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Die Heimkehr Der Tochter

Die Heimkehr Der Tochter

Titel: Die Heimkehr Der Tochter
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Hewlett-Packard

    1. KAPITEL
    In Ruby Falls, Texas, Bevölkerungszahl 3.418, fiel ein schnittiges Viper Kabrio auf wie ein Frack beim Dorftanz.
    Köpfe drehten sich und Kinnladen fielen herunter, als der bildschöne Rotschopf hinter dem Steuer mit herabgelassenem Verdeck in die Stadt preschte, die langen Haare flatternd wie ein feuriges Banner. Dabei plärrten Kenny Rogers beste Songs aus den Lautsprechern.
    Der grüne Wagen mit den cremefarbenen Ledersitzen war der ideale Rahmen für die schöne Fahrerin mit ihrer elfenbeinfarbenen Haut und den leuchtend roten Haaren. Der grüne Lack war nur eine Nuance dunkler als ihre smaragdgrünen Augen.
    Obwohl hinter einer Sonnenbrille von Christian Dior verborgen, gab es kaum jemand im Land, wenn nicht gar in der Welt, der nicht die genaue Farbe dieser Augen kannte. In den letzten sieben Jahren hatte das Gesicht von Maggie Malone, sinnlich lächelnd und mit einem lustigen Funkeln in den wunderschönen grünen Augen, immer wieder die Titelseiten aller großen Magazine Amerikas und Europas geziert.
    Maggie bemerkte die verblüfften Mienen aus den Augenwinkeln mit Genugtuung. Genau auf diese Reaktion hatte sie gehofft, als sie dafür gesorgt hatte, dass die Viper bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen Dallas-Fort Worth für sie bereitstand.
    Vor sieben Jahren hatte sie Ruby Falls in Schimpf und Schande verlassen. Heute kehrte sie als erfolgreiche Frau zurück, und nichts unterstrich ihren Status mehr als so ein rasantes Gefährt.
    Im Zentrum des Ortes wurde der Verkehr etwas dichter.
    Maggie schaltete herunter, und die Viper reagierte mit einem tiefen Motorbrummen, als sie sich hinter Miss Agnes Purveys 1964er Chevy einreihte, der immer noch so aussah, als sei er gerade vom Band gerollt.
    Die Ampel am Nordende des Stadtplatzes zeigte schon seit Minuten Grün. Wenn sie nicht hinter Miss Agnes und einem Lieferwagen von UPS feststecken würde, hätte sie bereits aufs Gaspedal getreten und eine Runde um den Platz gedreht, ehe die Ampel umschaltete.
    „Lieber Himmel, Miss Agnes, beweg deinen knochigen kleinen Hintern, ja?"
    Maggie murmelte das vor sich hin, obwohl sie wusste, dass sie nur ihren Atem vergeudete. Auf dem Highway erhöhte Miss Agnes ihr Tempo gelegentlich auf atemberaubende 30 Meilen. In der Stadt jedoch fuhr sie nie schneller als 21 und das auch nur, wenn jemand die Unverfrorenheit besaß, hinter ihr zu hupen oder zu drängeln, wie Maggie es jetzt tat.
    Deshalb füllte Miss Agnes auch nie mehr als fünf Gallonen Benzin in den Tank. Die spröde alte Jungfer schwor, dass ein voller Tank den Wagen zu schnell mache.
    Der Lieferwagen von UPS bog jetzt nach rechts ab. Miss Agnes, den Kopf gerahmt von einem Heiligenschein silbriger Dauerwelllocken, tuckerte, beide Hände am Lenkrad, hinter ihm her. Der Lieferwagen nahm die Abfahrt zur gegenüberliegenden Seite des Platzes. Ehe die alte Lady zu der Abzweigung kam, stand Maggie wieder vor der roten Ampel.
    Voller Ungeduld trat sie auf die Bremse, dass die Reifen leicht quietschten. Kurz darauf schüttelte sie jedoch lächelnd den Kopf.
    Genau genommen fühlte sie sich durch Miss Agnes und ihr Dahinschleichen gar nicht gestört. In den letzten sieben
    Jahren hatte sie immer mal wieder von ihrer Rückkehr nach Ruby Falls geträumt und sich vorgestellt, alles noch so vorzufinden, wie es bei ihrer Abreise gewesen war. Es war tröstlich zu sehen, dass sich einige Dinge tatsächlich nicht verändert hatten.
    Maggie wartete, sah sich um und trommelte mit den zimtfarben lackierten Fingernägeln auf das Lederlenkrad. Sie hätte sich keine Sorgen machen müssen. Wie es aussah, war in Ruby Falls noch alles beim Alten.
    Auf der Herfahrt hatte sie am Dallas Highway neben Rudys Bar und Grill einen neuen Supermarkt entdeckt. Wo die alte verlassene Tankstelle gestanden hatte, an der Mimosa und Main, befand sich nun ein Jiffy Lube, aber abgesehen davon war alles wunderbar vertraut.
    Der Platz war noch von denselben Geschäften in roten, mit weiß abgesetzten Backsteinhäusern geprägt. An den vier Ecken standen die First National Bank, Purdues Apotheke, Handyman Eisenwaren und die Elks Lodge. Nach Osten, zwei Blocks abseits der Main, erhob sich der weiße Turm der Baptistenkirche über Eichen und Pekannussbäume.
    Seit fast hundertdreißig Jahren dominierte das alte Sandsteingebäude des Gerichtes die Mitte des Platzes. Die alten Eichen ringsum hatten schon lange vor Maggies Geburt ihre endgültige Höhe erreicht. Im Schatten ihrer knorrigen
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