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Memoria

Memoria

Titel: Memoria
Autoren: Raymond Khoury
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wussten Sie natürlich, weil Munro wusste, dass Michelle von mir schwanger war.»
    Das Flackern in seinen Augen erlosch. Ich sah ihm an, dass er bereits an die Konsequenzen dachte.
    «Sind Sie gekommen, um mich zu töten?», fragte er.
    «Ich sollte es tun. Und vielleicht werde ich es tun. Sie sind schuld, dass Michelle getötet wurde. Und Villaverde. Und Fugate. Und Michelles Freund und all die anderen.»
    Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und wurde immer lauter. «Und Sie haben meinen Sohn in Gefahr gebracht. Sie haben seine Psyche manipuliert und ihn als Köder für einen der größten Psychopathen dieses Planeten benutzt.»
    «Das alles hätte nicht geschehen sollen», sagte Corliss. «Der Plan sah nicht vor, dass irgendjemand zu Schaden kommt. Aber … es kommt eben doch immer anders, stimmt’s?»
    «Blödsinn», versetzte ich. «Wir reden hier schließlich von Navarro. Was dachten Sie denn, wie die Sache laufen würde?»
    Corliss sog durch seine schmalen Lippen tief die Luft ein, und seine Augen verengten sich in Abwehr. «Sie sollten doch besser als jeder andere verstehen können, warum ich das getan habe. Sie wissen, was geschehen ist. Was er meiner Familie angetan hat.» Er schwieg, wie um abzuwarten, ob seine Worte eine Wirkung zeigten.
    Einen Moment lang versuchte ich mich in seine Lage zu versetzen. Ich fragte mich, was ich getan hätte, wenn meine Tochter vor meinen Augen abgeschlachtet worden wäre und meine Frau sich deswegen das Leben genommen hätte. Aber zugleich hätte ich ihn erwürgen können für das, was er getan hatte.
    «Und er hätte nicht aufgehört zu suchen», fuhr Corliss fort. «Er hätte gesucht, bis er diese Droge gefunden hätte. Wo wären wir dann, hm? Wie viele Eltern würden dastehen und sagen: ‹Warum haben Sie nicht alles getan, um ihn aufzuhalten?›»
    Die gleichen Gedanken hatte ich mir gemacht, nachdem ich McKinnon erschossen hatte, seine Worte trafen keineswegs auf taube Ohren. Aber ein paar Fragen brannten mir noch immer auf den Nägeln.
    «Wie haben Sie es angestellt?», fragte ich, wobei ich an Alex dachte und versuchte, meine Wut zu zügeln. «Wie haben Sie Alex dazu gebracht, diese Dinge zu sagen, diese Bilder zu malen … Wie haben Sie es bewerkstelligt, dass er überzeugend genug war, um sogar jemanden wie Stephenson zu täuschen?»
    Corliss wandte den Blick ab, und einen Moment lang glaubte ich in seinem Ausdruck Reue zu erkennen. Schmerz, etwas Menschliches, das mir gezeigt hätte, dass er nicht so kalt und herzlos vorgegangen war, wie ich dachte.
    «Wir hatten einen Spion mit im Boot. Einen, der damals bei MK - ULTRA beteiligt war.» Er bezog sich auf die mittlerweile bekannt gewordenen Experimente zur Bewusstseinskontrolle, die die CIA in den Sechzigern durchgeführt hatte.
    Diese kranken Dreckskerle hatten meinen vierjährigen Jungen einer Gehirnwäsche unterzogen.
    «Name?»
    «Corrigan», sagte er widerstrebend. «Reed Corrigan.»
    Diesen Namen würde ich nie mehr vergessen. Corrigan würde von mir hören. Und zwar sehr bald.
    «Wie hat er es gemacht?»
    Corliss wandte müde den Blick ab. «Wir haben Michelles Wasser mit Betäubungsmitteln versetzt. Sie hatte keine Ahnung, was sich etwa eine Woche lang in Alex’ Zimmer abspielte, nachdem sie schlafen gegangen war.»
    Ich unterdrückte mühsam den Drang, Corliss an die Gurgel zu gehen. Am liebsten hätte ich ihm bei lebendigem Leib das Herz herausgerissen.
    «Er hat Alex Informationen über McKinnons Leben eingetrichtert. Über seinen Hintergrund, seine Reisen, seine Arbeit. Er hat ihm Fotos gezeigt. Und er hat ihm ein Video aus der Nacht gezeigt, als Sie ihn getötet haben. Von Ihren Helmkameras.» Dabei verzog er gequält das Gesicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, welches Monster einem Vierjährigen so etwas zeigen würde. «Aber wir mussten sehr vorsichtig sein», fuhr er fort, als ob er meine Wut über diese letzte Enthüllung spürte und davon ablenken wollte. «Wir mussten die Informationen so auswählen, dass sie für Navarro etwas bedeuteten, Michelle aber nicht darauf brachten, von wem Alex tatsächlich sprach. Und dabei haben Sie eine Rolle gespielt, wenn auch unfreiwillig. Sie hatten ihr nicht erzählt, was in jener Nacht wirklich geschehen ist.»
    Der Gedanke war mir auch schon gekommen, und er traf mich wie ein Dolchstoß ins Herz. Jetzt war ich derjenige, der es eilig hatte, von diesem Punkt abzulenken. «Alex durfte also den Namen McKinnon nicht kennen?»
    «Nein. Dann hätte
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