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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten
Autoren: Gabriella Pape
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Den Garten erleben - ein Blick voraus

    W er ein erstes Mal in einen Garten geht, verhält sich wie eine Biene: Er lässt sich von den Farben anziehen. Der optische Eindruck ist der wichtigste. Doch was macht einen Garten eigentlich besonders, warum fühlen wir uns darin wohl, was gefällt uns daran? Sind es die Proportionen, die Materialien, die Farben, die Texturen, oder liegt es daran, wie die Pflanzen miteinander korrespondieren? Garten ist Sinnlichkeit. Garten bedient unsere Sinne, und er regt sie an. Wenn wir an einem schattigen Bäumchen vorbeigehen, ist es ein inneres Erlebnis, ein buntes Blumenbeet kann uns betören, Gräser bewegen sich im Wind, Vögel zwitschern in einheimischen Gehölzen. Wir spüren, ob wir auf Stein, Kies, Sand oder Erde gehen, und genießen schattige, sonnige und duftende Fleckchen. Wenn wir über drei Treppenstufen in einen anderen Gartenbereich kommen, wartet vielleicht etwas Ungeahntes … So erleben wir den Garten, in der Spannung von expectation and surprise , wie man in England sagt, zwischen Erwartung und Überraschung: Wir sind an einem bezaubernden Ort und fühlen uns von einem anderen Platz innerhalb des Gartens geradezu magisch angezogen, angelockt - wir gehen hin und erleben dort tatsächlich eine Überraschung. Und irgendwann merken wir, dass es immer wieder neue Entdeckungen gibt. So funktioniert Garten, so kann, so sollte er funktionieren. Alle Freiheit ist gegeben. Seine Verspieltheit erlaubt es, dass alles möglich ist, sogar dass wir das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren und das Gefühl haben, an einer anderen Stelle unseres Gartens könnte es vielleicht noch schöner sein als hier, wo wir uns gerade
aufhalten. Wir lassen den Gedanken freien Lauf, geben der Neugier nach, spielen mit den Gegebenheiten.
    Mein Anliegen ist es, Lust auf Garten zu machen. Meine Vision ist es, Garten erlebbar zu machen: Ich möchte, dass die Menschen den eigenen Garten entdecken, immer wieder Neues ausprobieren, die Freude daran genießen, dass sie in den Garten verführt werden. Das Erlebnis Garten steht jedem frei, jeder kann es für sich wachrufen. Dazu braucht es nur ein paar neue Ideen und Anregungen und ein bisschen Mut, manchmal Geduld und Demut, Hingabe und Zuversicht in die Kräfte der Natur. Und die Bereitschaft, in den Garten Liebe hineinzugeben, wie in eine menschliche Beziehung. Geliebte Gärten geben immer etwas zurück, seien es üppige Pflanzen oder eine besondere Blütenpracht, seien es Glücksgefühle oder eine tiefe Zufriedenheit. Erlebte Gärten machen glücklich, weil etwas Wunderbares entsteht, das uns zu Herzen geht.
    Gärten sind etwas Lebendiges, sie reflektieren schnell und dankbar die Liebe, die man ihnen zukommen lässt. Und sie reagieren genauso schnell und unbarmherzig auf Vernachlässigung und Liebesentzug. Wie schön ein Garten wird und wie viel Liebe man ihm schenken möchte, das kann man nur mit sich selbst ausmachen.

Wo Kultur von Kultivieren kommt

    S pätestens gegen Ende meines Studiums wusste ich, nach welchem Wissen ich immer gesucht hatte. Auf einen Begriff gebracht, obwohl nur die schlichte Übersetzung des belegten Studienfachs, war es das Wissen der Gartenkultur. Damit war ich in eine völlig neue Dimension vorgedrungen, es war gleichsam der Eintritt in eine neue Welt. Dass Gartenkultur gewiss nicht das ist, was in Versandkatalogen und Baumärkten oft unter dieser Bezeichnung angeboten wird - Sonnenschirme und -liegen, Geflechtsessel und Rosenbogenbänke, Royale-Comfort-Polster und Sturmlaternen, Feuerschalen und Grillmodule, Dosenfackeln und gusseiserne Beetbegrenzungen, skandinavische Vogelhäuschen und Hollywoodschaukeln, Solarlampen und Blumenkübel aus Eichenholz -, das wusste ich schon vor meinem Studium. Üblicherweise denken wir bei »Gartenkultur« an große Gartengestalter oder wundervolle Garten- und Parkanlagen, die meist in vergangene Zeitepochen zurückreichen: an Peter Joseph Lenné und seine Werke wie den Park von Sanssouci in Potsdam, die Pfaueninsel oder den Tiergarten in Berlin, an Fürst Hermann von Pückler-Muskau und seine Gärten in Muskau und Branitz, an Friedrich Ludwig Sckell und den Englischen Garten in München, den Park von Schloss Nymphenburg oder die Insel Mainau. Wir denken an die Anlagen des französischen Gartengestalters André Le Nôtre in Versailles oder an italienische Renaissancegärten als früheste Gartenschöpfungen der Neuzeit in Europa, Insider zählen noch die Gärten von Gertrude Jekyll auf.
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