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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter
Autoren: Margaret Mallory
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habt Ihr gegen den Mann?« William hatte kein Recht, diese Frage zu stellen, aber er wollte es wissen. Er fragte sich, ob diese junge Unschuld vielleicht mit irgendeinem Lüstling verheiratet wurde, der alt genug war, ihr Großvater zu sein. So etwas kam oft genug vor.
    »Er ist voller Grausamkeit, ich habe es gesehen.« Ihre Augen blickten ernst und unerschrocken. »Er ist kein Mann, dem man trauen kann.«
    Ihre Antwort überraschte ihn erneut. Und doch zweifelte er nicht daran, dass sie ihm die Wahrheit sagte, so wie sie sie sah.
    »Morgen werde ich tun, was mein Vater und mein König von mir verlangen, und diesen Mann heiraten. Von diesem Moment an werde ich tun müssen, was mein Ehemann mir sagt, und ihm in allen Dingen gehorchen.«
    William dachte natürlich daran, dass der Mann sie mit in sein Bett nehmen würde, und fragte sich, ob sie sich dessen ebenfalls bewusst war.
    »Heute Nacht müsst Ihr mir diese letzte Stunde der Freiheit gewähren«, sagte sie entschlossen. »Das ist nicht zu viel verlangt.«
    William hätte ihr sagen können, sie solle dem Urteil ihres Vaters und des Königs vertrauen, dass diese sie gewiss keinem Mann geben würden, der ihrer derart unwürdig war. Aber er glaubte es selbst nicht.
    »Ich reite mit Euch«, sagte er. »Oder Ihr geht nicht.«
    Sie kniff die Augen zusammen und musterte ihn eine Zeit lang. Da er das Licht im Rücken hatte, konnte das Mädchen ihn längst nicht so gut sehen wie er sie. Ein willkommener Vorteil, denn er wollte sie nicht verschrecken. Er war sich vollkommen bewusst, dass trotz seiner Jugend etwas an seinen Gesichtszügen und seinem strengen Gebaren war, das selbst erfahrene Kämpfer einschüchterte.
    »Ihr müsst mich das für Euch tun lassen«, sagte er und streckte die Hand nach dem Zaumzeug aus. Fast seufzte er laut vor Erleichterung, als sie schließlich nickte und ihm das Zaumzeug in die Hand drückte.
    Als er die Pferde sattelte, versuchte er die Stimme in seinem Hinterkopf zu verdrängen, die ihm sagte, dass es Wahnsinn war. Bei Gott, der König selbst hatte beim Zustandekommen dieser Heirat die Hand im Spiel. Wenn er dabei erwischt wurde, dass er die Braut am Vorabend ihrer Hochzeit allein bei einem Ausritt begleitete, würde der König ihn erschlagen lassen.
    »Haltet den Kopf gesenkt«, ermahnte er sie, als sie über den äußeren Burghof zum Tor ritten. »Achtet darauf, dass Euer Umhang Euer Kleid bedeckt – und jede Strähne Eures hellen Haars.«
    Die Wachen erinnerten sich daran, dass er mit Nachrichten von Northumberland, dem »Königsmacher«, gekommen war. Sie machten ihm keine Schwierigkeiten.
    William und das Mädchen ritten in die kalte, sternenklare Nacht hinaus. Sobald sie den Pfad entlang des Flussufers erreicht hatten, übernahm sie die Führung. Sie trieb ihr Pferd an, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Als sie es schließlich zügelte, schloss William zu ihr auf. Die Flanken seines Pferdes bebten.
    »Ich danke Euch hierfür«, sagte sie und schenkte ihm ein Lächeln, bei dem ihm das Herz in der Brust eng wurde.
    Sein Atem ging schnell, als er sie anstarrte. Sie war atemberaubend. Ihr Gesicht strahlte vor Glück, und ihr helles Haar schimmerte im Mondschein. In dem Moment, da sie die Arme ausbreitete, den Kopf in den Nacken warf und zu den Sternen hinauflachte, hörte er ganz auf zu atmen.
    Bevor er sich wieder im Griff hatte, war sie bereits von ihrem Pferd geglitten und zum Flussufer hinabgelaufen. Er band ihre Pferde an und folgte ihr. Jeden Gedanken daran verdrängend, wie gefährlich es für sie beide war, gemeinsam hier zu sein, breitete er auf dem feuchten Boden unter den Bäumen seinen Umhang für sie aus.
    Den Blick auf den Streifen Mondlicht gerichtet, das von der sich sanft bewegenden Wasseroberfläche des Flusses weiter unten reflektiert wurde, saß sie schweigend neben ihm. Während sie den Fluss betrachtete, prägte er sich ihr Profil ein und atmete ihren Duft ein. Er glaubte, sie hätte seine Anwesenheit schon längst vergessen, als sie endlich das Wort erhob.
    »Ich werde mich immer an diese Nacht erinnern«, sagte sie und drückte rasch seine Hand. »Ich werde sie als glückliche Erinnerung in meinem Herzen bewahren für die Zeit, wenn ich eine solche brauche.«
    Er nahm ihre Hand, als sie ihn berührte, und ließ sie nicht mehr los.
    Sie verstummte wieder, und er spürte, dass ihre Gedanken, anders als die seinen, weit in die Ferne schweiften. Bei seiner Erfahrenheit in puncto Frauen überraschte ihn
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