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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten
Autoren: Gabriella Pape
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erzeugt Spannung. Für mich ist dies eine emotionale Herausforderung, Mensch gegen Natur, die mich die Macht der Natur im Weltgeschehen akzeptieren lässt, denn ich will mich ja nur in der kleinen Welt des Gartens mit der Kraft der Natur messen.
    Der Dialog zwischen Gärtner und Natur kommt bei einer Heckenpflanzung eigentlich nie zum Verstummen: Hecken
müssen immer wieder geschnitten werden. Hecken kommen in der Natur gar nicht vor. Denn sie sind nichts anderes als Bäume in Bonsai-Reduktion, eine Buchenhecke ist eigentlich eine gestutzte Allee, wie auch Eibenhecken oder Hainbuchenhecken oder Koniferenhecken. In unserer Nachbarschaft haben wir eine hundert Jahre alte Buchenhecke, auf dreieinhalb Meter Höhe gezähmt, daneben steht der naturbelassene Bruder, genauso alt, vierzig Meter hoch, dreißig Meter breit. Hecken machen uns das Naturferne eines Gartens besonders deutlich. Der Mensch arbeitet hier gegen die Natur, er entscheidet sich bewusst dagegen, die Natur zu kopieren. Und so wird uns auch das Umgekehrte deutlich: Je mehr wir die Natur kopieren, umso weiter kommen wir weg vom Hortus, dem Garten, der künstlich angelegt sein will zum Nutzen und zum Wohlgefühl des Menschen.

    Wege im Garten haben - entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit - eigentlich kein Ziel. Im Garten sind die Wege selbst das Ziel. Ein Weg kann in seiner Beschaffenheit eine beabsichtigte Emotion kreieren. Ein Weg lässt sich im Garten so gestalten, dass man auf ihm langsam geht, um etwas besser, leichter, intensiver wahrzunehmen. Vergleichbar der Landstraße, auf der man vorsichtiger fährt und daher mehr von der Landschaft, von der Natur, von den Bäumen wahrnimmt als auf der Autobahn. So kann es auch im Garten geschehen: Wege, die »unwegsam« gemacht werden, wo man vorsichtig gehen muss, ermöglichen es, Stimmungen und Emotionen intensiver wahrzunehmen. Auch Beschleunigung ist machbar,
schnellere Wege an Orten des Gartens vorbei, die nichts zu bieten haben oder wo von ungünstigen, zu vermeidenden Blicken abgelenkt werden soll.
    Dies wird durch Wegführungen erreicht und vor allem durch unterschiedliche Materialien - weiche, harte, sandige. Unebenes Kopfsteinpflaster kann fast abweisend wirken, will man darauf gehen. Wege bestimmen die Geschwindigkeit des Besuchers auf seinem Gang durch den Garten. Mitentscheidend ist dabei die Struktur eines Wegebelags.
    Der Materialien gibt es viele: Betonsteinpflaster und Muschelkalk, Wegeklinker oder Mosaiksteine aus Porphyr, zerbrochene Schieferdachziegel oder gebrannte alte Kacheln, Kies, Holz oder Rasen, um nur einige zu nennen. Neu aufbereitet und in Mustern verlegt kann selbst Beton gut aussehen und Charakter entwickeln. Auch eine Mischung kann Atmosphäre schaffen, etwa Klinker mit Platten - es kommt darauf an, wie sie verlegt wird, ob sie zum Haus und der Region passt sowie zum Gesamtcharakter des Gartens.
    Auch räumliche Tiefe kann mit Wegen geschaffen werden, wenn sie dem Garten selbst fehlt. Manche Wege sind nur fürs Auge, eine Einladung für die Seele, aber nicht zum Betreten, nur zum Schauen, aber nicht zum Gehen, da möchte der Gartenbesitzer nicht, dass jemand weiterläuft. Nur gucken, nicht anfassen.
    Dass sich Wege auch biegen oder schlängeln, kommt vor, sollte aber auch Gründe haben. Der Weg mag dann einem Baum, einem Beet, einem Teich ausweichen und auf ein Ziel hinführen oder sich der Bodenformation beziehungsweise
Geländeunebenheiten anpassen. Grundlos einen Weg sich winden zu lassen, etwa über den Rasen, kann einfallslos, langweilig, bestenfalls geziert wirken. Und Wege sollten nicht ins Leere führen, einen Endpunkt sollte es schon geben: eine Bank, ein besonderes Beet, einen Brunnen, einen Ausblick - einen Blickpunkt eben.
    Historische Landschaftsgärtner wie Peter Joseph Lenné oder Graf Pückler-Muskau haben es übrigens zum Prinzip erhoben, die Wege durch Parkanlagen so zu gestalten, dass man auf ihnen gehend möglichst keine anderen Wege sieht, was sie »durch Disposition und Pflanzung« bewerkstelligt haben.

    Mit Treppen werden - wie im wirklichen Leben - Höhenunterschiede überwunden. Selbst in ganz flachen Gärten können mit zwei, drei Stufen Ebenen geschaffen werden, die zuvor gar nicht wahrgenommen wurden. Ein guter Gartengestalter sollte auf diese Weise auch geringfügigste Höhenunterschiede nutzen, um diese Besonderheit seines Objekts auszuschöpfen und dem Garten auch auf diesem Weg zu einem besonderen Charakter zu verhelfen.
    So kann ein schönes Zeichen
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