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Memoria

Memoria

Titel: Memoria
Autoren: Raymond Khoury
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Reinkarnation von McKinnon. Munro hatte zufällig irgendwie davon erfahren. Dann hatte er beschlossen, den Jungen als Köder zu benutzen, um Navarro aus seinem Versteck zu locken – der einzige Köder, wie er wusste, dem Navarro unmöglich widerstehen konnte.
    Wie gesagt, es war ein Zufall zu viel, und auch wenn ich in den vergangenen Tagen meinen Horizont in Bezug auf die sogenannte nicht physische Welt erweitert hatte, war das ein Zufall, an den ich nicht zu glauben bereit war. Es passte einfach zu perfekt.
    Ich glaube nicht an solche Perfektion.
    So läuft es im Leben nicht.
    Wenn es also nicht eine seltene Sternstunde war, wenn nicht das Glück Jesse Munro unter seine Fittiche genommen und ihm das Geschenk seines Lebens gemacht hatte, dann musste etwas anderes dahinterstecken. Etwas Menschlicheres. Was mich zu der Frage führte, wie viel Munro allein ausrichten konnte. Und das wiederum hatte meine Gedanken auf Corliss gelenkt.
    Wer immer all das arrangiert hatte, musste wissen, dass Navarro besessen war von der Vorstellung der Reinkarnation. Er musste auch wissen, was es mit McKinnons Droge auf sich hatte. Und er musste – jedenfalls in meinen Augen – krankhaft darauf versessen sein, Navarro zur Strecke zu bringen.
    Auch dieser Gedanke führte mich wiederum zu Corliss. Und dann war da noch etwas, das Munro draußen in Merida bei dem Hubschrauber gesagt hatte.
Dachten Sie etwa, ich mach diesen ganzen Scheiß mit, nur damit ein schrulliger alter Mann seine Rache kriegt?
    Diese Worte ließen mir keine Ruhe mehr, seit sie ausgesprochen waren.
    Ich glaubte zu wissen, was sie getan hatten. Was ich nicht wusste, war, wie lange die ganze Sache schon im Gange war.
    Das und das Wie waren die Fragen, die mich hergeführt hatten.
    Ich verlor keine Zeit mit Vorgeplänkel.
    «Wussten Sie, dass Munro sein eigenes Spiel spielte?», fragte ich.
    Das weckte seine Aufmerksamkeit.
    Corliss wandte sich zu mir um. Er wirkte noch erschöpfter, als ich ihn in Erinnerung hatte. Die Falten auf seiner Stirn waren tiefe Furchen, und die dunklen Tränensäcke schienen alles Leben aus seinen Augen gesaugt zu haben.
    «Er hatte nicht vor, ihn Ihnen auszuliefern», fügte ich hinzu. «Er wollte ihn für fünfzehn Millionen Dollar an ein Kartell verkaufen. Und wissen Sie, was das Schlimmste ist? Sie hätten wahrscheinlich nie davon erfahren. Er hätte irgendeine Geschichte erfunden, dass Navarro da draußen getötet wurde, und Sie würden hier sitzen und sich einbilden, die Sache sei perfekt nach Ihrem Plan gelaufen.»
    Er zuckte gleichgültig die Schultern. «Ich bezweifle, dass sie ihn lange am Leben gelassen hätten», erwiderte er.
    Wenn ich noch den Hauch eines Zweifels hatte, ob Corliss in der Sache drinsteckte, tilgte seine Reaktion ihn auf der Stelle aus. «Das stimmt, aber darum ging es doch nicht, oder? Es ging um Rache. Darum, dass Sie Ihre Rache bekommen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es auch nur annähernd so befriedigend für Sie gewesen wäre, wie ihn vor sich zu haben und ihm in die Augen zu sehen, während Sie getan hätten, was immer Sie mit ihm vorhatten.»
    Corliss erwiderte nichts. Er hielt nur seinen düsteren Blick auf mich gerichtet, während er mit halb offenem Mund langsam ausatmete.
    «Und es hätte alles funktioniert. Wenn Michelle nicht den Überfall auf ihr Haus vereitelt hätte. Das war der Plan, stimmt’s? Er sollte sie entführen. Und Alex hätte Sie zu ihm geführt.»
    Ich griff in meine Tasche, zog Alex’ Omnitrix-Armband hervor und warf es auf das Tischchen neben Corliss.
    Ich hatte es untersuchen lassen.
    Das Ortungsgerät war darin versteckt.
    «Sie wussten, dass Navarro an Reinkarnation glaubte», fuhr ich fort. «Sie hatten das Tagebuch. Sie kannten Eusebios Geschichte. Und Sie wussten, dass Navarro nicht einfach nur daran glaubte – er war besessen davon. Und er war besessen von dem Wunsch, an McKinnons Formel zu kommen. Also beschlossen Sie, diesen Umstand zu nutzen, um ihn aus seinem Versteck zu locken. Und was wäre dazu besser geeignet gewesen, als ihn glauben zu machen, dass McKinnon wiedergeboren war.»
    Ich bemerkte in seinen Augen eine Regung.
    «Dann beschlossen Sie, die Würfel zu zinken», fuhr ich fort. «Sie fanden, es dürfte nicht einfach irgendein Kind sein. Sie wollten sichergehen, dass er daran glaubte, dass er unbedingt Jagd auf dieses Kind machen würde. Und welches Kind hätte sich dazu besser geeignet als der Sohn des Mannes, der McKinnon erschossen hatte? Davon
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