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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten
Autoren: Gabriella Pape
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alles gleichzeitig zum Blühen kam: dunkelviolettrote Aurikel mit weißem und leicht rosa Auge, die Spalierzweige in zartrosa und dahinter tiefviolett-blaue bis schwarze Tulpen. Somit hatten die Tulpen
und Aurikel den gleichen Farbton, das Weiß in den Aurikeln korrespondierte mit dem Weißrosé in den Spalierapfelblüten, eine Kombination von unglaublichem Zauber, aber vollkommen gesteuert vom Zufall, farblich und temporär durch die zeitgleiche Blüte. Jeder Versuch, dieses Bild gezielt zu wiederholen, dürfte wohl scheitern.
    Solche Zufälle muss man genießen, der Natur danken - und dem Beifall von außen gegenüber ehrlich sein.

Nachklang

    W as mich ursprünglich bewegt hat, nach fünfundzwanzig Jahren meine Zelte in England abzubrechen, um in meine Heimat zurückzukehren, war die Erkenntnis, dass der Engländer gar nicht viel besser gärtnert, sondern einfach nur eine bessere Grundkenntnis vom Garten hat. Er lässt sich nicht vom Gärtner sagen, wann und ob er seine Hecke schneiden lassen muss. Er weiß es. Und somit ist er auch nur sehr selten der Situation ausgesetzt, mit der sich viele meiner heutigen Kunden, vornehmlich in Berlin angesiedelt, konfrontiert sehen, wenn der Gärtner zu ihnen sagt: »Det jeht nich.«
    Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um zu verstehen, was gemeint ist. »Det jet nich« meint entweder: »Das kann ich nicht«, häufiger »Das will ich nicht« oder auch »Ich habe gerade keine Zeit« (oder Lust). Eine ganz besondere Variante des Sich-rar-machens ist, wenn nachdrücklich betont wird, dass das, was ein Gartenbesitzer da gemacht haben möchte, wohl eine Technik aus England sei, die hierzulande nun »absolut nich jeht«. Gemeint ist allerdings: »Det ham wa noch nie jemacht«, und hinter dem Rücken: »Ham wa keene Ahnung, wat die meent.« So klingt es in Berlin. Andernorts klingt es anders, gemeint ist das Gleiche.
    Gärtnern braucht Wissen. Damit „et jeht“, habe ich gemeinsam mit Isabelle Van Groeningen die Königliche Gartenakademie in Berlin-Dahlem, eine Gartenschule nach englischem Muster, gegründet. In einem luftigen, hellen Seminarraum, einst Gewächshaus der auf Peter Joseph Lenné zurückgehenden Königlichen Gärtnerlehranstalt, wird hier über die
Leichtigkeit des Gärtnerns erzählt. Es wird nicht gelehrt, sondern lustvoll mitgerissen, unterhaltsam in die kleinen und großen Geheimnisse hinter dem Gartenzaun und im Blumenbeet eingeführt.
    Neue Ideen, unbekannte Pflanzen, nie gesehene Farben und Formen - davon wird berichtet, und die Ergebnisse solch einer Herangehensweise an den Garten kann man gleich in unseren Nutz- und Schaubeeten betrachten, bestaunen und sogar mitnehmen. Täglich erleben wir, wie wichtig den Menschen der Garten ist. Und täglich erleben die Menschen bei uns, wie einfach es ist, aus dem Garten am Haus, dem Wochenend-Schrebergarten, einem kleinen Beet im Hinterhof oder dem Balkon eine vier Jahreszeiten »durchblühende« Augenweide und Herzensangelegenheit zu zaubern, an der man sich täglich erfreuen und Glückshormone tanken kann. Dieses Büchlein ist kein Wissensbuch, es ist eine kleine Anleitung zum Glücklichwerden mit dem Garten. Es zeigt viele, längst nicht alle Aspekte des Gartens und des Gärtners, aus der wir Kraft und Zuversicht, Mut und Hoffnung, Freude und Liebe, Leichtigkeit und Inspiration, Sinnlichkeit und Energie schöpfen können. So wird Gärtnern zu einer Lebensschule. Ein Garten ist, wie eine menschliche Beziehung, zu hegen und zu pflegen, er braucht Liebe, Zuspruch und Vertrauen, Zuwendung und Leidenschaft - er will kultiviert sein! Wer gärtnert, der entdeckt die wesentlichen Werte des Menschseins und den Rhythmus des Lebens.

Verzeichnis der Quellen
    1 Elizabeth von Arnim: Elizabeth und ihr Garten, S. 32 © Insel Verlag, Frankfurt/M. und Leipzig 1987
    2 ebenda
    3 Vita Sackville-West und Harold Nicolson: Sissinghurst. Porträt eines Gartens, zusammengestellt von Julia Bachstein, Schöffling Verlag, Frankfurt/ M. 1997
    4 Karl Foerster: Garten als Zauberschlüssel, Jagd- und Kulturverlag, Sulzberg/Allgäu 1988
    5 Humboldt an K. A. Varnhagen von Ense, Berlin, 24. Oktober 1834. In: Briefe von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense aus den Jahren 1827 bis 1858, herausgegeben von Ludmilla Assing, Leipzig 1860
    6 Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt, Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek bei Hamburg 2008
    7 Alexander von Humboldt: Ansichten der Natur, 1. Band, 3. Ausgabe, Vorrede, Stuttgart und Tübingen 1849
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