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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund
Autoren: Jürgen Herbst
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Deckakten kam es, wie es kommen mußte, und wir mußten doch vierhändig und sogar sechshändig Liebesdiener spielen.
    Lag es an unserer zickigen Danny oder an den Rüden oder einfach an den Umständen, wir wußten es nicht.
    Jedenfalls artete das Vergnügen jedesmal in einen schweißtreibenden Ringkampf aus.

    So auch zunächst bei Copper und Danny. Erstmal zusammen in den Zwinger gesperrt: „Sie werden das schon alleine schaffen!“, hinter dem Wohnzimmerfenster beobachtet und gelauscht:
    Danny: „Nu laß doch!“
    Copper: „Aber ich soll doch!“
    „Aber nicht jetzt!“
    „Aber du hast so schöne Ohren, Schlapp, Schlapp!“
    „Na, ja, vielleicht später?“
    „Ich will aber jetzt!“
    „Aber nicht so!“, geht ein winziges Schrittchen auf Seite.
    „Wie denn sonst?“, leise „Stellt auch noch Ansprüche für 400 DM!“
    „Ich muß außerdem erst mal.“
    „Das hat doch Zeit, nimm lieber den Schwanz weg.“
    „Ich halte meinen Schwanz wie ich will! Außerdem, wer bist du überhaupt, laß mal riechen?“
    „Bekannt, gewandt, immer zu Diensten, aber jetzt laß den Quatsch!“ „Wieso Quatsch, das ist für mich eine ganz ernste Sache, und wenn du nur zum Vergnügen willst, dann erst recht nicht!“
    „Mit deiner Gefühlsduselei verdirbst du einem die ganze Stimmung!“ „Krieg mich doch, ätsch!“
    Das Frauenzimmer! Dem Rüden sollte geholfen werden!
    Wir begaben uns nun also auf den Schauplatz, und das „Decken mit zwei Hilfspersonen“ sollte seinen Lauf nehmen. Aber leichter gesagt als getan, immer im entscheidenden Augenblick gelang es Danny, einen ganz kleinen Schritt auf die Seite zu machen. Dann rauf auf die Hundehütte und wieder runter, dreist vor den Rüden gestellt und dann wieder zur Seite getrippelt.
    Da, ein markerschütternder Schrei von Danny. „Ich glaub, jetzt hat er’s!“ und er hatte es tatsächlich. Jedoch der Standort war äußerst ungünstig: das schräge Dach der Hundehütte. Danny lag mit den Vorderläufen in den Armen meiner Frau, während ich versuchte, Copper wenigstens auf dem einen Lauf, der noch nicht über das Dach der Hundehütte hing, einen festen Stand zu verschaffen.
    Als unerfahrene Züchter und aus Angst, dem kostbaren Deckrüden könne etwas passieren, hielten wir die Hunde also in dieser gebückten Stellung über der Hundehütte mehr als eine Viertelstunde krampfhaft fest. Der Schweiß lief mir in Bächen von der Stirn und vermischte sich auf dem Hundehüttendach mit den Tropfen, die den hechelnden Hunden aus dem Maul tropften. Wir bekamen in Armen und Beinen abwechselnd Krämpfe, während Danny lauthals klagte und weinte. Derweil saßen auf der anderen Straßenseite unsere Nachbarn, die von der Hochzeit wußten, auf ihrer Terrasse, die dem Hundezwinger gegenüberliegt, und wurden Ohrenzeugen dieser Vergewaltigung. Andere Bekannte, die gerade auf der Straße entlanggingen, fragten die Nachbarn in Anbetracht des furchtbaren Klagens: „Was ist denn bei denen los?“
    „Ach, die haben einen Kerl da!“ und klappten nach beendeter Vorstellung ihre Stühlchen zusammen.
    Wir haben später dann immer versucht, unsere Intimsphäre in die hinteren Regionen des Gartens zu verlegen.
    So kompliziert und grausam kann man es also aus mangelnder Erfahrung machen. Abends haben wir dann auch noch darüber nachgedacht und wiederum menschliche Parallelen gezogen: „Ein wildfremder Kerl, zwanzig Minuten kennenlernen und dann ..
    Kein Wunder, daß sich so manche Hunde, bei denen dieser Ablauf normal ist, störrisch und neurotisch anstellen, zumal man bei den meisten noch eine Fahrt von einigen hundert Kilometern in Betracht ziehen muß!

    Ich glaube, daß hier bei aller Unvergleichbarkeit zwischen Hund und Mensch — obwohl ja angeblich beim Menschen der Sexualtrieb noch der animalischste sein soll — auch der Hund eine gewisse Anlaufzeit in Anspruch nehmen kann. Ein bißchen Vertrautheit und Bekanntheit und damit auch Sicherheit über Umgebung und Verhalten des „Partners“ ist sicherlich einem reibungslosen und harmonischen Deckakt zuträglich.
    Wir haben das selbst gemerkt bei unserem vorigen Deckakt mit unserem eigenen Rüden. Nicht nur, daß das eigentliche Decken viel

    laut- und problemloser vor sich ging, auch das Verhalten der Tiere vorher und hinterher, beziehungsweise dazwischen, erinnerte mehr an ein glückliches Liebespärchen: Sie lagen „Händchen in Händchen“ zusammen im Kasten zu schlafen, sie strolchten Seite an Seite zusammen durch den Garten und
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