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Memoria

Memoria

Titel: Memoria
Autoren: Raymond Khoury
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Hubschrauber, mit dem er aus einer unerwarteten Notlage flüchten konnte, etwa falls die anderen Drogenbosse herausfanden, dass er noch am Leben war. Die Stelle war abgeschieden, und der Vogel war, solange er sich am Boden befand, vollkommen vor Blicken geschützt. Die Schlucht dämpfte den Rotorlärm, und der umgebende Urwald sorgte für gute Deckung von oben.
    Von da war also der Hubschrauber gekommen, der jetzt mit laufenden Rotoren auf einer ebenen Lichtung am anderen Ende der Schlucht stand und auf den der Jeep – für uns unerreichbar – zuraste.
    Wut stieg in mir hoch, und ich drehte das Gas bis zum Anschlag auf. Der Motor des Quads protestierte mit lautem Aufheulen, während ich mit Höchstgeschwindigkeit die Piste hinunterraste. In den Kurven hoben die Räder an einer Seite fast ab, und ich lehnte mich so weit wie möglich hinüber, um ein Gegengewicht zu schaffen, damit das Gefährt auf seinen vier Rädern blieb. Das Herz schlug mir bis zum Hals –
    Endlich raste ich auf die Lichtung hinaus und steuerte direkt auf den Hubschrauber zu. Vor mir sprangen gerade Navarro und seine beiden Männer aus dem Jeep. Der Wahnsinnige hatte Alex im Griff. Als die drei mich bemerkten, schob Navarro Alex weiter zum Hubschrauber, während die
pistoleros
sich umdrehten und ihre Waffen zogen.
    Ich duckte mich und fuhr weiter.
    Kugeln pfiffen mir um die Ohren, aber binnen Sekunden hatte ich die Männer erreicht. Ohne abzubremsen, raste ich geradewegs auf einen von ihnen zu. Er prallte von der Front des Fahrzeugs ab und verschwand hinter mir. Ich machte eine Vollbremsung. Noch ehe das Quad schlitternd zum Stehen gekommen war, sprang ich ab und rannte mit gezogener Pistole auf den zweiten
pistolero
zu. Er feuerte ein paar Schüsse auf mich ab, bevor ein Schuss von Munro ihn herumriss.
    Ich rannte auf den Hubschrauber zu. Navarro hatte den Einstieg schon fast erreicht, Alex fest an der Hand. Der Wind des Rotors nahm mir fast den Atem und wirbelte eine infernalische Staubwolke auf.
    «Stopp!», schrie ich.
    Navarro drehte sich um und warf mir einen finsteren Blick zu –
    Dann zog er Alex an sich, ein vierjähriger menschlicher Schutzschild, wenn auch kein besonders effektiver, denn Alex reichte ihm nur bis zur Taille, sodass sein Oberkörper ungeschützt blieb. Ich hatte freie Schusslinie, mein Ziel lag direkt vor mir, aber Navarro hielt Alex ein Messer an den Hals. Bilder von dem, was mit Corliss’ Tochter passiert war, ließen meinen Finger am Abzug erstarren.
    «Hey, hey. Jetzt mal alle ganz ruhig», rief Munro, der lässig neben mich trat, die Waffe ebenfalls auf Navarro gerichtet, während er mit der anderen Hand eine beruhigende Geste machte. «Jetzt wollen wir alle erst mal tief durchatmen.»
    «Waffe runter, sonst ist der Junge tot», schrie Navarro uns zu und näherte sich langsam rückwärts dem Einstieg des Hubschraubers.
    Ich fühlte, wie das Grauen meine Glieder lähmte, aber aus dem Augenwinkel sah ich Munros gelassenen Ausdruck, und etwas daran stimmte ganz und gar nicht.
    «Hier geht niemand irgendwohin», sagte er zu Navarro. «Lassen Sie das verdammte Messer fallen und bewegen Sie Ihren Arsch hier rüber, sonst knalle ich den Jungen selbst ab.»
    Er zielte tiefer.
    Seine Waffe war jetzt auf Alex gerichtet.

Kapitel 68
    Ich traute meinen Ohren nicht. Ungläubig fuhr ich herum und richtete meine Pistole auf Munro. «Was?»
    Er sah mich mit diesem Grinsen an, das ich noch nie leiden konnte. «Tut mir leid, Kumpel. Lebend ist er für mich verdammt viel mehr wert.»
    Er schien sich an meiner Verwirrung zu weiden. Mein Verstand durchlief ein Labyrinth an Möglichkeiten, da aber von unserer Seite keine Belohnung auf Navarro ausgesetzt war – schließlich hatte er bis vor ein paar Tagen als tot gegolten – und da ich es hier mit Munro zu tun hatte, kristallisierte sich fast augenblicklich die schmutzigste Erklärung heraus.
    «Wie viel zahlen die Ihnen?»
    Er grinste. «Fünf Prozent.»
    Fünfzehn Millionen Dollar.
    Er schwieg, um seine Worte wirken zu lassen – diese Situation schien ihm wirklich einen Kick zu verschaffen. Dann fügte er hinzu: «Was denn, dachten Sie etwa, ich mach diesen ganzen Scheiß mit, nur damit ein schrulliger alter Mann seine Rache kriegt?»
    Und dann ging alles sehr schnell.
    Ich sah, wie Munro mich angrinste, als könnte er mich jetzt wirklich nicht mehr brauchen, und seine Waffe schwenkte langsam von Navarro zu mir –
    Zugleich sah ich aus dem Augenwinkel, wie Navarros
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