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Memoria

Memoria

Titel: Memoria
Autoren: Raymond Khoury
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Michelle gewusst, wer er vermeintlich war. Aber er konnte über McKinnons Vergangenheit sprechen, über sein Leben, seine Hintergründe und über große Momente in seiner Karriere. Er konnte über Mexiko sprechen. Über das Tagebuch. Über Eusebio de Salvatierra. Und über den Eingeborenenstamm.»
    «Und Stephenson war die ganze Zeit Teil des Plans?»
    «Er ist der Experte. Die weltgrößte Autorität auf dem Gebiet. Und er arbeitet hier in Kalifornien. Wenn er den Fall als echt einstufte, musste Navarro es glauben. Wir brauchten nur dafür zu sorgen, dass der Psychiater vor Ort, zu dem Michelle zuerst mit Alex ging, sie an ihn verwies.»
    «Wie?»
    Er zuckte wiederum die Schultern. «Die Homeland Security und die Drohung, als Terrorist gebrandmarkt zu werden, können heutzutage eine Menge bewirken. Niemand will in einem orangefarbenen Overall enden.»
    Ich nickte. «Aber wie konnten Sie wissen, dass Navarro davon erfahren würde?»
    «Ich wusste, hinter was er her war. Ich hatte die vollständige Transkription von Eusebios Tagebuch gelesen. Diejenige, die der Analyst auf mein Betreiben hin nicht weitergeleitet hat. Navarro … er war nicht nur besessen von Reinkarnation. Er war mehr als besessen. Es war sein Lebensinhalt. Sie haben ihn nicht erlebt, in jener Nacht in meinem Haus. Sie haben nicht diesen Blick gesehen. Mir war klar, dass er Stephensons Arbeit beobachtete. Und Alex musste für Stephenson ein ganz besonderer Fall sein. Ein Kind, hier in den Vereinigten Staaten, mit Erinnerungen an ein vergangenes Leben, das erst so kurze Zeit zurücklag. Stephenson würde zweifellos mit seinen Kollegen darüber sprechen, er würde darüber schreiben. Und die Wahrscheinlichkeit war groß, dass Navarro früher oder später davon erfahren und den Jungen entführen würde. Wir mussten nur sicherstellen, dass wir genügend Sender bei ihm anbrachten, um ihn orten zu können.»
    Genügend Sender.
«Es gab also noch mehr?»
    «Ein paar. In jedem seiner Turnschuhe einen. Mehrere in seinen Spielsachen. In seinem Lieblings-Plüschtier.» Er winkte ab. «Die Dinger sind klein und kosten nichts.»
    «Und Sie haben die ganze Zeit gewusst, dass Navarro noch am Leben war?»
    «Ich bitte Sie.» Er schnaubte verächtlich. «An dieses Märchen von der Autobombe habe ich keine Sekunde geglaubt. Und als er dann anfing, Wissenschaftler zu entführen … Es waren alles Leute, die an psychoaktiven Substanzen forschten. Einer von denen, die er in Santa Barbara entführt hat, synthetisierte
iboga,
um Tabletten für Heroinsüchtige herzustellen. Das passte allzu gut zu dem, worauf Navarro aus war.»
    Wieder wallte Zorn in mir auf. «Sie hätten Stephenson bitten können, einen Bericht zu fälschen. Oder ihn mit Ihrer wundersamen Überzeugungskraft dazu bringen können.»
    Corliss zog die Mundwinkel herab und schüttelte den Kopf. «Nein. Die Gefahr war groß, dass Navarro ihn entführen lassen würde wie die anderen, von Bikern oder sonst irgendwelchen Handlangern. Stephenson wäre bei einem Verhör in null Komma nichts zusammengebrochen. Das brauchten wir gar nicht erst zu versuchen. Nein, Stephenson musste selbst an unsere Geschichte glauben.» Er hielt inne, und sein Gesichtsausdruck wurde milder. «Wie geht es ihm eigentlich, Alex?»
    Ich fand nicht, dass ich ihm eine Antwort schuldete, aber dennoch erwiderte ich: «Er wird drüber wegkommen. Nachdem wir wissen, was Sie mit ihm gemacht haben, können wir gezielt daran arbeiten, es rückgängig zu machen.»
    Corliss nickte abwesend. «Gut.»
    Er sagte nicht, dass er es bedauerte. Wahrscheinlich tat er es nicht.
    «Und was jetzt? Ziehen Sie jetzt Ihre Pistole, weil ich mich ‹der Festnahme widersetze›?»
    Ich verzog das Gesicht und zuckte die Schultern. «Nein. Ich gehe zurück nach San Diego.» Und nach einer Pause fügte ich hinzu: «Und schreibe meinen Bericht über das, was geschehen ist.»
    Er sah mich an, wie um zu ergründen, wie ich das meinte. Ich nehme an, mein Gesichtsausdruck sagte alles.
    Ich wandte mich zum Gehen. Er rief mir nach: «Falls es Ihnen was hilft … Es ist mir nicht leichtgefallen. Es ist mir ganz und gar nicht leichtgefallen. Aber ich sah keine andere Möglichkeit.»
    Das half mir nicht viel.
    Ich ging zur Vordertür hinaus. Als ich in meinen Wagen stieg, hörte ich den Schuss.
    Ich ging nicht hinein, um nachzusehen.
    Ich schnallte mich an, steuerte den Wagen durch das Tor und machte mich auf den Weg, um den Rest des Tages mit Tess und meinem Sohn zu
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