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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund
Autoren: Jürgen Herbst
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unberechenbar schnelle Entschlüsse, das mich übrigens aufs Innigste mit den Beagles verbindet. Anrufen, Hinfahren, Ansehen und Kaufen war eins.
    Dann hatten wir also unser Finchen — „Fina vom Lehnerhof“ — im Flur in einer großen Pfütze sitzen und waren überglücklich.
    Finchen wurde gehätschelt, getätschelt, umsorgt und wanderte von einem Schoß zum anderen. Völlig verständnislos stand ich den Leuten gegenüber, die mitleidig lächelten, wenn ich mit stolz geblähter Brust, als großer und schwergewichtiger Mann, meinen „Hund“, einen winzigen Welpen, durch die Straßen führte oder ehrlicher gesagt hinter mir herzog.

    Um es kurz zu machen, Fina ging nach sechs Wochen an Hepatitis ein. Die Trauer war groß, aber die Aktivitäten bei der Suche nach einem neuen Welpen wurden verdoppelt. Die kurze Zeit des Wischens,
    Putzens und Reparierens hatten uns einerseits davon überzeugt, daß der Beagle der richtige Hund für uns war, und andererseits in dem Entschluß bestärkt, nie mehr einen Hund im Handel oder auf Anzeigen zu kaufen.

    Durch Freunde, Bekannte und einen Teckelzüchter kamen wir schließlich mit detektivischer Kleinarbeit an einen anerkannten Züchter in Norddeutschland, der gerade einen frischen Wurf von vier Welpen hatte. Es wurde ein Termin vereinbart zur Besichtigung und zum Aussuchen eines Welpen. Ich fuhr also dorthin und kam abends spät nach Hause.
    Ungeduldig und wißbegierig wartete meine bessere Hälfte auf meinen Bericht. Ich erging mich jedoch erst lang und breit in der Beschreibung des Zwingers, der Mutter der Welpen, der Halbschwester und der Welpen selber. Als meine Frau die Ungewißheit nicht länger ertrug und endlich wissen wollte, welchen Welpen ich denn nun ausgesucht hatte, konnte ich das Gewitter nicht länger hinauszögern: Ich hatte — weil doch die Entscheidung so schwer fiel — gleich zwei Hündinnen gekauft, Danny und Dolly.

    An die Arbeit, die auf die unermüdlich wischende Hausfrau zukam, hatte ich natürlich nicht gedacht. Vielleicht war es auch die unbewußte Angst, bei einem Unfall oder durch Krankheit wieder ohne Hund zu sein, die sich später leider auch als begründet erweisen sollte.
    Eines war jedenfalls sicher: In Zukunft würde niemand mehr über mich lächeln, wenn ich mich mit einer nunmehr meiner Masse angepaßten Meute in der Öffentlichkeit zeigen würde.

Geschäftsinteresse

    Niemals hätte ich mir träumen lassen, welch intensives Interesse Beagles bereits im zarten Welpenalter meinen geschäftlichen Tätigkeiten entgegenbringen.
    Ich bin Kaufmann und habe mein Büro im eigenen Hause. Da ich meine Geschäfte im großen Umfang im Ausland tätige, bin ich also sehr auf Telefon, Telex und Post angewiesen.
    Nichts von der Neugier unserer Hunde ahnend, hatten wir unsere beiden Welpen im Hausflur untergebracht, wo der Briefträger täglich eine geheimnisvolle Klappe betätigte und Papier zum Spielen brachte und wo, von uns unbeachtet, das Telefonkabel zirka dreißig Zentimeter über dem Hundekörbchen herlief.
    Zwar war es mir schon öfters beim Telefonieren so vorgekommen, als würden meine Geschäftspartner neuerdings dauernd Zwieback oder Radieschen kauen, wenn sie mit mir sprachen, oder als hätte ich geheimnisvolle Mithörer in der Leitung. Aber ich hatte mir darüber weiter keine Gedanken gemacht, bis ich eines Tages aus meinem Büro kommend die beiden genüßlich auf Kosten der Bundespost frühstücken sah.
    „Pfui“ und „Aus“ und ein Klaps mit der immer bereitliegenden, aber meist zerfetzten Zeitung, aber es war schon zu spät: Traurig hing das Telefonkabel nur noch an einer Ader zusammen.
    Nun wäre das nicht weiter schlimm gewesen, wenn ich nicht zehn Minuten vorher gerade ein äußerst wichtiges Überseegespräch angemeldet hätte, welches ich jeden Moment erwartete.
    Nachdem ich als Optimist sicherheitshalber im Büro nochmal den Hörer abgehoben hatte, um zu prüfen, ob nicht etwa eine Ader auch zum Telefonieren genügt, untersuchte ich die Kaustelle genauer und kam zu dem Ergebnis, daß, wenn man die Adern auf beiden Seiten zusammenbringen würde, ein Gespräch möglich sein könnte. Um das zu probieren, wurde Frauchen gerufen, mußte am Boden kauernd, die beiden Kabelenden in den Händen, sich bemühen, den Kontakt herzustellen, während die beiden Welpen wissensdurstig an ihr hochsprangen.
    Ich ging derweil ins Büro und — welche Überraschung: das Telefon klingelte. Es war mein Überseegespräch. Ich schrie nur noch
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