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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen
Autoren: Robert Silverberg
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Verfügung stellen?«
    Er starrte das dunkle Gesicht sprachlos an.
    »Wir werden auch die Geräte aus Ihrer Werkstatt entfernen«, fuhr der Roboter fort. »Sie sind außerordentlich gefährlich. Aber Sie können jederzeit Werkzeug zur Verformung von Plastikmaterial bekommen.«
    »Danke«, sagte er. »Das eilt nicht so.«
    Er wollte sich zurückziehen, aber der Humanoide hielt ihn auf.
    »Jetzt, da Sie Ihr Geschäft verloren haben, schlage ich vor, daß Sie uns Ihren Besitz überschreiben. Dann können wir voll den Dienst bei Ihnen übernehmen und jedem Familienmitglied einen Roboter zuweisen.«
    »Das eilt auch nicht«, sagte er düster.
    Er floh aus dem Haus – obwohl er warten mußte, bis das Ding ihm die Hintertür öffnete – und lief die Treppe zur Garagenwohnung hinauf. Sledge ließ ihn herein. Er sank auf den schiefen Küchenstuhl, dankbar für die rissigen Wände, die nicht von selbst leuchteten, und für die Tür, die man mit eigener Hand schließen konnte.
    »Ich kam nicht an das Werkzeug heran«, berichtete er verzweifelt. »Und sie wollen mir alles wegnehmen.«
    Im grauen Tageslicht sah der Alte verfallen und bleich aus. Sein knochiges Gesicht war hart, und unter den Augen lagen tiefe Ringe, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen. Underhill stellte fest, daß das Tablett mit dem Essen immer noch unberührt am Boden stand.
    »Ich werde Sie begleiten.« Der Alte war krank und ausgezehrt, aber immer noch lag in seinen Augen ein Funke unbeugsamen Willens. »Wir brauchen das Werkzeug unbedingt. Ich glaube, daß meine Immunität uns beide schützen wird.«
    Er holte eine abgeschabte Reisetasche. Underhill ging mit ihm die Treppe hinunter zum Haus. An der Hintertür legte er einen winzigen Hufeisenmagneten aus Palladium an die ovale Verschlußplatte. Die Tür glitt sofort zur Seite, und sie betraten durch die Küche die Kellertreppe.
    Ein schwarzer kleiner Humanoide stand am Spülbecken und wusch ab, ohne Lärm und ohne Gespritze. Underhill warf ihm einen unruhigen Blick zu – es war wohl der gleiche, den er im Keller getroffen hatte, da der andere sicher noch mit Auroras Haar beschäftigt war.
    Sledges zweifelhafte Immunität schien eine unsichere Verteidigung gegen diese umfassende Intelligenz zu sein. Underhill spürte ein leichtes Prickeln im Nacken. Er eilte weiter, atemlos und erleichtert, denn das Ding beachtete sie nicht.
    Der Keller-Korridor war dunkel. Sledge berührte ein zweites Relais mit dem Magneten, und die Wände begannen zu leuchten. Dann öffnete er die Werkstatt.
    Sie war vollkommen zerstört. Werkzeugschränke und Arbeitstische waren auseinandergenommen. Die alten Betonwände waren nun mit einer glatten Leuchtmasse bedeckt. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte Underhill, daß sein Werkzeug bereits verschwunden sei. Dann fand er es in einer Ecke, zusammen mit der Pfeil-und-Bogen-Ausrüstung, die Aurora im letzten Sommer gekauft hatte. Es war alles zum Abtransport bereit.
    Sie luden die kleine Drehbank, den Handbohrer und den Schraubstock in die Tasche. Dazu kamen noch ein paar kleinere Geräte. Underhill nahm die Tasche in die Hand, während Sledge das Licht ausschaltete und die Tür verschloß. Der Humanoide stand immer noch am Spülbecken, und auch diesmal schien er sie nicht zu sehen.
    Sledge lief plötzlich blau an und keuchte. Er mußte auf der Außentreppe stehenbleiben, als ihn ein Hustenanfall schüttelte.
    Aber endlich erreichten sie die kleine Wohnung, zu der die Invasoren keinen Zutritt hatten. Underhill montierte die Drehbank auf dem alten Büchertisch im Wohnzimmer und machte sich an die Arbeit. Im Laufe der Tage nahm das Richtgerät Gestalt an.
    Manchmal kehrten Underhills Zweifel zurück. Manchmal, wenn er die bläuliche Farbe auf SIedges hagerem Gesicht und das starke Zittern seiner narbigen Hände beobachtete, fürchtete er, daß der Geist des Alten ebenso krank sein könnte wie sein Körper und daß sein Plan zur Unterdrückung der dunklen Eindringlinge nichts als die Illusion eines Wahnsinnigen darstellte.
    Manchmal, wenn er die winzige Maschine auf dem Küchentisch sah, die schwingende Nadel und die Bleikugel, dann schien ihm das Projekt undurchführbar.
    Es fiel Underhill schwer, den Schutz der kleinen Wohnung zu verlassen, denn er fühlte sich nicht wohl in der hellen neuen Welt der Humanoiden. Was nützte ihm das funkelnde neue Bad, wenn er die Hähne nicht betätigen durfte – irgendein Selbstmörder käme vielleicht auf die Idee, sich zu ertränken.
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