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Meine Spur löscht der Fluß

Meine Spur löscht der Fluß

Titel: Meine Spur löscht der Fluß
Autoren: Othmar Franz Lang
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will euch was sagen, der sieht nicht mal mich an. Der sieht glatt durch mich hindurch... Aber bitte, wenn ihr meint, er nimmt von euch etwas, ich will es ausnahmsweise genehmigen, daß ihr hineingeht. Es soll nicht meine Schuld sein, wenn der Kerl verhungert.«
    Die sechs, sieben Mann stürmten das Office und drängten sich ans Gitter des Gefangenen. Sie zeigten ihr Essen und beschworen ihn, doch etwas zu sich zu nehmen.
    Aber der Mann im hintersten Winkel der Zelle rührte sich nicht. Seine Augen blieben ausdruckslos, als wären die anderen nicht vorhanden. Er nahm auch von ihnen keinen Bissen.
    Traurig schlichen sie davon. Webber sah ihnen nach. Ein Glück, daß die Alten von gestern nicht mehr da waren. Und die von heute würden erzählen, daß der wilde Mann absolut nichts annahm. An ihm allein lag es also nicht. Er sah sich noch einmal um. Da waren einige Fußgänger, zwei Reiter, ein Planwagen und eine Benzinkutsche, die offensichtlich ihren Geist aufgegeben hatte. Sonst sah er nichts. Nicht der geringste Anlaß zur Besorgnis. Er ging zurück in sein Büro, schloß die Tür hinter sich und setzte sich an seinen Tisch, um eine Anfrage zu beantworten, da schepperte es draußen vor der Tür, zwischendrin schlug eine Klingel zart an.
    Bevor Webber die Ursache des Geräusches richtig begriffen hatte, stürzte der Junge von der Telegrafenstation herein und brachte ihm ein Telegramm. Es war an den Sheriff von Oroville gerichtet.
    Ein Professor Kroeber aus San Francisco wollte wissen, ob die Meldung im >San Francisco Call< stimme, daß bei ihm ein Indianer inhaftiert sei, dessen Sprache niemand verstünde. Er solle ihm doch umgehend diese Meldung bestätigen oder dementieren.
    Webber hätte sein Telegramm gleich auf einen Zettel schreiben und dem Jungen, dessen Fahrrad er durch die offene Tür auf der Straße liegen sah, mitgeben können. Das wäre die nüchterne, die undramatische Lösung gewesen. Aber er entschloß sich für die dramatische Lösung dieses Problems.
    Mit einer Kopfbewegung auf das Fahrrad deutend, sagte er dem Botenjungen: »Scheinst ein fixer Bursche zu sein. Bleib nur so, dann wird noch was aus dir.«
    »Eine Antwort, Sir?«
    »Nein, nein, ich sehe nachher selber an der Station vorbei, sobald ich das Problem meiner Stellvertretung gelöst habe.«
    Der Junge war enttäuscht, das konnte man ihm ansehen. Draußen hob er sein Fahrrad auf und schob es ganz langsam davon.
    »Mary!« brüllte Webber.
    Seine Frau erschien sofort. Sie wischte sich die Hände an der Schürze trocken.
    »Was ist, J. B. ?«
    Webber wies auf das Telegramm auf seinem Schreibtisch und begann vor dem Tisch auf und ab zu gehen. »Da!« deutete er mit der Rechten auf das gefaltete Blatt. »Eben hat mir ein Professor aus San Francisco telegrafiert. «
    »Wirklich?« fragte Mary. »Dich kennt ein Professor aus San Francisco?«
    »Warum nicht? He? Warum sollte mich ein Professor in San Francisco nicht kennen?« Er nahm das Telegrammformular an sich und las ihr den Text vor.
    »Oh, J. B., dann kriegen wir diese entsetzliche Rothaut vielleicht los?«
    »Sehr richtig.« Webber nickte. »Hilfssheriff White ist dienstlich unterwegs, deshalb setzt du dich jetzt hier an den Schreibtisch und gibst acht, daß dem armen Teufel da drinnen kein Haar gekrümmt wird, verstanden? Für den interessiert sich die Wissenschaft, verstehst du das?«
    »Aber selbstverständlich. Ich soll keinen an den Indianer ranlassen.«
    Webber nickte, holte sein Gewehr von der Wand und lud es durch. »Da, laß keinen näher als drei Meter an dich ran.«
    »Wird gemacht«, sagte Mary.
    Webber wußte, daß er sich auf sie verlassen konnte. Er machte sich auf den Weg, den Telegrammzettel in der Hand.
    Was war das bloß für ein Tag! Ganz mies hatte er begonnen, und jetzt hatte er ein Telegramm erhalten und war auf dem Weg zur Telegrafenstation, um selber ein Telegramm aufzugeben. Das dürre Männchen dort, das immer Ärmelschoner über seine Hemd- oder Jackenärmel gestreift hatte und an einem schmutzigweißen Gummiband einen durchsichtigen grünen Mützenschirm über den Augen trug und einen Kneifer mit trüben Gläsern auf der dünnen Nase, würde vor Unterwürfigkeit zerfließen. »Oh, der Sheriff. Ei, gewiß, Sir.«
    Sheriff Webber betrat das Büro, als gehöre ihm ganz Kalifornien. »Ein Formular«, rief er lauter als nötig war. Eine Dame mit einem riesigen Hut, der mit viel Obst und einer kleinen Taube geschmückt war, sah ihn offensichtlich bewundernd an.
    Als ihm
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