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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten
Autoren: Gabriella Pape
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Zitronengelb und Magentarot gut zusammenpassen, der sollte das in die Tat umsetzen und sich nicht darum kümmern, was die Schwiegermutter dazu sagt oder die beste Freundin.
    Wir möchten die Menschen so gern zu Veränderungen anregen und wollen bei ihnen neue Bedürfnisse wecken, denn gerade der Garten sollte die Langeweile vor das Tor verbannen oder auf den Kompost befördern. So geht es uns ja selbst als Gärtner: Nach Jahren, in denen wir uns verstärkt für warme Farben entschieden hatten, merkten wir auch bei uns, dass wir satt davon waren - wir entdeckten Lilablau, das in der Folge aus unseren Schaubeeten und Angeboten hervorstach. Einmal hatten wir unser Sommerpflanzenangebot schön nach Farbtönen wie auf einer Farbenskala geordnet. Und ein anderes Mal eher gemischt, nicht willkürlich, sondern in Farben gruppiert, etwa Gelb, Orange, Rot zusammen. So steht auch uns der Sinn im Umgang mit den Farben immer ein bisschen anders. Besonders mit diesen Sommerpflanzen für Balkon und Kübel kann man immer wieder etwas anderes zaubern und zu jeder Saison ein gänzlich anderes Farbenspiel anstimmen.
    Wir wollen die Menschen aus der Bequemlichkeit und der Langeweile des Vorhersehbaren, des Altbekannten und Alltäglichen herausholen, wollen sie neugierig machen, ihnen
Möglichkeiten aufzeigen und sie experimentierfreudig machen, damit sie nicht nur sehnsuchtsvoll in fremde Rabatten, öffentliche Parkanlagen oder (Garten-)Zeitschriften blicken, sondern am Ende mit erstaunten großen Augen, stolz, lächelnd und voller Freude in ihrem eigenen Garten stehen.

Die Schönheit des Zufalls

    I ch liebe es, wenn sich Pflanzen von allein aussäen. Ich empfinde das als Kompliment an meinen Garten: Sie fühlen sich wohl bei mir.
    Natürlich gibt es auch solche, die stören, die man nicht auf Dauer haben möchte, die wieder hinausgeworfen werden. Es ist wie mit Gästen, die zu Besuch kommen: Die einen passen sich gleich an, fühlen sich schnell wohl und auch heimisch, finden sich im Haushalt zurecht und müssen nicht jede Minute von vorn bis hinten bedient werden, weil sie sich auch um sich selbst kümmern können. Man muss sich dann als Gastgeber nicht ständig Gedanken machen, wie man sie beschäftigt, was man mit ihnen tut, ob sie Hilfe oder Unterhaltung benötigen.
    So gibt es andererseits auch Pflanzen wie Rittersporn oder Rosen, bei denen man immer wieder überlegen muss, was man tun muss, damit sie bleiben. Sie sind herzlich willkommen, man will sie gern um sich haben, aber sie sind schwierig und kommen nicht auf Anhieb in der fremden Umgebung zurecht. Man sollte sich kümmern und hat doch kaum Zeit für sie. Wo sich Pflanzen wohlfühlen, wo sie sich von selbst ausbreiten, dort sieht der Garten im folgenden Jahr auch wieder anders aus. Die Pflanzen suchen sich selbst die Stellen, wo sie Licht haben, wo sie den gewünschten Schatten finden, wo sie Platz haben - in diesem Jahr hier, im nächsten vielleicht dort. Schlafmohn, Mutterkraut und Königskerze sind solche dynamischen Gäste.
    Es gibt so vieles, was man ganz vorsichtig, langfristig, aus Erfahrung und überlegt plant: Wenn dieses verblüht ist, soll
jenes nachkommen und verhindern, dass Löcher und eine Leere im Beet entstehen. Schöne Abfolgen, die man zuvor im Kopf entwickelt und durchdacht hat - und doch geht oft genau dieser Plan, dieses Bemühen schief. Es kommt anders als man denkt, und man weiß nicht recht, warum: der Boden, das Wetter, zu feucht oder zu trocken, der Schatten oder zu viel Sonne?
    Hingegen tun wir oft gar nichts, vergessen, übersehen kleine Entwicklungen in irgendeiner Ecke unseres Gartens oder zwischen Stauden, die etwas unübersichtlich wuchern, tun Dinge, bei denen wir nicht über mögliche Konsequenzen nachdenken - und die Folgen davon können sehr aufregend sein. Die tollsten Dinge, die größten Erfolge, eine bezaubernde Blütenpracht entstehen im Garten nicht selten durch Zufall.
    Dazu stehe ich, auch als Planerin von Berufs wegen. So haben wir in unserer Gartenakademie am Saisonende der Zwiebelzeit oft noch eine Reihe unbeschriftete Knollen übrig, die wir, damit sie nicht heimatlos bleiben, in unseren Schau- und Nutzgarten wild ausstreuen und pflanzen. Nach der vergangenen Saison pflanzten wir unter die kleinen Spaliere, sogenannte step over , die dort als Begrenzung eines Beetes gebaut sind, kaum zwanzig Zentimeter hoch, ein paar Aurikel, altmodische kleine Primeln, dahinter Überbleibsel von Tulpenzwiebeln. Der Zufall wollte es, dass
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