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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund
Autoren: Jürgen Herbst
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einer echten Partnerschaft oder Freundschaft führen kann. Wobei ich in diesem Zusammenhang das Wort „Liebe“ unbedingt vermeiden möchte, wo doch selbst der Mensch zu dieser komplexen und komplizierten Seelenregung nicht immer fähig ist. Nennen wir es lieber Anhänglichkeit in der Geborgenheit.
    Das ist es, was der Hund braucht, Geborgenheit, Sicherheit, einen festen Platz in der Gemeinschaft, auch wenn es nur eine Zweiergemeinschaft ist. Wenn wir ihm diese Sicherheit innerlich und äußerlich geben, benötigt der Hund keine goldenen Näpfe, kein Messer und keine Gabel, kein eheliches Bett, um zufrieden und glücklich zu sein. Dann ist er auch froh mit einer einfachen Decke im Flur oder mit seiner Hütte im Zwinger und gibt einfach alles, was er hat, seine ganzen Fähigkeiten und seine ganze Anhänglichkeit.
    In diesem Zusammenhang kann man sicherlich von der verständlichen Kapazität her Kleinkind und Hund auf eine Stufe stellen. Auch das Kleinkind braucht in erster Linie die Geborgenheit und Sicherheit neben der Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse. Es braucht die Sicherheit über den eigenen Stellenwert innerhalb der Familie, um zu einem ausgeglichenen, friedlichen Kind heranwachsen zu können. Wenn wir sehen, welch querulante, quengelige und tyrannische Kinder und später Erwachsene sich oft aus verhätschelten und mit „Liebe übergossenen“ Säuglingen entwickeln, wissen wir genau, was aus unserem Hund werden kann, wenn er genauso behandelt wird.
    Hiermit will ich auf keinen Fall für den Hund als Kinderersatz plädieren, sondern lediglich aufzeigen, in welche Entwicklungsstufe der
    Hund meines Erachtens gehört und in welcher er seine Endstufe erreicht hat, während dies für uns Menschen erst der Anfang vom Elend ist.
    Wir legen also oft in den Hund Erwartungen, Denkvermögen, Liebesfähigkeit hinein, die einem erwachsenen Menschen angemessen sind, und sind dann oft enttäuscht, wenn unser Hund das nicht bringen kann. Diese Enttäuschung merkt der Hund, und sie verunsichert ihn. Und ein verunsicherter Hund ist ein unglücklicher Hund, der weder berechenbar ist noch jemals zu seiner höchsten Leistungsfähigkeit finden kann.
    Ebenso verunsichern wir unseren Hund, wenn wir uns von dem schon seit frühestem Welpenalter eingeprägten Verhaltensschema des Menschen entfernen und uns „hündisch benehmen“. Wo bleibt da die sorgende Sicherheit, der überlegene Wille, dem man sich bedenkenlos anvertrauen kann?
    Vielleicht sollte man ab und zu einmal über diese Zusammenhänge nachdenken, wenn wir mal wieder „Mensch, Hund!“ ausrufen, genau wie mich dieser Ausdruck zum Nachdenken angeregt hat.
    Ein glückliches, zufriedenes und auch leistungsfähiges „Gespann“ ist nur dann möglich, wenn der Hund als Hund behandelt wird und der „Herr“ sich genauso sicher als Herr fühlt und sich beide gegenseitig das abverlangen und geben, was ihrer Art und ihren Fähigkeiten entspricht.
    An den nachfolgenden Geschichten kann man klar erkennen, daß der Weg dahin ein Lernprozeß ist, der mit vielen Fehlern und Rückschlägen auf beiden Seiten gepflastert ist.
    Darüber sollte man jedoch den Humor nicht verlieren, denn was man falsch gemacht hat und als falsch erkannt hat, darüber kann man lachen.

Finchen — oder wie alles anfing

    Unsere erste Hunde liebe war eine dreifarbige finnische Bracke, in die wir uns als jungverheiratetes Ehepaar auf einem Urlaub in Finnland verliebt hatten.
    Inzwischen waren die Jahre ins Land gegangen, und wir waren aus unserer kleinen Mietwohnung ins Eigentumshäuschen am Waldrand gezogen, hatten zwei Kinder gezeugt und etwas Rasen angesät, so daß der alte Wunsch nach einem Hund endlich realisiert werden konnte. Außerdem war ich der Überzeugung, daß ein Jagdbegleiter und Hausbewacher jetzt unbedingt notwendig wäre.
    Von der finnischen Bracke blieb bei der Auswahl der Rasse nur der treue, sanfte Blick und die Dreifarbigkeit übrig. Kurz, die eigenen und die Argumente der Verwandtschaft und Bekanntschaft brachten uns auf den Beagle. Der „kleine, kinderliebe englische Laufhund mit jagdlichen Ambitionen“ erschien uns goldrichtig, obwohl wir damals noch nicht ahnen konnten, wieviele Lach- und Wutanfälle uns noch beschert werden sollten.
    Eines samstagnachmittags saßen wir gerade ruhig auf der Terrasse und blätterten in der Tageszeitung, als mir plötzlich die Anzeige über den Verkauf von Beaglewelpen in die Augen stach. In diesem Moment überfiel mich mein Faible für
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