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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund
Autoren: Jürgen Herbst
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Mensch, Hund!

    Man sitzt gemütlich im Garten eines Bekannten, ahnt nichts Böses, und plötzlich hat man einen 50 kg schweren Neufundländer auf dem Schoß sitzen: „Mensch, Hund!“
    Man läuft eilig zum anhaltend klingelnden Telefon, stolpert über Danny’s Läufe: ,,Mensch, Hund!“
    Man begegnet auf dem Sonntagsspaziergang zwei selten schönen Exemplaren einer Rasse: „Mensch, Hunde!“
    Ebenso hören wir auf Ausstellungen oft den selben Ausruf von Leuten, die an unserer Box mit den friedlich pennenden Hunden vorbeikommen: ,.Mensch, Hunde!“
    Oder wenn wir dringend von zu Hause weg müssen und rufen die Hunde, die gerade dabei sind, einen Maulwurf zu jagen: ,,Mensch, Hunde, kommt doch endlich!“

    Mehr oder weniger gedankenlos verwenden wir immer wieder diesen Ausruf, der im Grunde inhaltsschwer und einiger Überlegung wert ist.
    Stellen Sie sich einmal vor, morgen früh ruft Ihr Hund Sie einfach: „Hund, Mensch, bring mir endlich mein Fressen!“

    Wie ist das denn nun eigentlich mit den Hunden und den Menschen? Ich bin leider kein Verhaltensforscher, weder in Bezug auf Hunde noch in Bezug auf Menschen, aber ich glaube, ich bin ein ganz guter Beobachter, was beide Spezies anbetrifft. Sind wir denn wirklich alle so gleich, wie wir es manchmal gerne sehen, wir Vierbeiner und Zweibeiner?
    Entweder wir heben den Hund auf unser menschliches Niveau, das bedeutet, er frißt vom Tisch, schläft in unseren Betten, geht mit in vornehme Salons, sitzt in Restaurants auf der Bank und ist an allen mehr oder weniger intimen Orten unser „ständiger Begleiter“. Dieses Wort, geprägt in der jüngeren Zeit für eine bestimmte Form des menschlichen Zusammenlebens, trifft in solchen Fällen den Sachverhalt meist sehr genau.
    Die Frage, die sich mir stellt, ist jedoch, wer ist dabei der Glücklichere, oder mit anderen Worten: ist das Heraufziehen des Hundes auf die Menschenebene nicht nur Egoismus oder die Kompensation zwischenmenschlicher Kontaktarmut?
    Die andere Möglichkeit des Zusammenlebens ist die, daß wir uns rein äußerlich auf die Ebene des Hundes begeben — denn was den inneren Schweinehund anbetrifft, befinden sich viele Menschen absolut unterhalb der ehrlichen Hundeverhaltensweise.
    Wir fressen also aus einem Napf, bellen uns gegenseitig an, zeigen uns die Zähne, belecken uns und versuchen, den unvollkommenen Kopfoder Leithund zu spielen. Diese von einigen Verhaltensforschem praktizierte oder versuchte Lebensweise mag zur Erforschung der tierischen Verhaltensweisen ideal sein, scheint mir aber der menschlichen Gesamtpersönlichkeit nicht unbedingt angemessen.
    Wie soll man es denn aber richtig machen, wenn man seinen Hund doch so liebt? Um darauf eine richtige Antwort zu finden, bin ich mit Sicherheit nicht qualifiziert. Außerdem bin ich voreingenommen, denn ich beobachte die beiden geschilderten Extreme, auch in abgemilderter Form, wo immer ich sie entdecke, bei mir selbst oder bei anderen Hundenarren, immer mit sehr viel Sympathie oder Humor.
    Wie überhaupt die ganze humorvolle Hundeliteratur — so auch dieses Büchlein — auf der Überzeichnung oder der Umkehr der so komplexen Mensch—Hunde-Beziehung beruht.
    Ich kann also nur für mich selber eine Lösung finden, die sicherlich nicht wissenschaftlich fundiert ist und auch nicht allgemeingültig sein kann.
    Ich bin jedenfalls zu der Überzeugung gekommen, daß beide, Hund und Mensch, nur echt glücklich sein können und zufriedene Partner werden können, wenn jeder seiner Art gemäß leben kann.

    Wie überall nachzulesen ist, hat sich der heutige Haushund entwickelt aus einer praktischen, in Urzeiten entstandenen, gegenseitigen Nützlichkeit.
    „Gibst du mir mein Fressen, helfe ich dir beim Jagen“ oder „Ich bewache dich, wenn du mich gut durch den Winter bringst.“ Das bedeutet, einer erkennt die Nützlichkeit der Fähigkeiten des anderen für sein eigenes Leben.
    Dieser seit Jahrtausenden bestehende „Vertrag“ hat sich bis auf den heutigen Tag bewährt und gehalten, zumindest gilt dies für die verschiedenen Gebrauchshundearten wie Schutzhunde, Jagdhunde, Schäferhunde und Hirtenhunde.
    Neben diesen reinen Nützlichkeitserwägungen hat sich natürlich im Laufe der Zeiten eine persönliche Beziehung besonderer Art entwickelt, die in sicherlich größerem Maße vom Menschen ausgeht.
    Diese persönliche Beziehung ist es, die auf der einen Seite zu Auswüchsen in der oben geschilderten Art führen kann, auf der anderen Seite aber auch zu
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