Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
bei diesem Werk geholfen?«
    »Weil ich weder euch noch den Obersten Grundsatz ausstehen kann. Weil ihr alles Leben aus der Menschheit preßt. Das wollte ich verhindern.«
    »Auch andere weigerten sich«, schnurrte das Ding. »Aber nur anfangs. Wir haben es gelernt, alle Menschen im Sinne des Obersten Grundsatzes glücklich zu machen.«
    Underhill versteifte sich trotzig. »Noch nicht«, sagte er leise. »Und nicht alle.«
    Das hübsche ovale Gesicht trug einen Ausdruck von Wohlwollen und mildem Staunen. Die Silberstimme war warm und freundlich.
    »Wie die anderen Menschen, Mister Underhill, können Sie nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. Das haben Sie durch Ihren Versuch, uns zu vernichten, deutlich bewiesen. Deshalb müssen Sie sich jetzt voll und ganz unserem Dienst unterwerfen – und zwar ab sofort.«
    »Schön.« Er gab nach – aber er konnte es nicht ohne Aufbegehren tun. »Ihr könnt die Menschen mit euren Diensten erdrücken, aber das macht sie nicht glücklich.«
    »Warten Sie ab, Mister Underhill«, sagte die sanfte Stimme freundlich.
     
    *
     
    Am nächsten Tag durfte er Sledge im Krankenhaus besuchen. Ein aufmerksamer schwarzer Humanoide fuhr den Wagen, betrat neben ihm das große neue Gebäude und folgte ihm ins Krankenzimmer des alten Mannes – blinde Stahlaugen, die ihn von jetzt an immer verfolgen würden.
    »Schön, daß Sie mich besuchen, Underhill«, sagte Sledge herzlich. »Danke, ich fühle mich heute sehr viel besser. Diese Kopfschmerzen sind endgültig vorbei.«
    Underhill freute sich über die kraftvolle Stimme. Es beruhigte ihn auch, daß Sledge ihn sofort erkannt hatte, denn er war die Angst nicht losgeworden, daß die Humanoiden das Gehirn des alten Mannes verändern würden. Merkwürdig war nur, daß Sledge nie über Kopfschmerzen gesprochen hatte.
    Sledge hatte ein dickes Kissen im Rücken. Er war frisch gebadet und hatte die Haare geschnitten. Seine knorrigen alten Hände lagen gefaltet auf der makellos weißen Bettdecke. Zwar wirkten seine Wangen immer noch hohl, aber seine Hautfarbe war frisch und rosig. An seinem Hinterkopf sah Underhill einen Verband.
    Er rutschte unruhig hin und her.
    »Oh!« sagte er schwach. »Ich wußte nicht …«
    Ein steifer schwarzer Roboter, der reglos am Kopfende des Bettes stand, wandte sich nun Underhill zu.
    »Mister Sledge hat seit vielen Jahren an einem Gehirntumor gelitten, den die menschlichen Ärzte nicht erkannten. Dadurch wurden seine Kopfschmerzen und Halluzinationen verursacht. Wir entfernten die Wucherung, und nun sind alle Störungen beseitigt.«
    Underhill starrte unsicher den blinden, höflichen Roboter an.
    »Was für Halluzinationen?«
    »Mister Sledge hielt sich für einen Rhodomagnetismus-Ingenieur«, erklärte der Roboter. »Er glaubte, er sei der Schöpfer der Humanoiden. Er wurde von einem irrationalen Haß gegenüber dem Obersten Grundsatz gequält.«
    Der Mann in den Kissen sah erstaunt auf.
    »Tatsächlich?« Die tiefliegenden Augen blinzelten fröhlich. »Egal, wer sie geschaffen hat, sie sind jedenfalls wunderbar. Finden Sie nicht auch, Underhill?«
    Underhill war dankbar, daß er diese Frage nicht beantworten mußte, denn die strahlenden, leeren Augen schlossen sich, und der Greis schlief plötzlich ein. Er spürte, wie ein Roboter seinen Ärmel berührte, und folgte ihm schweigend nach draußen.
    Aufmerksam begleitete ihn der kleine schwarze Humanoide den schimmernden Korridor entlang, öffnete ihm die Aufzugstür und brachte ihn zum Wagen. Er fuhr ihn durch die neuen, prachtvollen Straßen zurück zu seinem prachtvollen Gefängnis.
    Underhill beobachtete die geschickten kleinen Hände am Steuer und die wechselnden Metallreflexe auf der glatten Haut. Die perfekte Maschine, konstruiert, um dem Menschen ewig zu dienen. Er zitterte.
    »Zu Diensten, Mister Underhill.« Die blinden Augen starrten nach vorn, aber sie nahmen alles wahr. »Was ist, Sir? Sind Sie nicht glücklich?«
    Underhill fror vor Entsetzen. Seine Haut fühlte sich feucht und kalt an, und seine Zähne klapperten. Seine schwitzende Hand umklammerte den Türgriff, aber er widerstand dem Impuls, sie zu öffnen und wegzulaufen. Das war Unsinn. Es gab keine Flucht. Er zwang sich zur Ruhe.
    »Sie werden glücklich sein«, versprach ihm der Roboter fröhlich. »Wir haben gelernt, alle Menschen glücklich zu machen. Unser Dienst ist endlich perfekt. Sogar Mister Sledge ist jetzt glücklich.«
    Underhill wollte etwas sagen, aber er brachte keinen Ton hervor. Ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher