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Der heulende Müller

Titel: Der heulende Müller
Autoren: Arto Paasilinna
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In einem kleinen Dorf im Norden Finnlands taucht Anfang der fünfziger Jahre ein sonderbarer Mensch namens Huttunen auf, der die seit langem unbenutzte Mühle des Dorfes kauft und wieder in Betrieb setzt. Zunächst nimmt man ihn wohlwollend auf, aber bald stellt sich heraus, daß er mit einem Makel behaftet ist: er verfällt bisweilen in tiefe Traurigkeit, und bei Widrig­ keiten aller Art flüchtet er in die Wälder und heult wie ein Wolf den Mond an. Die Dorfbewohner, um ihren Schlaf gebracht, beginnen den Müller zu hassen und verfallen schließlich auf die Idee, ihn ins Irrenhaus einweisen zu lassen. Huttunen kann in die Wälder flie­ hen. Mit seinen nun folgenden nächtlichen Ausfällen in das Dorf bringt er die Einwohner erst recht gegen sich auf: die Treibjagd auf den heulenden Müller beginnt… Arto Paasilinna, 1942 in Kittilä geboren, ist der populärste Schriftsteller Finnlands und wurde in Finnland, Italien und Frankreich mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Er hat bereits 35
    Romane veröffentlicht, von denen
    viele verfilmt und ausnahmslos alle in die verschiedensten Spra­
    chen übersetzt wurden.
    Arto Paasilinna
    Der heulende Müller Roman
    Aus dem Finnischen von Regine Pirschel Ehrenwirth
    Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
    Paasilinna, Arto:
    Der heulende Müller : Roman / Arto Paasilinna. Aus dem Finn. von Regine Pirschel. – München : Ehrenwirth, 1996 ISBN 3-431-03469-1
    © 1981 by Arto Paasilinna
    Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Ulvova Mylläri bei WSOY, Helsinki
    © 1996 by Ehrenwirth Verlag GmbH, Schwanthalerstr. 91, D-80336 München (für die deutsche Ausgabe)
    ISBN 3-431-03469-1
    Umschlag: Atelier Kontraste, München
    Umschlagfoto: The Image Bank, München
    Satz: Utesch Satztechnik GmbH, Hamburg
    Druck: W. Söderström GmbH, Porvoo
    Printed in Finland
    1. Teil
    Die Mühle des Irren
    Bald nach dem Krieg tauchte im Dorf ein Fremder auf, er kam vom Süden und nannte sich Gunnar Huttunen. Er meldete sich nicht beim Wasseramt zur Saisonarbeit, wie es die Wandersleute aus dem Süden gewöhnlich taten, sondern kaufte die alte Mühle an der Strom­ schnelle Suukoski am Kemifluß. Der Kauf wurde für unsinnig gehalten, denn die Mühle war seit den dreißi­ ger Jahren außer Betrieb und bereits sehr verfallen.
    Huttunen bezahlte die Mühle und bezog die Stube im Obergeschoß. Die Bauern des ganzen Sprengels und besonders die Mitglieder der Mühlengenossenschaft lachten Tränen über das Ereignis. Sie sagten, die Ver­ rückten seien anscheinend nicht ausgestorben, obwohl der Krieg so viele umgebracht habe.
    Im ersten Sommer setzte Huttunen die Schindelma­ schine instand, die zur Mühle gehörte. Anschließend gab er eine Annonce in den Nordnachrichten auf, in der er anbot, Schindeln zu hobeln. So wurden fortan die Scheunendächer des Sprengels mit Schindeln aus Suu­ koski gedeckt. Huttunens Schindeln waren siebenmal billiger als fabrikgefertigte Teerpappe, die man ohnehin nicht immer bekam, denn die Deutschen hatten ganz Lappland niedergebrannt, und es herrschte ein furcht­ barer Mangel an Baumaterial. Der Kaufmann des Kirch­ dorfes nahm manchmal bis zu sechs Kilo Butter, ehe er eine einzige Rolle Dachfilz herausrückte. Kaufmann Tervola verstand etwas vom Handel.
    Gunnar Huttunen war fast einen Meter neunzig groß. Er hatte steifes braunes Haar und einen eckigen Schä­ del. Unter einer hohen, steilen Stirn lagen die Augen tief in den Höhlen. Sein Gesicht war schmal, mit starken Wangenknochen, langer Nase und großem Kinn. Er hatte zwar große Ohren, doch standen sie nicht ab, sondern lagen dicht am Kopf. Man sah daran, daß Gun­ nar Huttunen als Baby sorgfältig gebettet worden war. Wenn ein Knabe große Ohren hat, muß die Mutter achtgeben, daß er sich nicht allein in der Wiege um­ dreht, sonst hat er später als Mann Segelohren.
    Von Gestalt war Gunnar Huttunen schlank und gera-de. Beim Gehen nahm er anderthalbmal längere Schritte als andere Männer, im Schnee sahen seine Spuren aus wie der Laufschritt eines Mannes von normaler Größe. Sowie es schneite, hobelte Huttunen sich Skier, die so lang waren, daß sie bis zur Regentraufe eines gewöhnli­ chen Hauses reichten. Huttunens Skispur war breit und im allgemeinen gerade, und da er leicht war, lief er fast immer in gleichmäßigem Takt. An den Abdrücken der Stöcke erkannte man sofort, daß Gunnar Huttunen unterwegs gewesen war.
    Niemand fand heraus, woher Huttunen eigentlich kam. Die einen erzählten, er
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