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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund
Autoren: Jürgen Herbst
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über einige besonders abartige Freßgewohnheiten unserer Hunde berichten, von denen mir bis heute noch nicht klar geworden ist, ob sie rassetypisch sind oder ob man von anderen Hundehaltern einfach nicht die Wahrheit erfährt. Vielleicht haben auch nur unsere Hunde diese abwegigen Veranlagungen; um so mehr wird sich der lesende Hundebesitzer über seine eigenen, normalen Hunde freuen.
    So fingen unsere Beagles bereits im zarten Jugendalter an, die Plastikwürfel unseres Sohnes Stefan anderer Fertignahrung — und sei sie auch noch so bekannt — vorzuziehen. Ständig umlagerten sie das Laufställchen des Einjährigen und warteten geduldig auf nahrhaftes Spielzeug aus Polyethylen oder anderen Kunststoffen. Dieses wurde ihnen von ihrem Meutegenossen auch bereitwillig hinausgeworfen.
    Später wurden dann Schaumstoffüllungen von Kissen eine beliebte Vorspeise. Als Hauptgang kamen dann Puppen oder Stofftiere von Andrea auf den Speiseplan.
    Es folgte dann eine Erziehungsperiode, in der wir die Kinder und uns selber dazu anhielten, die Wohnung hundesicher zu gestalten. Alles, was auch nur irgendwie entfernt zur Befriedigung der absonderlichen Freßgelüste unserer Hunde dienen konnte, wurde auf eine Mindesthöhe von zwei Metern verbannt.
    Diese Beschneidung des Magenfahrplans nahmen uns Danny und Dolly offensichtlich übel. Als ich eines Tages durch den Garten ging, um sie zu suchen, fand ich sie versteckt in der hintersten Ecke genüßlich auf ihren eigenen Exkrementen herumkauen. Dieses Schreckgespenst aller Hundehalter fuhr mir in die Glieder, und wir versuchten, uns Rat zu holen bei allen uns bekannten Hundebesitzern und herauszubekommen, was wir bei der Ernährung wohl falsch gemacht hätten.
    Wir wurden nun mit dem Problem der magenfüllenden Ballaststoffe konfrontiert, die zusätzlich auch noch einen abscheulich angenehmen Geschmack haben sollten. Die Lösung war der Pansen.
    Seit dieser Zeit geht einmal wöchentlich ein seltsamer Geruch durch unser Haus. Wir besorgten uns bei unserem Fleischer Rinderpansen, der zunächst in der Küche, später dann aus verständlichen Gründen auf einer separaten Kochplatte in der Garage von Frauchen abgekocht wurde.
    Alle normalen Garagen riechen nach Benzin und Öl, was einen Hund nicht besonders reizen kann. Aus unserer Garage entweichen jedoch regelmäßig stinkige Pansenschwaden.
    Vorübergehende Leute meinen immer, wir würden die armen Hunde zur Ergänzung des spärlichen Fressens und aus Kostengründen das Öl auflecken lassen, das ständig aus unserem alten Wagen tropft. In Wirklichkeit lecken sie nur den übergekochten Pansensaft mit Wollust auf.
    Ein Bekannter witterte sogar eine geheime Erfindung und eine Lösung des Energieproblems. Als ich mit ihm durch die Garage ging, schnüffelte er umher und sog mehrmals tief die Luft ein: Er wollte unbedingt wissen, mit welchem Treibstoff ich meinen Wagen fahre.
    Von Schuhen, Sandalen und Pantoffeln habe ich schon öfters gehört, deshalb will ich dieses kostenintensive Thema übergehen. Andere Ledersachen wie Leinen, Handschuhe, Lederknöpfe waren bis zur Anschaffung von Lederkauknochen eine beliebte Nachspeise.
    Wir haben bisher schon sehr viel Zeit damit zugebracht, die Ahnentafel und Stammbäume unserer Hunde zurückzuverfolgen, aber es ist uns bisher nicht geglückt, den Holzwurm unter ihren Vorfahren zu finden, von dem sie die Neigung zum Anknabbern und Verzehren von Möbelstücken, Holzleisten und anderen Holzgerätschaften geerbt haben könnten.
    Dagegen kann man Mäuse, kleine Vögel und Omas besten Pelzmantel ohne weiteres aus ihrem angewölften Jagdinstinkt erklären.
    Bei der Zusammenstellung des Magenfahrplans sollte man vor allem nicht vergessen, auf den erhöhten Vitaminbedarf der Hunde zu achten. Dies war uns wohl mal passiert, denn Daffke und Diane griffen eines Tages zur Selbsthilfe.
    Wir waren einige Stunden von zu Hause fort und hatten unklugerweise die Wohnzimmertür nicht abgeschlossen — weil unsere Hunde ja so vernünftig sind.
    Als wir nach Hause kamen, lagen unsere Drei bei offener Tür in ihrem Kästchen und blickten uns ganz erwartungsvoll an. Als wir genauer hinsahen, bekamen wir einen Schreck: offensichtlich machen auch modischen Unarten nicht vor Hunden halt. Daffke und Diane hatten ihre Lefzen und ihre Zähne rundherum knallrot angemalt. Wir halten zwar sehr viel von der Intelligenz unserer Hunde, aber wie sie das fertiggebracht hatten, war uns unerklärlich. Also gingen wir auf die Suche nach
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