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Meine Spur löscht der Fluß

Meine Spur löscht der Fluß

Titel: Meine Spur löscht der Fluß
Autoren: Othmar Franz Lang
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gesprochen wurde. Das waren Yanas, wenn Sie das interessiert. Insgesamt waren es vier Unterstämme. Die nördlichen, die mittleren und südlichen Yanas und ganz unten im Süden hier die Yahis. Ich war schon vor drei Jahren mal hier, zwei, drei Wochen. Da hatten Landvermesser in den Wäldern nördlich von hier, am Deer Creek, eine Gruppe wilder Indianer gesehen. Aber wir haben sie nicht ausmachen können, damals.«
    »Aha«, sagte der Sheriff, »da kennen Sie also die Gegend schon. Tja, wenn Sie mit dem Gefangenen reden wollen, soll ich ihn rauslassen? Ich würde dann mittlerweile nach einem Quartier für Sie sehen.«
    Waterman zog es vor, sich für die Zeit des Gesprächs mit dem Gefangenen in die Zelle sperren zu lassen. »Natürlich nur für die Zeit Ihrer Abwesenheit«, scherzte er. Dann holte er ein Bündel Papier aus seiner Reisetasche. Die Papiere enthielten lange Kolonnen von Yana-Wörtern, wie sie die Nord- und Zentralyana gesprochen hatten. Wenn der Mann weiter aus dem Süden war, dann konnte ihn kaum einer verstehen und auch keiner mit ihm sprechen.
    Waterman schwitzte vor Aufregung, als er die Zelle betrat. Er hatte das prickelnde Gefühl eines Jägers, der nach langer Suche sein Wild plötzlich vor Augen hat. Der arme, verängstigte Mann sah ziemlich mitgenommen aus. Er mochte, wenn man sein Leben im Freien und alle Strapazen miteinrechnete, um die fünfzig sein und war von mittlerer Größe. Die Beine waren gerade und trotz der Abmagerung kräftig, in seinem breiten, nicht unschönen Gesicht fiel auf, daß die Augen weit auseinanderstanden. Nur der Hautton war eine Spur bleicher als bei anderen Indianerstämmen. Waterman versuchte es zunächst mit einem Lächeln und mit einer leichten Verbeugung. Das konnte der Arme da vor ihm nicht mißverstehen.
    Aber nichts in den Zügen seines Gegenüber entspannte sich. Die Augen maßen ihn weiterhin prüfend.
    Waterman zeigte seine Handflächen und versuchte durch Gesten zu erklären, daß er nichts Böses vorhatte. Er wies die flachen Innentaschen seiner Jacke vor, die nicht ausgebeulten Hosentaschen. Der Indianer mußte verstehen, daß er, Waterman, keine Waffe bei sich trug. Er setzte sich schließlich auf die Pritsche und brachte den Indianer dazu, daß er sich in einiger Entfernung von ihm auf die Pritsche setzte. Dann begann er aus seinen Listen Wörter abzulesen. Die Wörter hatten Kroeber und er von zwei alten Yanas gesammelt, die offensichtlich über einen großen Wortschatz verfügten. Der Mann hieß Batwi und ließ sich jetzt Sam rufen. Die Frau hatte auf den schönen Namen Chidaimiya gehört und hieß nun, nachdem sie ein eifriger Missionar getauft hatte, Betty Brown, wie sicherlich tausend andere auch.
    Waterman konnte jedoch vorlesen, was er wollte, sein Gegenüber reagierte nicht, obwohl er anscheinend sehr konzentriert zuhörte.
    Waterman wurde es warm, er zog die Jacke aus. Nun war es ja denkbar, daß er die Worte vollkommen falsch aussprach, zu sehr amerikanisch. Er ging deshalb langsamer vor und bot jeweils verschiedene Interpretationen an. Der Indianer hing zwar an seinen Lippen, er sprach sogar das eine oder andere Wort etwas verständnislos nach, ein Verstehen war jedoch nicht zu bemerken.
    Webber kam zurück und meldete, daß er ein Zimmer für den Professor im »California« reserviert habe, das beste Haus am Platz.
    Und dann wollte er wissen, ob der Professor schon irgend etwas herausgefunden habe oder sogar schon sagen könne, was für eine Art Indianer der Kerl da sei.
    Waterman holte eine gezeichnete Landkarte hervor.
    Webber stutzte, als er die Landkarte sah, er erkannte zwar die Umrisse Kaliforniens, aber es war weder der Sacramento noch San Francisco darauf zu finden, von Oroville ganz zu schweigen, krause Linien, die er noch nie gesehen hatte, teilten den Staat Kalifornien auf.
    Waterman zeigte nun auf einen verhältnismäßig kleinen Fleck auf der Landkarte und erklärte: »Das hier ist nördlich von Oroville, das sogenannte Yanaland. Yanaland grenzt an die Gebiete von drei anderen Stämmen. Sehen Sie. Im Nordosten haben wir die Shastan, im Südosten die Maidu und im Westen und Nordwesten die Wintu.«
    »Aha«, sagte Webber und schwitzte.
    »Und hier«, Waterman holte eine andere Karte hervor, die allein Yanaland zeigte, »hier können Sie sehen, wie sich Yanaland aufteilt. Ganz oben im Norden die kleinste Fläche für die Nordyana, dann etwa zwei gleich große Territorien für die Mittel- und Südyana und das größte Gebiet für
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