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Memoria

Memoria

Titel: Memoria
Autoren: Raymond Khoury
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Bändern von seinem Kopf und seiner Brust ins Wasser und verdünnte sich dort zu purpurroten Wolken.
    Ich spähte ins Hintere der Kabine, hielt nach Alex Ausschau, und dann sah ich ihn. Er streckte die Arme nach mir aus, aber er schien festzuhängen – als Navarros Gesicht hinter ihm erschien, begriff ich. Ich wich zurück, um mich vor Schüssen in Deckung zu bringen, aber er hatte seine Pistole nicht mehr. Er war eingeklemmt. Ein Teil vom Rahmen der Kabine war beim Aufprall eingedrückt worden und quetschte seinen rechten Fuß gegen den Sitz. Alex fest im Griff, versuchte er, sein Bein zu befreien.
    Alex strampelte und zappelte in dem verzweifelten Versuch, sich der Umklammerung zu entwinden. Dabei sah er mich flehend an.
    Ich musste ihn beruhigen, also gab ich ihm Zeichen, dass ich ihm zu Hilfe kommen würde. Dann hangelte ich mich um die Maschine herum zur geborstenen Cockpitscheibe. Ich stemmte mich mit dem Fuß dagegen und fing an, mit aller Kraft daran zu ziehen. Der Schmerz in meinem Rücken flammte wieder auf, aber ich ließ nicht locker, und nach einer gefühlten Ewigkeit gab die Scheibe endlich nach und löste sich aus dem Rahmen.
    Ich hangelte mich hinein und schlängelte mich weiter, so schnell ich konnte, an dem leeren Copilotensitz vorbei, bis ich mich Alex gegenübersah. Er streckte mir die Hand entgegen, und ich nahm sie und zog mich näher heran, bis ich mit der rechten Hand sein Handgelenk mit dem breiten Omnitrix-Armband umklammerte, das er anscheinend nie abnahm.
    Navarro hatte noch immer beide Arme um Alex’ Beine geschlungen, und mir blieben nur noch Sekunden, ehe ich unweigerlich das Meerwasser einatmen würde.
    Ich packte Navarros Arm mit einer Hand und schlug mit der anderen gegen seine verletzte Schulter. Sofort lockerte sich sein Griff, und er gab Alex frei. Dann zog ich den Jungen auf demselben Weg, auf dem ich hereingekommen war, aus der Kabine und stieß mich ab, um mit ihm an die Oberfläche hinaufzuschwimmen.
    Während wir auftauchten, wanderte mein Blick noch einmal zu Navarro zurück.
    Er befand sich noch immer am hinteren Ende der Kabine, stemmte sich gegen den Sitz und versuchte verzweifelt, sich zu befreien. Als ich mich gerade abwenden wollte, sah ich zu meiner großen Befriedigung, wie er einen heftigen Schwall Luftblasen ausstieß. Er konnte den Atem nicht länger anhalten, und ich wusste, das war sein Ende.
    Ich ruderte weiter an die Oberfläche und zog Alex mit, dem Sonnenlicht entgegen. Meine Lunge schien in der Brust eingeschrumpft, jedes Sauerstoffmolekül herausgesaugt – aber gerade als ich den Mund öffnete und mich auf den Atemzug gefasst machte, der nicht Leben, sondern Tod bedeuten würde, brach ich endlich mit Alex durch die Oberfläche.
    Beide füllten wir unsere Lungen begierig mit Sauerstoff, und Alex rieb sich das Wasser aus den Augen.
    Ich sah zum Strand hinüber. Wir waren nur ein paar hundert Meter vom Ufer entfernt, und ich wusste, dass wir es schaffen würden. Besser noch, ich hatte jetzt die Gewissheit, dass es vorbei war. Navarro schlief buchstäblich bei den Fischen unter uns.
    Alex und ich trieben schaukelnd in dem trügerisch friedlichen türkisfarbenen Wasser und sahen einander an. Er hatte die Arme fest um meinen Hals geschlungen. Seine Augen waren jetzt ruhiger, sie erschienen mir wieder wie die eines Vierjährigen. Nicht nur das – er begegnete meinem Blick ohne eine Spur von Angst. Zum ersten Mal.
    «Wie hast du das gemacht?», fragte er und sah mich voller Staunen an.
    Ich lächelte ihn zutiefst befriedigt an.
    «Ich bin dein Dad, Alex, ganz einfach. Jeder Dad hätte das getan.»
    Er schien einen Moment lang darüber nachzudenken, dann erwiderte er mein Lächeln zum ersten Mal, seit ich ihn kannte. Es war kein breites, strahlendes Grinsen. Aber ein Lächeln. Und im Augenblick war das eine ganze Menge.
    Aber ich konnte es nicht ungetrübt genießen.
    Eine Flut düsterer Gedanken schoss mir durch den Kopf und vergiftete den Augenblick, Echos von Dingen, die ich gehört oder gefühlt hatte und die jetzt einen Zusammenhang bekamen. Aber noch hatte ich nicht alle Antworten.

Kapitel 70
    Tess, Alex und ich waren erst vor ein paar Stunden wieder in San Diego eingetroffen, aber das hier konnte nicht warten.
    Tess ging es gut. Sie hatte in sicherer Deckung abgewartet, bis die Schießerei zu Ende war, dann hatten die Jungs vom Spezialeinsatzkommando sie vom Gelände eskortiert und ihre Wunden versorgt. Nachdem ich mit Alex die Wasseroberfläche
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