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Fluchtpunkt Aqualung

Fluchtpunkt Aqualung

Titel: Fluchtpunkt Aqualung
Autoren: Jo Zybell
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    1.
     
     … es werden Tage kommen, da wird man schreien und heulen auf Aqualung. Es werden die Tage sein, von denen ICH gesprochen habe, seit ICH euch schuf, damit ihr euch ausbreitet in den Wäldern, an den Küsten und auf den Bergen von Aqualung, Tage des Schmerzes, Tage der Hoffnungslosigkeit. Gleich zu Beginn dieser dunklen Tage wird der Anderstöter aus dem Himmel steigen, der schreckliche Ungott in seiner schwarzen Festung. Er wird Feuer und Erdbeben in eure Mitte werfen, er wird seine Diener aussenden, damit sie euch und eure Schätze verschlingen. So wahr ICH Erztöter bin von Anbeginn: Sie werden sich anschicken, Aqualung und euch zu fressen. Und dann erst werden die Herren der Lebendigen innehalten und einander erkennen, und keiner wird mehr das Schwert gegen den anderen erheben, und endlich wird der Heilige Sohn des Erztöters erscheinen, um den Weltenbaum zu besteigen und den Willen des Erztöters zu vollbringen für alle Zeiten, und alle Krieger aller Herren der Lebendigen aus allen Ländern und Königreichen werden ihm huldigen, groß und klein, nackt und pelzig, schwarz und gelb, fett und mager, und sie werden hinter ihm, dem Heiligen König des Erztöters, herziehen …
     
    Aus dem Buch der Erzherren der Lebendigen
     
     
     
    Getötet hatte Veron noch nie. Schon gar nicht jemanden, dem er Auge in Auge gegenüberstand.
    An Bord des Flaggschiffs eines Pionierkampfverbandes konnte es geschehen, daß man Ohrenzeuge eines Befehls wurde, der den Tod über fühlende und denkende Kreaturen brachte, oder Augenzeuge eines Manövers, das keinem anderen Zweck diente, als den Tod über fühlende und denkende Kreaturen zu bringen. Schlimmstenfalls sah man dann ein feindliches Schiff im Viquafeld unter Laserkaskadenbeschuß verglühen oder infolge von Gravitonbeschuß im Hyperuniversum verschwinden. Schlimmstenfalls fühlte man sich in solchen Fällen als kleines Rädchen einer Maschinerie, die exakt funktionierte und daher auf Todesbedrohungen mit todbringenden Waffen reagierte. Wie denn sonst?
    Doch selbst in diese Verlegenheit war Veron noch nie geraten. Er zählte erst dreiunddreißig Jahre, war erst zwei Jahre lang Suboberst der Flotte, und die Galaktische Republik Terra galt zurecht als relativ sicherer Ort in jener Zeit, von der hier die Rede ist.
    Nun ja – und dann geschah es eben; dann stand Calibo Veron von jetzt auf nun eben doch vor der Alternative, sterben zu müssen oder sterben zu lassen.
    Die Zeitangabe in der Fußzeile seines Arbeitssichtfeldes zeigte 54-02-13 18.12.35. Noch war es nicht soweit. Noch dachte der zierliche Schwarze mit keiner Faser seines Nervenkostüms daran zu töten, töten zu müssen; noch dazu jemanden, dem er Auge in Auge gegenüberstand.
    In eine halbwegs chronologische Ordnung gebracht, spielten sich die letzten wirklich ruhigen dreiundzwanzig Minuten seines Lebens als Erster Offizier der JOHANN SEBASTIAN BACH folgendermaßen ab: Zuerst informierte er Bergen, seinen Kommandanten, über den Notfall auf der BRÜSSEL: Blinddarmreizung an Bord des Aufklärers. Ausgerechnet die Frau des Kommandanten Robinson hatte es erwischt. Wie nicht anders zu erwarten, erteilte Bergen die Erlaubnis, Leutnant Zeelia Peer-Robinson in der Klinikabteilung seines Flaggschiffs zu operieren. Veron forderte ärztliches Personal an, um die Kranke im Gasthangar abzuholen. Alles noch kein Problem.
    Anschließend klärte er seinen Kommandanten Merican Bergen darüber auf, daß ein Beiboot der BRÜSSEL mit ein paar Männern zur TROJA aufgebrochen war, um in der Sporthalle des Schlachtschiffs ein Fußballmatch gegen eine Auswahl der TROJA auszutragen.
    Er selbst, wäre er Kommandant der BRÜSSEL oder der TROJA gewesen, hätte seinen Leuten ein solches Ansinnen rundweg abgeschlagen. Sie waren Geächtete, sie waren auf der Flucht, man suchte sie als Fahnenflüchtige – und dann ein Fußballmatch? Ausgeschlossen! Bergen jedoch, unterwegs in seinem Sparklancer JOHANN SEBASTIAN BACH 01, sah das anders. Der Kommandant gab sein Okay, nachträglich allerdings.
    Veron wunderte sich nicht lange darüber – schließlich war auch Bergen zu einer Art Spiel unterwegs. Jeder an Bord der JOHANN SEBASTIAN BACH wußte mittlerweile von den schönen Augen der Frau, deren Schiff Bergens Beiboot gerade ansteuerte.
    Schließlich unterrichtete er den Kommandanten noch über eine Parafunknachricht auf Flottenfrequenz, die der Kommunikator der JOHANN SEBASTIAN BACH abgefangen hatte. Es ging um die Rebellen von Genna und
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