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004 - Geister im Moor

004 - Geister im Moor

Titel: 004 - Geister im Moor
Autoren: B.R. Bruss
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Ich glaube an okkulte Kräfte. Ich glaube auch an Vorherbestimmung. Ich glaube, dass bestimmte Menschen von Anfang an dazu ausersehen sind, in seltsame Geschehnisse verwickelt zu werden, und ich glaube, dass manche Orte, an denen sich solche Ereignisse abspielen, es ebenfalls sind.
    Ich glaube, wäre ein anderer als ich in jenem Jahr nach Guilclan gefahren, wäre dort ebenso lange geblieben wie ich und hätte dieselben Leute kennen gelernt – sein Leben wäre davon nicht so betroffen worden wie das meine. Aber all das ist lange her …
    Ich heiße Jack Deans. Vor vierzig Jahren war ich nicht unbekannt – als Autor so genannter »phantastischer Romane«. Damals hatte ich bereits fünf Romane veröffentlicht, von denen die letzten beiden ziemlich großen Erfolg hatten. Ich war dreißig Jahre alt und hatte nichts anderes im Sinn als meine Karriere weiterzuverfolgen, die vielleicht nicht gerade brillant, aber doch recht anständig zu werden versprach und mir, zumindest was das Finanzielle betraf, schon zu jener Zeit ein angenehmes Leben ermöglichte.
    Es gefiel mir, merkwürdige Geschichten zu schreiben, gespickt mit Geheimnissen und voller Grusel. Ohne selbst sonderlich an die Mächte der Finsternis zu glauben, liebte ich es, mir selbst Schauer über den Rücken zu jagen, und natürlich hoffte ich, dass meine Leser sich ebenfalls gruselten. Im Grunde genommen hielt ich die meisten Erzählungen dieser Art für eine literarische Spielerei und übersteigerte Phantasiegebilde. Wie habe ich seitdem meine Meinung geändert! Zumindest jedenfalls, was das Vorhandensein okkulter Kräfte betrifft.
    Seit über vierzig Jahren habe ich kein Buch mehr geschrieben. Nach den Ereignissen in Guilclan konnte ich mich nicht mehr mit diesem Thema befassen, ohne sofort schreckliche Bilder vor mir aufsteigen zu sehen und nachts von Alpträumen gequält zu werden. Ich hätte mich natürlich einer anderen Sparte der Literatur zuwenden und vielleicht psychologische oder historische Romane schreiben können. Aber all das lag mir nicht, und so blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Beruf zu wechseln. Ich ging in die Verwaltung und machte dort eine bescheidene Karriere.
    Jetzt bin ich ein alter Mann, der seinem Ende entgegensieht. Ich weiß nicht, was mich heute dazu treibt, wieder zur Feder zu greifen und niederzuschreiben, was ich vor vierzig Jahren erlebt habe. Ich habe mich so sehr bemüht, jene Ereignisse aus meinem Gedächtnis zu löschen, aber es ist mir nie gelungen. Alles ist mir noch so klar in Erinnerung, als wäre es erst gestern geschehen.
    Diese letzte »phantastische« Geschichte ist also keine Erfindung, sondern die Darstellung wahrer Begebenheiten. Sie ereigneten sich in Guilclan, und ich selbst war ihr Zeuge. Ich habe mich übrigens – aus einem Rest an Vorsicht heraus – entschlossen, dieses Buch erst nach meinem Tod veröffentlichen zu lassen. Aus dem gleichen Grund habe ich den Namen des Ortes wie auch aller Personen meiner Erzählung geändert. Aber der Ort existiert, und ich habe tatsächlich dort gelebt. Sagen wir, er befindet sich irgendwo an der Westküste Schottlands. Übrigens – ich bin nie mehr dorthin zurückgekehrt.
     

     
    Wäre ich nicht an jenem Morgen im April 1920 in den Ilyde Park gegangen – die Sonne schien, was um diese Jahreszeit in London selten ist – dann wäre wahrscheinlich alles anders gekommen.
    Ich schlenderte durch den Park und dachte eigentlich an nichts, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich drehte mich um und blickte in das schmale Gesicht von Anthony Burr. Anthony war ein guter Freund von mir, ein Journalist. Da er viel auf Reisen war, kam es jedoch vor, dass wir uns monatelang nicht sahen.
    »Hallo, Jack!« sagte er. »Wie geht’s? Ich habe dein letztes Buch gelesen … Mein Kompliment! Du wirst immer besser. Wo gehst du nur immer hin, um solche Geschichten zu entdecken?«
    »Ich entdecke sie in meinem Kopf«, erwiderte ich lachend.
    »Hast du schon wieder ein neues Buch in Arbeit?«
    Ich hatte gar nichts in Arbeit. Mein letzter Roman war vor einem Monat erschienen, und ich hatte noch keine Idee für ein neues Buch. »Im Augenblick nicht«, antwortete ich. »Aber ich werde mich bald daranmachen. Du kennst ja meine Methode.«
    »Ja, ja, ich weiß. Wenn du in London bist, schreibst du keine einzige Zeile. Du brauchst immer eine Umgebung, die dich inspiriert, irgendeinen düsteren Ort, wo sich deiner Meinung nach allerlei Geheimnisvolles abgespielt haben könnte.«
    Das
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