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No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
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Einleitung
     
    Das Urheberrecht gibt den Urhebern die ausschließliche Kontrolle über eine wachsende Anzahl künstlerischer Ausdrucksformen an die Hand. Tatsächlich sind es jedoch oft nicht die Urheber, die die Rechte besitzen, sondern große Kultur- und Medienunternehmen. Diese kontrollieren gleichermaßen die Produktion, den Vertrieb und die Vermarktung eines großen Repertoires an Musik, Theaterproduktionen, Musicals, Literatur, Soaps, Shows, bildender Kunst oder Design. Dadurch können diese Unternehmen entscheiden, was wir in welchen Zusammenhängen zu sehen, zu hören und zu lesen bekommen. Und vor allem, was nicht.
    Die Digitalisierung hat zwar das Potenzial, diese hyperkontrollierte und überfinanzierte Landschaft nachhaltig zu verändern. Aber ob das wirklich geschehen wird, ist unsicher. In die Unterhaltungsindustrien werden beträchtliche Geldmengen investiert. Die Auswirkungen davon sind weltweit zu spüren. Kultur bringt Umsatz. Vorerst deutet nichts darauf hin, dass die Kultur- und Mediengiganten dieser Welt ihre marktbeherrschende Stellung einfach so aufgeben würden. Weder in der alten Welt, der materiellen, noch in der neuen, der digitalen.
    Das birgt erhebliche Gefahren. Wenn einige wenige Konzerne die öffentliche Kommunikation eines kulturellen Gemeinwesens in beträchtlichem Maße kontrollieren, untergräbt das die Demokratie. Jeder hat die Freiheit, zu kommunizieren und am kulturellen Leben des Gemeinwesens teilzunehmen. So steht es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Aber diese universellen Rechte werden zunehmend von den privaten Rechten einzelner Firmen und Investoren überlagert, die ihre eigenen ideologischen und ökonomischen Ziele verfolgen.
    Wir halten eine solche Zukunft nicht für alternativlos. Es ist durchaus möglich, faire Rahmenbedingungen für alle zu schaffen. Dabei erweist sich allerdings das Urheberrecht als Hemmschuh. Die Bestseller, Blockbuster und Stars, die von den großen Medienunternehmen auf den Markt geworfen werden, wirken ebenfalls verheerend. Sie sind so dominant, dass für die Arbeit unzähliger anderer Künstlerinnen und Künstler kaum noch Platz bleibt. Letztere werden an den Rand gedrängt. Das Publikum erfährt kaum noch von ihrer Existenz.
    Im ersten Kapitel zeigen wir, dass es mittlerweile zahlreiche Einwände gegen das Urheberrecht gibt, weshalb es naheliegt, nicht mehr allzu lange auf diese Karte zu setzen. Natürlich sind wir nicht die Einzigen, die erkannt haben, dass das Urheberrecht ein problematisches Instrument (geworden) ist. Deshalb widmen wir das zweite Kapitel verschiedenen Versuchen, das Urheberrecht wieder auf den rechten Weg zu bringen. Obwohl wir die Argumente derer, die sich für zeitgemäße Alternativen einsetzen, ebenso beeindruckend finden wie ihr Engagement, glauben wir letztlich, dass im 21. Jahrhundert eine radikalere, fundamentalere Herangehensweise angesagt wäre. Diese stellen wir in Kapitel 3 vor. Dort versuchen wir, für eine Vielzahl kultureller Unternehmer, zu denen wir auch die Künstler zählen, einheitliche Rahmenbedingungen zu skizzieren. Unter diesen Bedingungen, so lautet unsere Analyse, ist allerdings für das Urheberrecht kein Platz mehr. Ebenso wenig wie für Unternehmen, die auch nur ansatzweise marktbeherrschend wären.
    Wir erwarten uns davon Folgendes:
– Wenn der Investitionsschutz wegfällt, den derzeit das Urheberrecht gewährt, lohnt es sich nicht mehr, übermäßig in Blockbuster, Bestseller und Stars zu investieren. Folglich können diese die Märkte dann nicht mehr beherrschen.
– Im großen Maßstab zu agieren, was Produktion, Vertrieb und Marketing betrifft, lohnt sich angesichts der neuen Marktverhältnisse nicht mehr. Als Mittel der Wahl, um eine solche Nivellierung der Märkte zu erreichen, schlagen wir ein konsequent angewandtes Wettbewerbsrecht vor, d. h. die Wettbewerbshüterinstanzen müssen aktiv handeln, um Marktdominanz zu unterbinden.
– Unser kulturelles Erbe und unser an künstlerischer Kreativität und Wissen reiches Gemeinwesen werden nicht mehr privatisiert.
    Der Markt wird dann so offen sein, dass mehr Künstler mit ihrem Publikum in Kontakt treten können, ohne dabei von den »Großen« – die so groß nicht mehr sein werden – behindert zu werden. Folglich werden sie ihre Werke auch besser verkaufen können. Zugleich wird das Publikum nicht mehr mit Werbung überschwemmt und genießt deshalb in Sachen Kultur eine größere Freiheit, weil es sich von seinem
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