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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen
Autoren: Robert Silverberg
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kommt, Joe.«
    »Wunderbar«, erwiderte er. »Hast du die Klinik schon verständigt?«
    »Noch nicht.«
    »Irma, ich kann dir jetzt überhaupt nicht helfen. Ich freue mich über die Nachricht, aber sie hätte warten können, bis du im Krankenhaus bist.«
    »Joe! Es ist unser Kind.«
    »Natürlich. Und du bist meine Frau. Jetzt verschwinde von hier und rufe das Krankenhaus an. Marsch!«
    Er legte auf – ein wenig zögernd, weil er nicht gern grob war; aber doch energisch, weil es die einzige Möglichkeit war, Irma zur Vernunft zu bringen.
    Irma Fellowes starrte das Videophon an, als müßte der Schirm nach der kurzen Unterbrechung wieder aufleuchten. Er tat es nicht. Ihre nächste Gedankenkette wurde gleich zu Beginn von einer neuen Wehe unterbrochen. Als sie nachließ, drückte sie auf einen anderen Knopf, der vorübergehend installiert worden war. Er verband sie mit der Wöchnerinnenstation des City-Hospitals. Am Bildschirm zeigte sich eine ältere Frau in Schwesterntracht. »Wöchnerinnenstation, Schwester Wilkins.«
    »Hier spricht Mrs. Fellowes. Das Baby meldet sich.«
    »Wie oft kommen die Wehen, Mrs. Fellowes?«
    »Ganz rasch hintereinander. Und der Abstand wird immer kleiner.«
    Irma wurde von der nächsten Wehe unterbrochen, in der sie schwach eine Sirene hörte. Schwester Wilkins las ohne Eile ein paar Anweisungen von einem Blatt und sprach mit jemandem, der am Videoschirm nicht zu sehen war. Als sie fertig war, sagte Schwester Wilkins zu Irma Fellowes: »Machen Sie sich jetzt keine Sorgen. Ein Arzt, ein Assistent und eine Schwester sind zu Ihnen unterwegs.«
    Irma legte auf, schwankte in die Küche und trank ein Glas Wasser. Dann ging sie ins Wohnzimmer zurück und marschierte ein wenig auf und ab. Etwa zwei Minuten vergingen, dann klopfte es. Sie öffnete die Tür, und der Arzt trat zusammen mit der Schwester ein, gefolgt von einem Assistenten, der die Bahre hereinrollte.
    »Strecken Sie sich aus«, sagte der Assistent.
    »Ich kann nicht«, stöhnte Irma.
    Der Arzt hob sie hoch und legte sie auf die Bahre. Er horchte sie mit dem Stethoskop ab und befühlte vorsichtig ihren Leib. »In Ordnung«, sagte er rasch. »Gehen wir. Keinerlei Problem.«
    Irma sagte: »Aber ich wurde in einem Krankenwagen geboren, und …«
    Der Arzt lachte. »Mrs. Fellowes, soviel wir von Teleportation verstehen, werden Sie mit Lichtgeschwindigkeit von einem Ort an den anderen gebracht. Und selbst wenn wir von hier nach Alpha Centauri müßten, könnte Ihr Baby unterwegs nicht zur Welt kommen, weil bei Lichtgeschwindigkeit alle Zeitvorgänge stillstehen. Und mit Zeitvorgängen meine ich neben Uhren auch biochemische Reaktionen wie Geburt, Altern und Tod.«
    »Das sagt Joe auch immer, aber …«
    »Na, dann wollen wir sehen, ob er recht hat.«
    Der Korridor fing einen Rest Kühle von den Klimaanlagen der angrenzenden Wohnungen auf, aber es war doch so erdrückend heiß, daß Irma keuchte. Der Assistent hatte in kluger Voraussicht die Aufzugstür so blockiert, daß niemand den Lift benutzen konnte. Nun drückte er auf die Eiltaste, und sie fuhren ohne Unterbrechung ins Erdgeschoß. Hier, auf dem kurzen Weg zur Teleportransit-Zelle, spürten sie die volle Hitze der Stadt.
    Das Anzeigelicht wurde sofort grün, als der Assistent den Kreditschlüssel in das Register steckte. Der junge Mann drückte mit geübter Hand auf die Adreßknöpfe und vergewisserte sich noch einmal, ob er alles richtig gemacht hatte.
    »Lohnt sich, wenn man vorsichtig ist«, sagte er.
    »Schon mal einen Schnitzer gemacht?« fragte die Schwester.
    »Keinen schlimmen.« Er drehte den Schlüssel herum. Das grüne Licht wurde orangerot. Das bedeutete, daß der Computer nun mit Überlichtgeschwindigkeit den kürzesten Weg zur angegebenen Adresse auswählte. Das orangerote Licht wurde rot. »Hm-m. Es scheint noch jemand auf der Wöchnerinnenstation eingeliefert zu werden«, sagte er. »Wir können starten, sobald sie die Zelle wieder freigemacht haben.« Wieder warf er einen Blick auf die Zahlenkombination.
    »Beunruhigt?« fragte die Schwester.
    »Nicht gerade beunruhigt«, entgegnete er. »Aber ich passe auf, seit ich mit ansehen mußte, wie ein gutgekleideter Bürger in der Luft zurück zum Kopfsprungausgang zu marschieren versuchte, den man drüben bei Jones Beach errichtet hat. Er schwenkte noch seine Aktenmappe, als er unter einer hohen Welle verschwand.«
    »Soviel ich weiß, kann man das an einem verkehrsreichen Tag einmal pro Stunde beobachten«, sagte der Arzt
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