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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten
Autoren: Gabriella Pape
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oder einer Zaubernuss wie eine Skulptur. Besonders bizarr kann sich im Winter ein ausgeleuchtetes blattloses Baumskelett zeigen.
    Es liegt in unserer Hand - wie alles im Garten -, wie wir durch Beleuchtung das Leben in unserem kleinen Paradies präsentieren wollen: bizarr oder sanft, grell oder warm, heiter, festlich oder irritierend, romantisch oder beruhigend, ob wir etwas akzentuieren oder Illusionen schaffen wollen. Mit Licht lassen sich diese Wirkungen steuern. Der Engländer sagt: Garden should be lit well, not well lit , was soviel meint
wie: »Ein Garten soll nicht gut ausgeleuchtet, sondern gut beleuchtet sein.« Ich würde die Sanftheit als emotionalen Aspekt einer Gartenansicht immer favorisieren. Wer einen Garten jemals im Mondlicht wahrgenommen hat, weiß warum. Einen schöneren kann es nicht geben.

Farbenspiele

    F arbe muss in die Gärten, viel mehr Farbe! Nicht alles durcheinander, aber so, dass die Jahreszeiten sich austoben können und ausgedrückt werden. Es sollten keine Klischees bedient werden, nach dem Motto: Dieses Jahr ist Weiß angesagt oder Rosa oder Pink oder Blau. Monochrom funktioniert bei schlechter Witterung oder in kleineren und winzigen Gärten überhaupt nicht.
    Die berühmten Gärten von Vita Sackville-West, der englischen Schriftstellerin und Gartenbesitzerin, Freundin der Dichterin Virginia Woolf, waren gleich ein paar Hektar groß. Dort in Sissinghurst ging sie einfach, wenn die Sonne schien, in den weißen, und wenn es nieselte oder dieser verblüht war, in den warmfarbenen, den gelb-orange-roten Garten. Sie hatte sich tatsächlich monochrome Gartenräume innerhalb ihres großen Gartens geschaffen - welch ein wunderbarer Luxus, den sich leider kein Durchschnittsbürger in seinem Garten leisten kann. Und doch sollte man versuchen, zu unterschiedlichen Jahreszeiten mit vielen Farben zu spielen.
    Farben können die eigenen Herzenswünsche ausdrücken. Wir sollten zu den Farben greifen, die wir begehren, denn unsere Seelen haben bestimmte Wünsche und Sehnsüchte - zu bestimmten Jahreszeiten, aber auch in bestimmten Lebenslagen oder aus spontaner Freude. So haben starke Farben gerade mit meiner gegenwärtigen Situation zu tun, mit Lebensbejahung und der Euphorie des Neubeginns. Wir können und sollten versuchen, uns unsere Wunschfarben in Verbindung mit unseren Lebensumständen und -zielen bewusst
zu machen und danach zu handeln, in dem Sinne, dass wir uns mit ihnen umgeben.
    Dazu gehört auch, übernommene Gewohnheiten, die oft bis in die Kindheit zurückgehen, beiseitezulegen, sie nicht weiter zu pflegen und nicht die ausgetretenen Wege zu beschreiten, die wir von unseren Müttern und Vätern kennen und auf denen wir selbst seit zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren herumlaufen. Die Entscheidungen der Elterngeneration resultierten meist aus einem Mangel an Angeboten, und so pflanzten sie oft zwangsläufig das ewig Gleiche, sie konnten gar nicht anders, auch wenn sie gewollt hätten. Ich will den Menschen zeigen, wie leicht es ist, mutig zu sein und das zu suchen und zu pflanzen, wonach die eigene Seele verlangt. So werden unsere Gärten lustbetonter und fröhlicher werden, bunter, lustiger und freudvoller, sie werden uns ein Lächeln in die Gesichter zaubern.
    Monochrom und dunkel - das haben wir genug, insbesondere nach einem Winter. Im Frühjahr ist alles erlaubt, da freut sich das Herz über die ersten weißen Schneeglöckchen und die knallgelben Narzissen, da jubelt die farbentwöhnte Seele, wenn erst einmal die bunten Tulpen loslegen. Es sind Sonnenstrahlen, die aus der Erde kriechen und sich zeigen. In dieser Zeit sind alle Farben sogar in einem einzigen Strauß erlaubt: Rot, Blau, Gelb, Grün, Lila, Orange. Es ist die Sehnsucht nach dem Erwachen der Erde, dem Zurücklassen des Winters, die Lust auf wärmere, hellere, längere Tage. Diese Sehnsüchte teilen wir alle. Und je nördlicher wir leben, umso mehr wachsen sie an, diese Sehnsüchte nach dem bunten Leben.

    Im Sommer wird es dann sanfter und weicher in den Farben, ihre Wahrnehmung verändert sich. Die Farben verblassen durch die stärkere Sonneneinstrahlung, die Lichtintensität lässt die Menschen schattigere Plätze suchen, um sich und ihre Augen zu schützen. Es sind die Plätze, die sie im Frühling gerade verlassen hatten, um in der Sonne neue Energie zu tanken. Der Spätsommer zeigt dann Gelb, Orange und Rot oder auch viele sanfte Blautöne, im Vergleich zum Frühjahr eine warme, milde Buntheit. Dann kommt die
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