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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund
Autoren: Jürgen Herbst
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spärlichen Reste einer Geburtstagstorte in den Händen hielt.
    Sie hatte diese, da im Kühlschrank kein Platz mehr war, auf den kühlen Treppenabsatz oberhalb des Hausflures gestellt und wollte sie soeben auftragen. Sie war stumm vor Wut und brachte nach einiger Zeit endlich mit zitternden Lippen hervor: „Diese Diebe!“
    Es wurde für uns eine recht peinliche Geburtstagsfeier, obwohl alle es mit relativ viel Humor aufnahmen.
    Als wir uns mit unseren sich dauernd genüßlich leckenden Hunden verabschiedeten, kam Tante Maria hinterhergelaufen mit einer kleinen Tüte in der Hand und sagte, das wäre der Rest für unsere Hunde.
    Aber eingeladen wurden wir dort nicht mehr mit unseren gut erzogenen Hunden. Sie betteln zwar nicht — aber sie klauen!
    Ähnlich erging es uns eines Tages, als wir in unserem Innenhof ein kleines Grillfest veranstalteten. Das Fleisch und die Würstchen lagen gerade gut auf dem Grill, als es mit Blitzen und Donnern anfing, Bäche zu gießen.
    Schnell versuchten wir, alles zu retten, und in gemeinsamer Aktion wurden Stühle, Kissen, Geschirr, Kerzen und Lampions gegriffen und in unseren Barkeller getragen.
    Als Gastgeber hatten wir alle Hände voll zu tun, um es den Gästen schnell wieder gemütlich zu machen. Ich hatte gerade den Plattenspieler wieder angeschlossen und ging raus, um nochmal nach dem Fleisch auf dem Grill zu sehen. Aber der Grill war abgeräumt, und ich dachte, Gesine, meine Frau, hätte es runtergenommen, um es im Küchenherd weiterzugrillen.
    Dann sah ich nochmal schnell nach den Hunden. Aber die lagen gemütlich im offenen Zwinger und schienen sich aus dem Gewitter nicht viel zu machen. Beruhigt ging ich hinein und versuchte, die innere Trockenheit zu verscheuchen.
    Derweil war Gesine rausgegangen (wir haben eine verwirrende Zahl von Ein- und Ausgängen zum Innenhof), hatte gesehen, daß ich Fleisch und Würstchen schon versorgt hatte, und hatte sich ebenfalls beruhigt zu den Gästen gesetzt.
    Einer von diesen bekam jedoch nach einiger Zeit Hunger und fragte: „Was ist eigentlich mit dem Fleisch?“
    Wir sahen uns an, denn es mußte schon längst gar sein.
    „Du hast doch...“
    „Hast du nicht?“
    Nichts wie raus in den Zwinger, und da sahen wir die Bescherung, beziehungsweise den Rest der Bescherung: ein paar kleine Knöchelchen und natürlich unsere braven Hunde, die sich schwanzwedelnd für die gute Extramahlzeit bedankten.
    Wir haben geschimpft wie die Rohrspatzen, für Danny und Dolly jedoch völlig unverständlich, denn „unbewachtes Fleisch im Freien ist unser Eigentum!“
    Zum Glück hatten wir noch etwas in der Truhe, so daß nach einigem Warten doch noch alle satt geworden sind. Aber seither werden die Hunde beim Grillen eingesperrt.

Liebesspiele

    Wenn ich schon über die verschiedenen Lebensbereiche von Hund und Mensch aus meiner Sicht berichte, so kann ich bei bestem Willen und aller Diskretion die Intimsphäre der Hunde und die menschliche Einmischung in diese nicht schonen. Mit anderen Worten, hier soll vom Deckakt die Rede sein.
    Die von „nur Hundebesitzern“ so schändlich vernachlässigte und meist als unerwünschte Eigenschaft ängstlich ignorierte Sexualität der Hunde gehört für die Hundezüchter zu einem der Hauptthemen des Hundelebens. Denn ohne die Pflege dieses Urtriebes ist auch bei unseren Vierbeinern die Zeugung oder auch Erzeugung von Nachwuchs nicht möglich.
    Ehe wir uns zur Zucht entschlossen, war das Decken eigentlich eine ganz natürliche und unproblematische Sache für uns, die bei allen Degenerationserscheinungen, die unsere heutigen Haushunde aufzeigen mögen, doch noch vom Instinkt ausreichend gesichert schien. Aber wie schon bei vielen Sachen mußten wir uns eines Besseren belehren lassen, als wir uns die einschlägige Literatur zu Gemüte führten. Da stand doch nur ein ganz kurzer Absatz über das normale Decken und dann seitenlange Ausführungen über das Decken mit einer Hilfsperson, das Decken mit zwei Hilfspersonen und sogar über das Decken mit drei Hilfspersonen. Wir sahen uns entsetzt an, denn wir stellten uns diese Situation recht bildhaft auf den menschlichen Bereich übertragen vor, und das kam uns ziemlich komisch vor . . . Aber lieber nicht mehr davon, sonst hält man uns noch für prüde.
    Wir machten uns also mit allen Eventualitäten bekannt, waren aber in dem festen Glauben, daß uns und unsere problemlosen Hunde mindestens diese Schwierigkeiten nicht betreffen könnten.
    Jedoch, bei unseren ersten
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