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Meine Spur löscht der Fluß

Meine Spur löscht der Fluß

Titel: Meine Spur löscht der Fluß
Autoren: Othmar Franz Lang
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der dürre Telegrafist das Formular reichte, sagte Webber wie nebenbei: »Ich muß mal schnell an die Universität von Frisco telegrafieren. An Professor Kroeber, einen alten Bekannten von mir. Er ist Wissenschaftler, ein An-, ein An-, na, wie heißt das Zeugs gleich, ein Anprotologe.«
    Dann schob er seinen breitkrempigen Hut aus der Stirn, befeuchtete den Tintenstift und schrieb: »Professor Kroeber, Anthropologisches...«, huch, war das ein scheußliches Wort! »Institut der Universität von Kalifornien, San Francisco.« Jetzt wurde es leichter, oder doch nicht? Wie begann er am besten auf die kürzeste Art? Er überlegte: »Der von mir gefangengenommene Indianer .«, das war zuviel. Vielzuviel, das riß ein Loch in seine Tasche. Nach langem Überlegen hatte er die Antwort beisammen: »Meldung stimmt. Indianer in meinem Gewahrsam. Webber, Sheriff.«
    Auf dem Rückweg rannte Webber fast Redakteur Sherman, der um eine Ecke geschossen kam, um. Der war wieder einmal einer sensationellen Neuigkeit auf der Spur und wollte weiter, aber Webber hielt ihn am Jackenkragen fest. »Halt, ich hab’ auch was für dich.«
    »Schon wieder, Sheriff?«
    »Schon wieder«, sagte Webber stolz. »Was meinst du, woher ich komme?«
    »Keine Ahnung, Sheriff«, sagte der Redakteur beflissen.
    »Ich komme von der Telegrafenstation, und was meinst du, wem ich telegrafiert habe?«
    »Keine Ahnung, Sir.«
    »Meinem alten Bekannten, und ich darf auch sagen Freund, Professor Kroeber vom An... vom Antoprolo-gischen Institut der Universität von Kalifornien in San Francisco.«
    »Nein!« rief der Redakteur, »kommt er vielleicht hierher?«
    »Das ist noch nicht sicher. Er hat nur im >San Francisco Call< einen Bericht über unseren Indianer gelesen.«
    »Was?« rief der Redakteur, >im Francisco Call    »Ja, er hat ihn ausdrücklich erwähnt.«
    Der junge Mann war hingerissen. Das war fast schon Ruhm! Sein erster Bericht in der Zeitung einer riesigen Stadt. Hunderttausende hatten vielleicht seinen Artikel gelesen.
    »Und Sie meinen wirklich, da kommt ein Professor von der Universität von Kalifornien hier in unser beschissenes Städtchen Oroville?«
    »Wie ich Professor Kroeber kenne«, sagte Webber, »ja.«

    Webber las gerade die Vereinsnachrichten im Oroviller Blättchen und erfuhr auf diese Art, daß die Briefmarkensammler nächsten Dienstag einen Tauschabend haben würden. Und daß die Squaredance-Gruppe ihren Abend wegen Erkrankung des Klavierspielers verschieben mußte. Die Heilsarmee bat wie immer um alte Kleider und die Kaninchenzüchter um mehr Verständnis von seiten der Nachbarschaft ihrer Mitglieder.
    Er merkte gar nicht, daß die Tür aufging. Ein hochgewachsener Mann trat ein, stellte seine Reisetasche auf den Fußboden und räusperte sich, da er offensichtlich nicht bemerkt wurde.
    Webber fuhr erschrocken hoch und wollte zunächst sagen, daß die Dienststunden für ihn eigentlich vorüber seien, aber dann bemerkte er die Reisetasche.
    »Ja?« fragte er unsicher. »Was ist?«
    »Ich bin Professor Waterman aus Frisco. Thomas Talbot Waterman. Anthropologisches Institut der Universität von Kalifornien. Wir bekamen auf unsere Anfrage oder vielmehr auf die Anfrage Professor Kroebers dieses Telegramm hier von Ihnen.«
    Der Professor holte die Brieftasche aus seinem Jackett und suchte nach dem Telegramm. »Hier ist es.«
    Webber stand auf und studierte das Blatt. So also war sein Telegramm in San Francisco angekommen. Heute vormittag hatte er es aufgegeben, und zu Mittag war es schon dort gewesen. Ein Teufelsding war das, wenn man’s genau nahm. Und schon war der Professor hier. Zwar nicht Professor Kroeber, den er als seinen Freund bezeichnet hatte, sondern nur der Professor Waterman. Aber Professor war schließlich Professor.
    »Wo ist unser Mann ?« fragte der Professor und zupfte an seinem kräftigen Oberlippenbart.
    »Dort hinten. Aber der hat Zeit. Haben Sie schon eine Unterkunft für heute nacht, Professor?«
    »Nein, ich bin direkt vom Bahnhof zu Ihnen gekommen, ich war sehr neugierig...«
    »Ja, wie gesagt, da hinten ist er. Das, was da hockt. Aber das sage ich Ihnen gleich, aus dem kriegen Sie nichts raus. Der redet nicht. Und rein kriegen Sie in den auch nichts, der hat, seit er hier ist, noch nichts gegessen. Ich weiß nicht, warum.«
    »Ich habe hier Listen mit den Wörtern einer Indianersprache, die in der Gegend vom Mount Lassen
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