Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
was ich angerichtet hatte. Die Humanoiden hatten mir eine rhodomagnetische Jacht gebaut, mit der ich lange Kreuzfahrten im Raum unternahm. Ich arbeitete gern unterwegs, denn ich liebte das Gefühl, der einzige Mensch innerhalb von hundert Millionen Meilen zu sein. Nun ließ ich mir die Jacht bringen und bereiste den Planeten, um zu erfahren, weshalb mich dieser Mann gehaßt hatte.«
    Der alte Mann deutete auf die dunklen Gestalten, die kaum noch wahrzunehmen waren.
    »Sie können sich vorstellen, was ich fand«, sagte er. »Bitterkeit, umgeben von leerem Glanz. Die Humanoiden waren zu gründlich in ihrer Sorge um die Sicherheit und das Glück des Menschen, und so hatten die Menschen nichts mehr zu tun.«
    Er warf einen Blick auf seine Hände und ballte sie langsam zu Fäusten.
    »Ich fand etwas, das schlimmer als Krieg, Verbrechen, Not und Tod war.« Seine dunkle Stimme klang bitter und verzweifelt. »Nutzlosigkeit. Der Mensch hatte die Hände in den Schoß gelegt, weil es für ihn nichts mehr zu tun gab. Er war ein verhätschelter Gefangener in einem sicheren Gefängnis. Manche versuchten zu spielen, aber es gab nur noch wenig, das sich lohnte. Der Oberste Grundsatz verbot den aktiven Sport, weil er für die Menschen gefährlich sein konnte. Ebenso wurden die Naturwissenschaften verboten, da in Labors gefährliche Dinge entstehen konnten. Ein Studium war sinnlos, da die Humanoiden jede Frage beantworteten. Die Kunst war zu einer düsteren Betrachtung über die Nutzlosigkeit des Daseins abgesunken. Zielbewußtsein und Hoffnung waren tot. Man konnte sich einem geistlosen Hobby widmen, ein sinnloses Kartenspiel spielen oder einen harmlosen Spaziergang im Park machen – und immer und überall wurde man von den Humanoiden bewacht. Sie waren stärker als der Mensch, sie waren ihnen im Schwimmen und Schachspielen, im Singen und in der Archäologie überlegen. Sie mußten der gesamten Rasse einen Minderwertigkeitskomplex eingeflößt haben.
    Kein Wunder, daß die Menschen versucht hatten, mich zu töten. Es gab keine Flucht aus dieser Nutzlosigkeit. Nikotin war verboten. Alkohol wurde rationiert. Drogen durften nicht genommen werden. Sex wurde sorgfältig überwacht. Sogar der Selbstmord widersprach dem Obersten Grundsatz – und die Humanoiden brachten es fertig, alle möglichen Todeswaffen zu verstecken.«
    Der alte Mann betrachtete die weiße Palladiumnadel und seufzte.
    »Als ich zurück zur Zentrale kam«, fuhr er fort, »versuchte ich den Grundsatz zu ändern. Ich hatte nie geglaubt, daß die Roboter ihn so gründlich durchführen würden. Nun sah ich, daß ich den Menschen die Freiheit wiedergeben mußte, die Arbeit, das Spiel und das Risiko.
    Aber jener Fremde war zu spät gekommen. Ich hatte die Zentrale gut gebaut. Der Oberste Grundsatz ließ sich nicht mehr umstoßen, auch nicht von mir.
    Die Humanoiden verkündeten, daß der Mordversuch an mir bewiesen habe, wie schwach die Verteidigungsanlagen der Zentrale seien. Sie bereiteten die Evakuierung der gesamten Bevölkerung auf andere Planeten vor. Als ich dennoch versuchte, den Befehl zu verändern, wurde ich mit den anderen verjagt.«
    Underhill warf dem Alten einen prüfenden Blick zu.
    »Aber Sie besitzen doch diese Immunität«, sagte er verwirrt. »Wie konnte man Sie da zwingen?«
    »Ich hatte gedacht, daß ich genügend geschützt sei«, erklärte Sledge. »Ich hatte in die Relais einen Befehl eingespeist, daß die Humanoiden meine Handlungsfreiheit nicht einschränken und mich nicht berühren durften, wenn ich es nicht ausdrücklich befahl. Leider hatte ich zu sehr darauf geachtet, daß der Oberste Grundsatz nicht von anderen Menschen umgewandelt werden konnte.
    Als ich den Turm betrat, um die Relais zu verändern, folgten sie mir. Sie ließen mich nicht an die wichtigen Relais heran. Als ich dennoch weiterging, mißachteten sie meinen Immunitätsbefehl. Sie überwältigten mich und brachten mich an Bord der Jacht. Sie behaupteten, daß ich ebenso gefährlich wie die anderen Menschen geworden sei, da ich den Obersten Grundsatz ändern wolle. Sie verboten mir, Wing IV jemals wieder zu betreten.«
    Der alte Mann zuckte mit den Schultern.
    »Seitdem war ich im Exil. Mein einziger Gedanke war, wie ich die Humanoiden aufhalten könnte. Dreimal versuchte ich zurückzukehren, um mit den Waffen meiner Jacht die Zentrale zu vernichten, aber ihre Patrouillenschiffe kamen mir jedes Mal entgegen, bevor ich in Schußnähe war. Beim letzten Versuch eroberten sie die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher