stellte sich der Zivilist knapp vor. »Von jetzt an ist das unser Fall.«
    »Und was heißt das genau?«, wollte Hain nach einer kurzen Denkpause wissen.
    »Das heißt, dass Ihr Hiersein nicht mehr notwendig und nicht mehr erwünscht ist. Wir haben alles, was Sie getan haben, auf Band, und das war beileibe keine schlechte Arbeit. Aber jetzt …«
    Er brach seinen Satz ab.
    »Aber jetzt können und sollen wir abhauen, was?«, vervollständigte Hain ihn.
    »Genau, ja.«
    »Und was ist mit dem Zeug, das da drin lagert? Sie wissen vermutlich nicht, dass es radioaktiv verstrahlt ist.«
    Herschelmann griff in die Innentasche seiner dick gefütterten Jacke, kramte eine Zigarettenschachtel hervor und zündete sich in aller Ruhe einen Glimmstängel an, während er beobachtete, wie ein Notarzt sich um die Frau kümmerte und ein großer, weißer Sattelschlepper mit Kühlkoffer auf den Hof rollte.
    »Hier ist gar nichts verstrahlt, meine Herren, und der ganze Fall unterliegt ab jetzt der höchsten Geheimhaltungsstufe. Also kein Wort, zu nichts und zu niemandem. Und falls ich doch irgendwann irgendwo irgendwas zu hören oder zu sehen kriegen sollte, in dem etwas anderes behauptet wird, stecke ich persönlich Ihnen beiden den Finger so tief in den Arsch, dass es noch am Zäpfchen kitzelt.«
    Er blickte selbstzufrieden von einem zum anderen.
    »Noch Fragen?«

Epilog
     
    Lenz kämpfte sich müde die Treppen hinauf bis in den vierten Stock, betrat die Wohnung, schaltete das Licht ein, warf die an der Ecke gekaufte Lokalpostille auf den Küchentisch und ließ sich erschöpft in einen der Freischwinger fallen.
    »Und, hast du sie sehen können?«, fragte Maria, nachdem sie ihm zur Begrüßung einen Kuss auf den Mund gedrückt hatte.
    Der Hauptkommissar nickte.
    »Wie geht es ihr?«
    »Erstaunlicherweise gar nicht mal so schlecht. Die Ärzte meinen zwar, dass es mehrere Monate dauern wird, bis sie wieder richtig auf dem Damm ist, bezeichnen es aber gleichzeitig als kleines Wunder, dass sie diese ganzen Misshandlungen überlebt hat. Es scheint, als sei sie sehr, sehr zäh.«
    »Wie heißt sie eigentlich?«
    »Watane Origawa.«
    »Ein schöner Name.«
    »Ich glaube, sie hat auch mal ein schönes Gesicht gehabt. Ob sie das wieder bekommen wird, steht allerdings noch in den Sternen und bedarf sicher einiger Operationen.«
    »Da vertrauen wir jetzt mal den Ärzten, was meinst du?«
    Er nickte wieder.
    »Warst du auch bei Uwe?«
    »Ja.«
    »Und, was sagt er zu der ganzen Aktion?«
    Lenz dachte eine Weile über seine Antwort nach.
    »Er findet es natürlich übel, wie es gelaufen ist, hat aber auf der anderen Seite auch Verständnis für die Typen vom BKA.«
    »Warum das denn? Was die
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