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Perry Rhodan - 2505 - Der Polyport-Markt

Titel: Perry Rhodan - 2505 - Der Polyport-Markt
Autoren: Michael Marcus Thurner
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1.
    Lanzenkaur

    »Nie und nimmer schaffen wir’s!«, flüsterte Zitterkaib. Er rieb sich über den dürftigen, blaugrau melierten Kinnbart, der keine 20 Zentimeter lang war und noch nicht einmal die sippenüblichen Flechten aufwies. »Aasin und seine Blendbrüder werden uns wieder erwischen. Dann setzt es Hiebe, und das Pressgeld müssen wir außerdem abliefern. Warum lassen wir es nicht gleich bleiben und geben ihnen, was sie verlangen?«
    »Halt’s Maul und achte gefälligst darauf, dass die Warenkette synchronisiert bleibt!«, fuhr Lanzenkaur seinen Freund an. Er lugte um die Ecke des schäbigen Verwaltungsgebäudes am Ende des Landefeldes. Niemand ließ sich blicken, doch das hatte nichts zu bedeuten. Sie hatten einen langen Weg vor sich, und Aasin mochte überall entlang der Wegstrecke auf sie lauern.
    »Aber ...«
    »Lass dieses ständige Aber! Sonst eheliche ich deine Schwester doch noch, und du musst für die Mitgift aufkommen.«
    Geld war ein Argument, dem sich Zitterkaib niemals entziehen konnte. Also zog der Jüngere die traditionelle Maulsperre herab und verankerte das Gummibändchen an den Seitenhaken. Dieses profunde Mittel, die eigene Geschwätzigkeit zu bremsen, machte sich bei Brautwerbungen, Vertragsanbahnungen oder bei Diskussionen über die aktuellen Schurfball-Ergebnisse bezahlt und hatte schon so manche Keilerei im Keim erstickt. Auch wenn es darum ging, den Warenzug der Sippe in die Sicherheit der Auktionshäuser zu schaffen, bewies das altgediente Ritual-Werkzeug seine Bedeutung.
    »Also los dann!«, flüsterte Lanzenkaur und winkte seinen Begleitern, ihm zu folgen. Sie passierten die Absperrung, die das Raumlandefeld von der Warenlager-Peripherie trennte, und überquerten das freie Terrain, so rasch es ging. Aasin und seine Blendbrüder würden in diesem Moment informiert werden, dass sie auf dem Weg waren.
    Zitterkaib und seine Cousins behielten die beladenen Schwebekoffer im Schlepptau, während Lanzenkaur tunlichst darauf achtete, dass die Route eingehalten wurde. Ein gutes Dutzend Diversoren umschwebte den kleinen Trupp, stets bereit, ihrer Aufgabe nachzugehen. Sie überquerten die Dritte Peripherie-Straße, schlängelten sich entlang der wartenden Bodentaxis durch das Nadelöhr der Zollpresse, das um diese Zeit insbesondere von Tagestouristen umringt wurde. Die Angehörigen einer schwer bewaffneten Hopken-Wachttruppe schenkten ihnen keine Aufmerksamkeit; sie gehörten zu jenen Söldnern, die direkt dem Marktleiter unterstellt waren und nichts mit Aasin zu tun hatten.
    Als sie die Zollbarrikaden hinter sich gelassen hatten und die Hallen vor ihnen auftauchten, wagte es Lanzenkaur erstmals durchzuatmen. So weit, so gut. Im Schatten eines Informationsstandes schöpften sie tief Atem. Nahe dieses stark frequentierten Eingangsbereichs, der zum beliebten Vergnügungsbereich für Tagestouristen gehörte, fielen sie trotz der Kisten, die sie mit sich schleppten, kaum auf.
    Lanzenkaur kontrollierte die Anzeigen seiner Individual-Orter. Keine Anzeichen von Gefahr; doch das hatte nichts zu bedeuten. Die Deflektoren der Hopken waren wesentlich leistungsfähiger als ihre eigenen Geräte.
    »So weit sind wir schon lange nicht mehr gekommen«, nuschelte Zitterkaib, der seine Maulsperre ein wenig gelöst hatte. »Diesmal schaffen wir’s. Ganz sicher.«
    Seine Stimmung schwankte zwischen grenzenlosem Pessimismus und überschwänglichem Enthusiasmus. Darin ähnelte er den meisten ihrer Sippe.
    »Wir haben erst die Hälfte des Weges hinter uns«, mahnte er zur Vorsicht. »Bleibt aufmerksam. Überprüft nochmals die Warenkette und seid bereit, die Diversoren einzusetzen.«
    Die Cousins nickten. Sie waren die besten Mitglieder seiner Crew. Sie gehorchten seinen Anweisungen fast immer. Die fünf Wagokos kontrollierten den Synchronkurs ihrer Kisten und zogen dann ihre Maulsperren wieder fest.
    Erlebten sie an diesem Tag ein Wunder? Würden sie es endlich schaffen, unbeschadet zur Abladestelle zu gelangen? Lanzenkaur betete das Ende ihrer Demütigungen herbei. Seit langer Zeit litten sie unter den Repressionen, die ihnen Aasin und seine Landsleute auferlegten.
    Geduldig wartete er ab, bis die Marketender der Mittagsschicht mit müden Schritten an ihnen vorbeimarschierten. Alle wurden von maschinellen Börsenmotzern umschwebt, die sich bemühten, erste Geschäfte anzubahnen und die Müdigkeit der Arbeiter auszunützen.
    »Jetzt!«, gab Lanzenkaur das Zeichen zum Aufbruch.
    Das Volk Lanzenkaurs war klein,
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