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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund
Autoren: Jürgen Herbst
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„festhalten“, als mein Gesprächsparter aus Brasilien schon in der knackenden Leitung war.
    Haben Sie schon einmal versucht, zehn Minuten lang in der Kniebeuge, an jedem Ellenbogen einen Beagle zupfend, drei winzige Kontakte aneinanderzuhalten?
    Wie schwierig das war, merkte ich an dem immer häufiger werdenden Knacken und den Unterbrechungen. „Bad line today“ meinte mein Gesprächspartner. Ich stimmte zu und nutzte eine weitere Unterbrechung, um nochmal „festhalten“ zu brüllen. Ein schwaches „mach schnell, ich kann nicht mehr“ antwortete mir aus dem Flur. Obwohl immer gerade, wenn mein Lieferant den Preis nennen wollte, um den es hauptsächlich ging, ein immer stärker werdendes Zittern durch die Leitung ging, kamen wir doch noch glücklich zum Geschäftsabschluß. Als ich in den Flur kam, war meine Frau — zwar noch schweiß gebadet und mit zittrigen Händen — dabei, das „Lumpenpack“ zu kraulen. Danny und Dolly haben mir hinterher glaubhaft versichert, daß sie absolut nicht verstanden haben, warum wir damals in ein solch tierisches Gelächter ausgebrochen sind.
    Das Telefonkabel wurde gesichert, und zukünftig richtete sich das Interesse der Beiden vornehmlich auf die eingehende Geschäftspost. Meist gaben sie sich mit dem Öffnen der Kuverts und mit dem Durchlesen der Korrespondenz zufrieden. Einer meiner meistgemahnten Kunden und zögernsten Zahler muß jedoch solch einen schlechten Geruch gehabt haben, daß Dolly sich veranlaßt sah, den endlich eingegangenen Scheck in tausend Stücke zu zerreißen.
    Abgesehen von dem abendlichen Puzzlespiel und dem komischen Blick des Bankbeamten bei der Einlösung des Schecks, habe ich die Konsequenz gezogen und mich auf die Nase meines Hundes verlassen: der Kunde wurde nicht mehr beliefert.

Züchter sein dagegen sehr ... — oder der Karnevalsscherz

    Auf die Idee, Beagles selber zu züchten, kamen wir durch ein recht unerfreuliches Ereignis. Eine von unseren beiden Beaglehündinnen, Dolly, wurde eines Tages leider erschossen aufgefunden, und die andere Hündin, Danny, trauerte wochenlang so herzzerreißend, daß wir davon überzeugt waren, mit einer Hündin allein nicht weiterleben zu können. Wir hofften, Danny und uns selber mit einem eigenen Wurf über den Kummer hinwegtrösten zu können.
    Als Hundeliebhaber, jedoch als züchterischer Laie, stellt man sich vor, daß man sich nur einen Rüden der gleichen Rasse zu besorgen braucht, um damit den Nachwuchs zu produzieren.
    Aber halt! Vor den Erfolg setzen die Zuchtvereine viel Arbeit, Schweiß und Geld. Denn, um mit einem Hund anerkannt züchten zu können, muß man Vereinsmitglied sein, Gesundheitszeugnisse herbeischaffen, Prüfungen und Ausstellungen erfolgreich absolvieren und außerdem einen anerkannten Zwingernamen geschützt bekommen — natürlich alles gegen Gebühren —. Das heißt also, aus unserer schnellen Deckplanung zum Trost für Hund, Herrchen und Frauchen konnte nichts werden.
    Wir wußten ja noch nicht einmal, was Einfachstzucht, Registrierzucht, Ahnentafelzucht, Körzucht oder Leistungszucht ist; wie kann man da?
    Gründlich und dickköpfig, wie wir und die Beagles sind, wurde dann also ein Jahr lang gebüffelt, geprüft, ausgestellt, bis wir uns schon fast selber für zuchttauglich hielten und unsere Kinder über Vernachlässigung klagten.
    Alle erdenklichen Bücher wurden gewälzt und sorgfältig durchgearbeitet. Die jeweiligen Kapitel „Der Deckakt“ konnten wir schon fast auswendig, als es endlich soweit war, daß wir die mit allen notwendigen Papieren ausgestattete zuchttaugliche Hündin dem mit allen notwendigen Papieren ausgestatteten und zuchttauglichen Rüden zuführen konnten.
    Dies geschah zweimal, und, obwohl der Rüde nicht gehangen hatte, waren wir der Überzeugung, daß wir durch unser Festhalten, Schieben, Drücken, Ziehen und gutes Zureden alles Notwendige getan hatten, um die Hochzeit erfolgreich zu gestalten. Auch der Rüde meinte anschließend, er habe mehr als seine Pflicht getan und fiel müde in sich zusammen. Über die Feinheiten des Deckens soll jedoch noch an anderer Stelle ausführlich berichtet werden.
    Nach einiger Zeit entsprach Danny’s Bauchumfang und ihr mürrisches Wesen unserer guten Hoffnung. Vor allem ihr unendlich gesegneter Appetit machte uns sicher (laß sie doch, sie muß ja auch für Sieben fressen!).
    Wir begannen nun, die Kapitel „Geburt“ und „Welpen“ auswendig zu lernen. Besonders die in allen Büchern verschieden
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