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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth
Autoren: Andreas Weiler
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Prolog
    Das erste Licht des Morgens war ein perlender Glanz, der durch die noch dichte Wolkendecke tropfte. Wind kam auf und flüsterte über das Schlafende Land. Hier und dort waren die Wohnkokons noch still, die silbernen Schließfäden noch fest verankert. Jene, die sich im warmen Innern befanden, träumten noch … von Zeiten, die längst vergangen waren, andere von denen, die noch kommen mochten. Sanfte Blitze sickerten aus den auseinandertreibenden Wolkengebirgen hervor und neigten sich dem Schlafenden Land entgegen.
    »Kommt!« rief die Geschichtenerzählerin der Schar Kinder zu. Die Umarmerin blieb an einer Kokonkolonie stehen und winkte mit ihren halbtransparenten Armen. »Kommt nur. Es ist dies die Zeit der Regenbogen. Und die Zeit der Geschichten.«
    Die Kinder blickten empor zu den schwebenden Blitzen, und ihre Augen waren groß und staunend. Fast scheu folgten sie der Umarmerin an den Kuben der Bioheime vorbei. Sie waren leise, denn sie wollten die Schläfer nicht stören. Die Geschichtenerzählerin leitete sie zu einer kegelförmigen Anhöhe, die aus der Mitte des Dorfes wuchs. Berg der Kinder wurde diese Erhebung genannt, und als die Jungen und Mädchen zusammen mit einigen Extrasolaren die Borkenstufen emporkletterten, erfaßte sie eine sonderbare Unruhe.
    Oben raffte die Geschichtenerzählerin ihr langes, weißes Gewand und wandte das schmale Gesicht dem lauen Wind zu. Ein purpurner Haarschopf flatterte wie ein Banner; unten im Dorf öffneten sich die ersten Wohnkokons. Irgendwo war leises Summen, gemurmelte Melodien, die nicht nur von menschlichen Lippen formuliert wurden.
    Vom Kinderberg hatte man eine hervorragende Aussicht über das nun erwachende Land: das Dorf mit seinen nahezu fünfhundert Heimstätten, die Gemeinschaftskuben, in denen Menschen und Extrasolare die Beendigung eines Tagwerkes feiern mochten; weiter im Osten, in Richtung der aufgehenden Tri-Sonne, die Doppelpilze der Umarmungs-Gesellschaft, Symbole der Freundschaft und der Liebe, die sich an die Stummen Grate schmiegten, den Rücken eines aufragenden Gebirges; nördlich davon lagen die Brutkammern, die von den Bioingenieuren erst vor wenigen Wochen fertiggestellt worden waren. Hier begann neu, was einst ein Ende gefunden hatte, während des Zweiten Kataklysmus. Das Licht der Hoffnung – noch flackerte es sanft und matt und trüb, noch war es eine Flamme, die leicht erlöschen konnte … aber sie wuchs und wurde heller. Neu-Sarym stand erst am Anfang der Entwicklung. Neu-Sarym würde leben. Es waren Fehler gemacht worden, aber sie hatten auch neue Erfahrungen induziert, und die Vergangenheit, der Untergang Saryms, war ein Lehrbuch, das Konsequenzen deutlich machte und neue Wege aufzeigte.
    Nein, dachte Mirhna die Geschichtenerzählerin, es ist nicht zu Ende. Es beginnt erst. Und diesmal wird niemand den Wandel zurückdrängen können. Diesmal nicht. Diese Kinder hier sind ebenso ein Symbol der Hoffnung wie die Doppelpilze der Umarmungs-Gesellschaft. Vielleicht werden sie einst Neu-Sarym verlassen und eine neue Heimat finden in und auf den Wandernden Welten der Terranauten; dann werden sie wie Sporen sein, die davonsegeln, umschmeichelt von Ewiger Nacht und den Melodien des Sonnenwindes, mit Botschaften auf den Lippen und in den Gedanken, mit Freundschaft in den Herzen. Sie werden Bande knüpfen zwischen den Sternen, Bande, die niemand mehr zerreißen kann. Oh ja, sie werden die Brückenbauer einer Zukunft sein, die ihre Wurzeln hat in interstellarer Harmonie, in einer Gemeinschaft der Lebendigkeit, die keine Zerstörungen mehr kennt.
    Die bioelektronische Produktivzisterne am westlichen Rand des Dorfes begann zu summen, und der Wind trug das Raunen und Flüstern auch hinauf zum Kinderberg. Mirhna wandte sich um.
    »Seht!« rief ein kleiner Extrasolarer und deutete mit einer Zierlichhand empor. »Es ist soweit. Die Regenbogen …«
    Köpfe hoben sich. Blicke tranken den farbigen Schimmer, der nun vom Himmel gleißte. Es waren Stege aus Gold und Silber, seidene Schleier aus Grün und Scharlach. Die Krillkolonien an der Grenze zur Kälte und zur Ewigen Nacht begannen nun wieder ihre Wanderung. Wind und Lichtdruck bliesen sie davon, mit ausgefahrenen Zartsegeln.
    Regenbogenzeit.
    Zeit der Legenden und Geschichten. Zeit der Wachen Träume und Besinnung. Zeit des Nachdenkens und der Einsicht dessen, was geschehen war und von der Zukunft gebracht werden mochte. Die Zeit der Kinder.
    Die Geschichtenerzählerin spürte die Unruhe unter
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