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Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe

Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe

Titel: Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe
Autoren: Yvonne Stallmann
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    Küssen
will gelernt sein
     
    Spätsommer 2000 und ich, Klementine,
saß im knallroten Jeep meines besten Kumpels Benjamin. Mein Gesicht war von Tränen
übersät. Er tröstete mich. Warum ich weinte? Da gibt es nur eine Antwort für
mich, Klementine, damals 20 Jahre alt, noch so jung: Liebeskummer, na klar! Das
Frauenproblem schlechthin. Natürlich war mein Ex schon längst über die Trennung
hinweg. Ich sah ihn am Wochenende an der Niersteiner Kerb, als er seine Neue zum
ersten Mal küsste. Rumgeknutscht haben sie, wie die Wilden. Natürlich auf einer
Party, auf der meine Lieblingsband spielte. Na klasse! Ich weiß nicht mehr, welches
Lied zu dieser Zeit gespielt wurde. Ist vielleicht auch ganz gut so, denn bei
meinem Glück wäre es auch noch mein Lieblingslied gewesen, was mir dann
natürlich für mindestens ein halbes Jahr verdorben gewesen wäre, da es mich immer
an diesen schrecklichen Kuss erinnert hätte. Den Kuss, den er ihr schenkte und
nicht mir. Er war erst 18. Ein Kind. Francois, ein Franzose. Und eigentlich war
mein Stolz mehr verletzt als mein Herz. Die Trennung war erst zwei Wochen her. Das
durfte nicht wahr sein. Er knutschte sie, und natürlich küsst er mittlerweile
gut. Schließlich habe ich es ihm beigebracht in den knapp zwei Monaten, in
denen wir eine Sommeraffäre miteinander hatten.
     
    ›Affären‹ sind sowieso ein Thema für
sich. Es herrschen geklärte Verhältnisse. Man vereinbart, dass man nur
befristet eine Beziehung führt.
    Oder auch nur Bettgeschichten ›erzählt‹,
stets auf begrenzte Zeit. Na ja, und ist diese Zeit dann vorbei, geht jeder
seinen eigenen Weg. Von wegen! Die meisten Frauen fangen dann erst richtig zu
klammern an. Männer verstehen davon natürlich überhaupt nichts. Es war ja alles
geklärt. Die Samenergüsse waren toll, jetzt ist es vorbei. So einfach ist das
für viele Frauen nicht. Frauen vergessen auch mal ganz schnell, dass sie sich
eigentlich auf eine Affäre eingelassen hatten. Werden sie dann verlassen,
fühlen sie sich oft ausgenutzt und suchen Rache. Oder sie versuchen, den Mann
zurückzuerobern. Und sie können natürlich überhaupt nicht verstehen, wieso
dieser Kerl plötzlich so kalt ist. Im schlimmsten Fall halten Männer die Frauen
warm für weitere Bett-Zwecke.
    Das, was für den Mann ein ganz guter
Kompromiss zu sein scheint – schließlich erhören sie die arme Frau ja dann und
wann –, ist für die Frau ein Horrortrip zwischen Hoffen und Verzweifeln. Bei
Francois war das anders: keine geklärten Verhältnisse. Zwei Monate ernsthaft versuchte
Beziehung, dann das Scheitern.
     
    Eigentlich haben wir nicht wirklich
zusammengepasst. Ich war die superschicke Bürokauffrau, die des Öfteren in kostümähnlichen,
topp schicken Klamotten auftauchte. Ihn ließ das total kalt, vielleicht hat er
es noch nicht mal bemerkt, und wenn doch, fand er meinen Stil offensichtlich
nicht passend zu seinem ›Gammlerlook‹, auf den er absolut stolz war. Trotzdem,
man denkt doch in solchen Momenten nicht gleich an Trennung?
    Es war ein verrückter Sommer. Es war
mir zu der Zeit auch noch nicht bewusst, dass ich diese Beziehung einmal als Affäre
bezeichnen würde, denn das war es für mich damals nicht. Doch jetzt nenne ich
diese zwei Monate so. Ich konnte ja anfangs nicht ahnen, dass unser Verhältnis
so schnell endet, und ich hatte wirklich ernste Absichten.
     
    Meine beste Freundin war mit seinem
Zwillingsbruder Felipe zusammen. Es war ein tolles Gefühl: Ich konnte bei meinem
Freund sein und gleichzeitig mit meiner besten Freundin frühstücken. Denn die
Brüder lebten noch in ihrem Elternhaus.
    Es war auch sonst eine besondere Beziehung,
die man wohl als außergewöhnlich bezeichnen kann.
    An dem Abend, als unsere
so genannte Affäre begann, waren wir auf einer Schaumparty im Gimbsheimer
Freibad. Er ging mit mir im Schaum tanzen. Dann, der erste Kuss: Oh, schluck,
würg! Um uns herum hielten sich einige Leute an der Hand und tanzten im Kreis
bis über die Knie im Schaum um uns herum. Keiner konnte ahnen, wie ich mich in
diesem Moment fühlte. Meine Oma sagt immer: »Träume sind Schäume!« In diesem
Fall waren die Schäume echte Alpträume! Als ich es geschafft hatte, mich von
diesem Kuss loszureißen, war mein Gesicht unterhalb der Nase nass, angesabbert!
Eins war mir sofort klar: Dieser Junge muss küssen lernen!
    Ich überlegte, wie ich das
anstellen könnte. Zuerst habe ich versucht, seine Zunge beim Küssen in eine Stellung
zu schieben, die
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