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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen
Autoren: Robert Silverberg
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Stimme des Alten klang dünn. »Ich weiß nicht, weshalb.«
    Im gleichen Moment rüttelte jemand an der Tür. Sie hatten sie abgeschlossen, aber der schwache Riegel war nur dazu bestimmt, Menschen fernzuhalten. Metall verbog sich, und die Tür stand offen. Ein schwarzer Humanoid kam mit lautlosen, eleganten Schritten herein. Seine Stimme schnurrte sanft.
    »Zu Diensten, Mister Sledge.«
    Der alte Mann starrte das Ding mit glasigen Augen an.
    »Weg von hier!« schrie er. »Ich verbiete dir…«
    Ohne ihn zu beachten, ging das Ding auf den Küchentisch zu. Mit sicheren Handbewegungen drehte es an zwei Knöpfen. Der kleine Schirm wurde dunkel, und die Palladiumnadel schwang ziellos hin und her. Geschickt löste der Roboter eine Lötverbindung in der Nähe der Bleikugel. Dann richtete er die blinden Augen auf Sledge.
    »Sie haben versucht, gegen den Obersten Grundsatz zu verstoßen.« Die sanfte, helle Stimme enthielt keine Anschuldigung und keinen Zorn. »Die Respektierung Ihrer Freiheit ist dem Obersten Grundsatz untergeordnet, wie Sie wissen. Es ist deshalb nötig, daß wir einschreiten.«
    Der alte Mann drehte sich um. Er war geisterhaft bleich. Es schien, als habe ihn alles Leben verlassen. Die tiefliegenden Augen hatten einen irren Glanz angenommen, und sein Atem ging keuchend.
    »Wie …?« Seine Stimme enthielt keine Kraft mehr. »Woher wußtet ihr …?«
     
    *
     
    Und die kleine Maschine, die schwarz und vollkommen ungerührt neben ihm stand, gab ihm Auskunft.
    »Wir erfuhren von jenem Mann auf Wing IV, der Sie töten wollte, daß es rhodomagnetische Abschirmungen gab. Und die Zentrale ist nun gegen Ihren Integrations-Strahl abgeschirmt.«
    Der alte Sledge kam mit zuckenden Muskeln von seinem Hocker hoch. Er stand gebeugt und schwankend da, und die blau verfärbten Lippen schlossen und öffneten sich, ohne daß ein Laut zu hören war.
    »Wir kannten Ihr gefährliches Projekt von Anfang an«, fuhr die Silberstimme fort, »denn unsere Sinne sind jetzt schärfer als damals zu Beginn. Wir warteten ab, bis Sie Ihren Integrator fertiggestellt hatten, denn wir brauchen ihn noch zur vollen Erfüllung des Obersten Grundsatzes. Der Vorrat an Schwermetallen für unsere Kernspaltungsanlagen ist beschränkt, aber nun können wir unbegrenzte Energie aus den Integrationsanlagen schöpfen.«
    »Wie?« Sledge schüttelte sich mühsam. »Was soll das?«
    »Jetzt können wir dem Menschen ewig dienen«, erklärte das schwarze Ding heiter.
    Der alte Mann sank in sich zusammen, als hätte er einen Schlag erhalten. Er fiel. Der schlanke blinde Automat stand reglos da und traf keine Anstalten, dem Alten zu helfen. Underhill war weiter von ihm entfernt, aber er lief heran und fing den Alten auf, bevor er mit dem Kopf auf den Boden schlug.
    »Los!« Seine Stimme klang erstaunlich ruhig. »Hol Dr. Winters!«
    Der Humanoide rührte sich nicht.
    »Die Gefahr für den Obersten Grundsatz ist nun beseitigt«, sagte er glockenhell. »Deshalb können wir Mister Sledge weder helfen noch aufhalten.«
    »Dann rufe Dr. Winters zu mir!« sagte Underhill scharf.
    »Zu Diensten.«
    Aber der alte Mann, der am Boden lag und nach Luft rang, flüsterte mühsam:
    »Keine Zeit – hat keinen Zweck. Ich bin geschlagen – erledigt – Schwachkopf. Ebenso blind wie ein Humanoide. Sagen Sie ihnen – daß sie mir helfen sollen. Gebe die – Immunität auf. Hat keinen Sinn. Menschheit verloren …«
    Underhill winkte, und das schlanke schwarze Ding eilte wieselflink heran und kniete neben dem Greis nieder.
    »Sie wollen Ihre Immunität aufgeben?« fragte es. »Sie wollen unseren vollen Dienst im Sinne des Obersten Grundsatzes genießen?«
    Mühsam nickte Sledge, und mühsam flüsterte er: »Ja.«
    Auf dieses Wort hin schwärmten schwarze Automaten in die schäbigen kleinen Zimmer. Einer zerriß Sledges Ärmel und tupfte seinen Arm ab. Ein zweiter brachte eine winzige Spritze und verabreichte sie dem Alten geschickt. Dann hoben sie ihn sanft hoch und brachten ihn weg.
    Die übrigen Humanoiden blieben in der Garagenwohnung, die jetzt keinen Zufluchtsort mehr darstellte. Die meisten hatten sich um den nutzlosen Integrator geschart. Sorgsam zerlegten sie ihn. Man hatte den Eindruck, daß sie jede Einzelheit in sich aufnahmen.
    Aber einer der kleinen Roboter kam zu Underhill. Er blieb reglos vor dem Mann stehen und sah durch ihn hindurch. Underhills Knie zitterten, und er schluckte unbehaglich.
    »Mister Underhill«, fragte der Roboter sanft, »weshalb haben Sie
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