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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten
Autoren: Gabriella Pape
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gesetzt werden, wenn man über eine Treppe von einem niedrigen Bereich in einen höheren oder von einem höheren Bereich in einen niedrigeren gelangt. Ein eher langweiliges Grundstück erhält mit wenigen Stufen eine zusätzliche Spannungsdimension. Auch lassen sich wiederum Gartenbereiche trennen, durch Höhenunterschiede kann Räumlichkeit kreiert werden. Mit Treppen wird Neugier angeregt, die Überwindung von Höhe schafft Erwartungen,
und daraus lässt sich etwas Besonderes, ein emotionales Erlebnis machen.
    Treppen, die bepflanzt werden, können eine außerordentlich betörende Wirkung erzielen. Gertrude Jekyll, eigentlich Malerin, später aufgrund eines Augenleidens autodidaktische und sehr anerkannte Gartengestalterin, hat Treppen- und Mauerbepflanzungen von einzigartiger Schönheit konzipiert und hinterlassen. Ihr Gestaltungsprinzip folgte dem Gesichtspunkt, durch die Bepflanzung gerade Linien und harte Konturen weich zu zeichnen. Treppen haben sich so zu wahren Gemälden voller Harmonie gewandelt.
    Bei einem Senkgarten bewirken Treppen über die Überwindung von Höhenunterschieden hinaus auch die Bewegung von draußen nach drinnen, in den Senkgarten hinein, und umgekehrt. Der Weg von drinnen nach draußen, aus der begrenzten introvertierten Welt des unten liegenden Gartens hinaus in den freien Garten, kann ein erlösendes Moment beinhalten.
    Die Stufen der Treppen sollten in der Natur - anders als im Haus - immer flacher und tiefer sein. In der Natur ist es ein Schreiten, ein freies, fließendes Gehen, das die Menschen bevorzugen. In einigen französischen Gärten kann man als Steigerung dieser Ansicht Treppen vorfinden, die nach oben zunehmend kürzer und höher werden, nach unten zum Garten hin länger und flacher, konsequent angepasst dem Gehen im Freien, mit größeren, schwungvollen Schritten, flanierend, spazierend und auch mal innehaltend.

    Eine Terrasse bildet zu allererst den Übergang zwischen der Architektur des Hauses und dem Garten. Bei ihr stellt sich zunächst die Frage, auf welcher Ebene sie liegen soll, damit sie wirklich genutzt wird. Denn die Erfahrung zeigt: Wer mehr als vier Stufen zu gehen hat, wird eine Terrasse schon weniger oder nie in seinen Alltag einbeziehen - bis auf die euphorischen ersten Tage. Es sitzt keine Familie mit fünf Kindern auf einer Terrasse, die zehn Stufen hinauf- und wieder hinunterzugehen ist. Eine Terrasse sollte auf Höhe der Tür zum Haus angelegt sein, und sie sollte direkt am Haus liegen. Zur Küche rein, aus der Küche raus mag zwar nicht so sehr das Problem der Männer sein, der alle versorgenden Hausfrau aber schon. Der höhengleiche Weg zwischen Haus und Terrasse garantiert kurze Wege. Es sind kurze Wege zum Leben! Außenraum auf Höhe des Innenraums, so muss die Philosophie lauten, auf dass der erste Raum im Garten ein Raum ist, der in einem direkten Bezug zum Haus steht, auf gleicher Ebene.
    Gegenüber früher haben sich die Räumlichkeiten im Haus verändert. Wir haben oft Wohnküchen, die heute zum Garten hin angelegt sind. Früher haben sie an der Hausseite, zum Nachbarn hin gelegen. Wenn die Mutter abwusch, hatte sie den Blick auf Nachbars Garage. Da heute viel mehr in der Küche gelebt und gewohnt wird, und man sich gern mal morgens, wenn die Kinder aus dem Haus sind, in Ruhe eine Tasse Kaffee genehmigen möchte, wäre es doch auf der Terrasse vor dem Haus in der Morgensonne ein doppelter Genuss. Wenn dazu aber erst zehn Stufen oder ein weiter Weg zurückzulegen
sind, werden diese psychologischen Barrieren den Genuss verhindern.
    Auch fürs Familienessen oder das gemütliche Beisammensein mit Freunden würden unnötige Hindernisse aufgebaut, die mühevoll zu überwinden wären und schnell den Spaß und die Freude an der Nutzung des Außenbereichs einschränkten. Es ist einfach schön, einen äußeren und einen inneren Raum nahe beieinander zu haben, einen Draußenraum mit einem starken Bezug zum Innenraum.
    Terrassen können also zugleich als Hausraum genutzt werden, der es ermöglicht, das Raus- und Reingehen zu relativieren, weil Draußen immer zugleich als Drinnen empfunden wird und umgekehrt. Eine Terrasse auf Höhe der Küche mit direktem Zugang vermittelt ein Gefühl, Teil des Gartens und zugleich Teil des Hauses zu sein, sie lässt das Draußenleben leicht verwirklichen, kann aber auch als schönste Aussichtsplattform über den Garten dienen. Das Haus gibt Schutz, während die Terrasse den Garten an das Haus heranholt.
    Wenig akzeptabel
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