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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten
Autoren: Gabriella Pape
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von alten Grasablagerungen befreit und leicht gelüftet. So war der Rasen das ganze Jahr über gut in Schuss, und das Moos hatte keine Chance. Wer also alle vierzehn Tage mal ohne Fangkorb mäht und den Rasen mit einer metallenen, kräftigen Rasenharke harkt, hat am Ende mit etwas Glück den besten Rasen in der Nachbarschaft.
    Apropos Rasenmähen. Ich gestehe, ich mag keinen Krach im Garten, also auch keinen Rasenmäher. Deshalb habe ich das letzte Stückchen Rasen in meinem inzwischen verlassenen Garten in England eigenhändig umgegraben. Aber irgendwann wurde mir schlagartig klar, dass diese Entscheidung eigentlich falsch war. Denn in vielen schönen Gartengestaltungen, den eigenen und auch den fremden, ist Rasen ein angenehmer Ruhepunkt, gar eine Ruhefläche, und Ausgleich für das bunte Treiben in den Beeten. Rasen ist wie ein Teppich. Er gibt einer Pflanzung Halt. Vor allem, wenn er schön gepflegt ist. Dann bietet er den blühenden Beeten einen Hintergrund oder Vordergrund als Basisfarbe, ähnlich wie der blaue Himmel von oben es auch zuweilen tut. In dieser Konstellation mag ich Rasen dann doch sehr. Rasen pur, allein, ergänzt um ein paar Hecken und Büsche, lehne ich ab,
denn dort kommt nichts zurück, ganz anders als bei einem Staudenbeet.
    Also: Sei nicht Sklave deines Rasens, sondern Herr deines Paradieses! Nach diesem Grundsatz sollten wir mit dem Rasen leben. Bleiben wir also on top of the weeds , behalten wir die Oberhand, nicht nur, was die Unkräuter im Rasen angeht, sonst wird uns der Rasen nach kurzer Zeit beherrschen und die Oberhand über den Garten gewinnen. Wir sollten lieber Stauden pflanzen, die blühen wenigstens - allerdings gebe ich zu, dass sich ganz schlecht darin Fußballspielen lässt.

Den Garten der Natur entrücken

    D ie primären Gestaltungselemente eines Gartens sind all die Naturereignisse der verschiedensten Art, von denen bereits die Rede war: die Blumen, die Stauden, die Bäume, die Sträucher, die Gräser. Doch es gibt zahlreiche weitere Elemente, die aus unserer Gartengestaltung entweder nicht wegzudenken sind oder auch einmal als zusätzliche Überraschung auftauchen. Sie sind niemals Selbstzweck, mit ihnen verbinden sich vielmehr Bedeutungen, die uns nicht immer bewusst sind, die wir aber doch intuitiv spüren, je mehr wir einen Garten in uns aufgenommen und ihn zu unserem eigenen Garten gemacht haben.

    Da sind zunächst, durchaus der Natur entliehene, aber für unsere Zwecke und Bedürfnisse domestizierte Hecken . Sie präsentieren sich uns als grüne Wände, die Räumlichkeit schaffen. Hecken steuern die Blicke, und sie strukturieren den Garten. Sie können Kulissen sein, um einen Vordergrund in ein besonderes Bild zu rücken, oder sie können Grenzen festlegen und den Garten einfrieden. Hecken können Pflanzbereiche separieren, Farbbereiche trennen, auch Gemüse-, Blumen-, Obstanlagen.
    Hecken bringen Dreidimensionalität in den Garten mittels einer durchgehenden Linie, die dann Spannung in das Gartenbild bringt, indem sie »geschnitten« wird: Wo die Natur auf die gerade Linie (oder auch eine klar geschnittene Wellenlinie, die ich bei Hecken sehr bevorzuge) stößt, entsteht Spannung. Das kann auch mit einer Rasenkante erreicht werden, auf der untersten Plateauebene, oder aber durch eine Hecke in der
Höhe. So entsteht an der einen Seite eine scharfe Kante, eine richtige Raumkante, mit der ich ein »Gartenzimmer« kreieren und den Raum erlebbar machen kann.
    In unseren deutschen Gefilden führt dies im Januar und Februar zu einem besonderen Gartenerleben: Dann bekommt der Garten eine Transparenz, die Blätter der Bäume und Büsche sind weg, in den Beeten fallen die Stauden zusammen und liegen platt am Boden, es stehen nur noch die Busch- und Baumskelette - und da kommt die Struktur der Hecken ins Blickfeld, die zuvor im blühenden schönen Chaos des Sommers und des Herbstes kaum zu sehen war. Im blühenden und grünenden Zustand gab es keine Transparenz, da musste jeder Gartenraum einzeln erlebt, besucht, durchwandert werden, nirgendwo sah man wirklich bewusst die Hecke, es sei denn, man stand direkt neben ihr.
    Die Raumwirkung der Hecken verstärkt sich im Winter wesentlich, wenn auf ihnen Schnee liegt und dadurch eine weiße gerade (oder wellenförmige!) Linie durch den Garten verläuft. Es ist zweifellos eine künstliche Linie, die hier in Spannung mit der Natur entsteht, man-made , von Menschenhand gemacht. Die Schnittlinie stellt sich der Natur entgegen und
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