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Memoria

Memoria

Titel: Memoria
Autoren: Raymond Khoury
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erreicht hatte, war ich in schrecklicher Sorge um sie gewesen. Ihr Lächeln, als ich sie endlich wiederhatte, gehört definitiv zu den Momenten meines Lebens, an die ich mich am liebsten erinnere.
    Nachdem sich in Merida der Pulverdampf verzogen hatte, erfuhr ich zu meiner Erleichterung, dass auch Jules und der neue Agent wohlauf waren. Sehr traurig war ich über die Mitteilung, dass Villaverde in Navarros gemietetem Strandhaus tot aufgefunden worden war. Es war ein schrecklicher Verlust, der mir wirklich an die Nieren ging. Er war ein aufrechter, bodenständiger, kompetenter Mann gewesen, der sich als verlässlicher Verbündeter erwiesen hatte, als ich ihn brauchte. Ich nahm an, dass Navarro ihn sich persönlich vorgenommen hatte – so hatte er wohl unseren Unterschlupf ausfindig gemacht. Und der Dreckskerl hatte nicht die Angewohnheit, Zeugen zu hinterlassen.
    Von der Hazienda selbst gab es erfreulichere Nachrichten. Die Wissenschaftler, die in Santa Barbara entführt worden waren, wurden in dem Laborkomplex im Kellergeschoss gefunden, ebenso wie zwei andere, die bereits früher verschwunden waren. Alle waren in guter Verfassung, sofern man das von Menschen sagen konnte, die monatelang unter solchen Bedingungen gefangen gehalten worden waren.
    Wieder zu Hause, hatte Stephenson angeboten, gemeinsam mit mir und Tess Alex zu helfen, das Erlebte zu verarbeiten.
    Aber mir schien, dass in diesem Punkt das letzte Kapitel noch nicht geschrieben war.
    Ein paar Dinge gaben mir zu denken.
    Da war zunächst einmal die Drohne. Ich wusste über Drohnen Bescheid. In der Nacht unseres Zugriffs auf McKinnons Labor war eine über uns gekreist, aber vor allem hatte ich in jüngerer Vergangenheit am helllichten Tag eine Predator-Drohne einsetzen lassen, als ich in der Türkei Jagd auf den sadistischen iranischen Agenten Zahed machte. Ich wusste, wie sie aussahen. Und an dem Morgen in Merida hatte ich an dem makellos azurblauen Himmel absolut nichts gesehen. Kein Glänzen, keinen Fleck, gar nichts. Zugegeben, ich hatte nicht alle Zeit der Welt gehabt, um danach Ausschau zu halten. Aber trotzdem hätte ich sie eigentlich entdecken müssen, und dieser Gedanke ließ mich nicht los. Er beschäftigte mich so sehr, dass ich bei den Jungs vom 9 . Reconnaissance Wing auf der Beale Air Force Base in Kalifornien anfragte, von wo aus die Drohnen gesteuert wurden. Ich wusste, dass es für die DEA nicht einfach war, eine Drohne über Mexiko einzusetzen. Das war im vergangenen Jahr ein paarmal geschehen, und es hatte großen Stunk mit den
federales
gegeben. Aber die Jungs in Beale bestätigten mir, dass sie an dem betreffenden Tag weder über Kalifornien noch über Mexiko Drohnen im Einsatz hatten.
    Was bedeutete, dass Munro gelogen hatte.
    Wenn Munro uns also nicht auf diese Weise ausfindig gemacht hatte, musste er uns mit anderen Mitteln geortet haben. Und die einzige andere Möglichkeit bestand darin, etwas zu orten, das wir bei uns trugen – genauer, etwas, das entweder Navarro oder Alex bei sich trug, denn Munros Gerät hatte die Position der beiden in Echtzeit angezeigt. Dass Munro einen Sender an Navarro angebracht hatte, erschien unmöglich – hätte er die Gelegenheit dazu gehabt, dann hätte er El Brujo gleich geschnappt und an die Drogenbosse verkauft, hätte das Geld eingesteckt und sich in irgendeinem Privatparadies mit reichlich Mojitos und ewiger Sonnenbräune zur Ruhe gesetzt.
    Das bedeutete, das Ortungsgerät musste sich an Alex befinden.
    Was wiederum bedeutete, Munro wusste irgendwoher, dass Navarro Alex entführen würde.
    Hier kam nun wieder meine lästige kleine Regel über Zufälle ins Spiel, die mir keine Ruhe mehr ließ.
    Und so stieg ich jetzt aus meinem Wagen und ging auf eine Berghütte am Rand des Sequoia National Forest zu.
    Hank Corliss’ Hütte.

Kapitel 71
    Die Hütte, eine spitze Finnhütte aus Eichenholz, wirkte winzig zwischen den mehr als dreißig Meter hohen Bäumen. Ich traf Corliss auf der höher gelegenen hinteren Veranda an, von wo aus man Ausblick auf einen rauschenden Wildbach und meilenweit dichten Wald hatte. Die lauten Rufe von Waldsängern und Schwalben tönten durch die Luft.
    Corliss hatte offenbar meinen Wagen gehört, sich aber nicht die Mühe gemacht, aufzustehen und nachzusehen, wer da kam. Ich hatte den Verdacht, dass er mich erwartet hatte.
    Er wandte sich nicht einmal um, als ich zu ihm auf die Veranda trat.
    Es hatte alles einfach zu gut zusammengepasst. Alex war zufällig die
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