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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund
Autoren: Jürgen Herbst
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Quaker“ trug, ein ehrenvoller, alter englischer Meutename.
    Aber rufen Sie mal den ganzen Tag „Quaker Quaker!“, unmöglich! Für uns stand sofort fest, daß ein anderer Rufname gefunden werden mußte.
    Nachdem wir uns schon nicht durchgerungen hatten, unser erstes Pärchen „Himmel und Herrgott“ zu nennen, obwohl dies zur damaligen Zeit der beliebteste Ausruf meiner Frau in allen Not- oder Ärgersituationen war, und damit sicherlich die Erziehung wesentlich vereinfacht worden wäre, mußten wir jetzt einen guten, bezugsvollen Namen finden.
    Zu dieser Namengebung sollte man wissen, daß uns vorher alle nur erreichbaren Züchter von der Haltung eines Rüden neben Hündinnen abgeraten hatten und uns bildreich die auf uns zukommenden Schwierigkeiten ausgemalt hatten. Wir blieben aber trotzdem bei unserem Entschluß und hatten dazu auch noch das Glück, daß wir aus dem Zwinger unseres Zuchtleiters nach langem Warten tatsächlich einen erstklassigen Welpen erhalten konnten. Aber dieses „Trotzdem“ war es, was uns endlich auf den neuen Namen für unseren Rüden brachte. Denn bei uns ist der berlinerische Ausdruck, wenn man etwas extra oder aus Widerspruchsgeist oder aus Wut tut: „er tut etwas aus Daffke“ geläufig. So wurde der Name „Daffke“ gefunden.
    Er hat seinem Namen bisher in zweifacher Weise Ehre gemacht: Erstens haben wir es bisher noch nicht bereut, daß wir ihn „trotzdem“ genommen haben, und zweitens haben seine Jugenduntaten oft den Anschein gehabt, als ob er sich bei deren Ausführung an seinen Namen erinnert.
    Solch beziehungsreiche Namen lassen sich natürlich nicht immer finden, obwohl wir für unsere Pensionshunde meist in relativ kurzer Zeit einen passenden Beinamen zur Hand haben. So zum Beispiel für den deckeifrigen Randy (Gott hab ihn selig) „Randy Rammler“, oder für den ruhigen, seriösen Toby „Tobias Beagle“.
    Wir suchen also weiter mit großem Ernst und Sorgfalt, oder möchten Sie ihr ganzes Hundeleben mit einem Allerweltsnamen herumlaufen, den jeder „Pfiffi“ oder „Bonzo“ oder „Pluto“ um die Ecke hat?
    Wir hoffen jedoch, daß unsere Hunde beim Tragen ihrer Namen einmal genauso viel Humor entwickeln wie wir beim Suchen.

Noch Ausstellungen — oder die Abbitte

    Wer sich die vorhergehende Glosse über Hundeausstellungen durchliest, wird darin sicherlich den Neid der nicht oder nicht sehr erfolgreichen Hundeaussteller sehen.

    Aber inzwischen hat sich doch sehr viel geändert, denn wir haben einen Weltjugendsieger in der Familie. Unser Rüde „Daffke“ hat auf der Weltausstellung die Konkurrenz aus dem Felde geschlagen. Zwar war die Frau mit der durchsichtigen Bluse auch da, und wir haben uns beim Vorführen genauso wenig ernst betragen wie sonst auch, aber der Hund muß eben doch schön sein. War das nur Glück, oder sollte bei den Hundeausstellungen doch immer alles mit rechten Dingen zugehen? Das wollten wir doch wissen! Also mit Sack und Pack zur nächsten Ausstellung nach Süddeutschland. Und o Wunder, wieder räumte unser Daffke alle erreichbaren Preise ab und wurde Erster.

    Man kann sich kaum vorstellen, welch innere Probleme uns nun quälen. Denn so „objektiv“ sind wir nun mal auch, daß wir uns sagen, wer siegt, hält immer alles für korrekt, und wer verliert und unter ferner liefen bei einer Konkurrenz abschneidet, meint immer, er hätte auch besser beurteilt werden können. Aber was sollen wir unserem titelbeladenen Hund sagen? Sollen wir unseren Erfolgserlebnis-Pokal wieder zurückgeben?

    Nein, unser Rüde ist wirklich der Schönste, und für den Pokal haben wir einen Platz ausgesucht, wo noch viele andere daneben passen.
    Es ist völlig irrig, daß wir angenommen haben, der Richter kenne den Sieger schon vorher oder würde sich durch das Äußere der vorführenden Person oder durch den Zwingernamen beeinflussen lassen. Auch die Annahme, daß die Aussteller sich die Ausstellungen nach der nicht vorhandenen Konkurrenz aussuchen, um Preise und gute Noten zu bekommen, ist völlig falsch. Alle Hunde sind vor dem Richter gleich, auch die der besten Duz-Freunde, nur, daß unserer eben der Schönste ist.

    Wir beteiligen uns also fleißig am Haartrimmen, Nägelschneiden und Bürsten und haben uns mit der Relativität der Dinge abgefunden. Nur — was wir nicht verstehen können: warum unsere anderen Hunde nicht auch Weltsieger geworden sind. Sie sind doch genauso schön!

Daffke und die schlimmsten Verbrechen der Welt
    (Chesterton
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