Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter
Autoren: Margaret Mallory
Vom Netzwerk:
ist.«
    Sie hatten die Bettvorhänge nicht zugezogen. Im Sonnenlicht, das durch das hohe Fenster hereinfiel, betrachtete sie die Linien seines schönen Gesichtes, den intensiven Ausdruck seiner veilchenblauen Augen. Sie schluckte. Sie hatte nicht vorgehabt, ihm wehzutun. Warum hatte er ihr diese Dinge nicht schon früher gesagt?
    Sie streckte die Hand aus und legte sie ihm auf die Wange. »Du wirst immer etwas Besonderes für mich sein. Mein erster Liebhaber.«
    »Erster Liebhaber!« Seine Finger gruben sich in ihren Arm. Einen Moment später ließ er sie los und ließ sich auf das Bett zurückfallen. »Offenbar genießt du es, mich mit deinen Scherzen zu foltern! Doch manchmal gehst du einfach zu weit.«
    Warum glaubten Männer eigentlich nie, was man sagte? Sie verstanden ein »Nein« als »vielleicht« und ein »Ich hasse dich« als »Ich möchte, dass du schlechte Gedichte für mich schreibst«.
    »Ich möchte nicht heiraten«, sagte sie zu Jamie. »Ich könnte es nicht ertragen, dass ein Mann mir mein Leben lang vorschreibt, was ich zu tun und zu lassen habe.«
    Jamie lachte. »Als würde ich je wagen, das zu versuchen.«
    »Das würdest du. Männer machen das.«
    Er drehte sich auf die Seite, und sein dunkles Haar fiel ihm in die Stirn. »Lass uns so tun, als würdest du mir im Ernst einen Korb geben. Was könntest du tun? Ich kann mir dich beim besten Willen nicht als Nonne vorstellen.«
    Sie schlug seine Hand weg, als er sie nach ihrer Brust ausstreckte. »Vielleicht gehe ich eine kurze Ehe ein.«
    »Eine kurze Ehe?«, fragte er und zog die Augenbrauen hoch.
    »Aye, mit einem sehr alten Mann, der mich zu einer reichen Witwe macht«, sagte sie. »Oder ich werde eine berühmte Kurtisane.«
    Das Bett wackelte, als Jamie in Gelächter ausbrach.
    »Ich versuche, offen mit dir zu reden«, sagte sie und schlug ihn an die Schulter.
    »Du bist schön genug, um die berühmteste Kurtisane von ganz Frankreich zu werden«, sagte er und zog sie auf sich. »Das weißt du genau. Aber genug von diesen Albernheiten. Wir müssen einen Plan machen.«
    Sie kam sich vor, als redete sie mit einem Idioten. Sie stieß sich von ihm ab, setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie. In Wahrheit konnte sie sich nicht vorstellen, sich von einem anderen Mann so berühren zu lassen wie von Jamie. Doch sie strebte nach Unabhängigkeit und eigenem Geld.
    Wann immer ihr Entschluss zu wanken begann, dachte sie an die Männer, die ihrem Großvater noch das letzte Hemd vom Leib gestohlen hatten, als er am Ende seines Lebens geistesschwach geworden war. Es waren Männer, mit denen er seit Jahren Geschäfte gemacht hatte; Männer, denen er vertraut und in schlechten Zeiten Geld geliehen hatte. Kaum eine Stunde nach seinem Tod hatten diese Männer alle Wertsachen aus ihrem Haus in Falaise gestohlen. Ihretwegen mussten sie und ihr Bruder François schon lange vor der Belagerung durch die Engländer Lebensmittel stehlen, um zu überleben.
    Eines Tages würde sie nach Falaise zurückkehren und jeden einzelnen dieser Männer vernichten, die sie bestohlen und dann einfach ihrem Schicksal überlassen hatten.
    »Glaubst du, dein Vater hat etwas gegen unsere Heirat einzuwenden?«, schreckte Jamie sie aus ihren Gedanken auf.
    »Aye, das hätte er«, sagte sie geistesabwesend über die Schulter, »denn der Schuft hat bereits einen Ehemann für mich ausgesucht.«
    Jamie setzte sich abrupt neben ihr auf. »Er hat vor, dich einem anderen zu versprechen?«
    »Nachdem er mich und François den größten Teil unseres Lebens ignoriert hat, glaubt Alain, er könnte jetzt Vater spielen und mir vorschreiben, was ich zu tun habe.« Alain unterschätzte sie gewaltig. »Er hat uns nur anerkannt, weil seine legitimen Söhne tot sind.«
    Jamie packte sie am Arm. »Wer ist der Mann, den du heiraten sollst?«
    »Diese Schlange Guy Pomeroy.«
    Jamie zog die Augenbrauen hoch. »Dein Vater ist ehrgeizig. Sir Guy steht dem Herzog von Gloucester nahe, dem jüngsten Bruder des Königs.«
    »Es geht ihm nicht um mich, dessen kannst du sicher sein«, sagte sie und verdrehte die Augen. »Ich hasse es, wie Sir Guy mich ansieht. Ich schwöre, eher würde ich ihm eine Klinge ins Herz stoßen, als dass ich ihn in meine Nähe ließe.«
    »Du stehst jetzt unter meinem Schutz.« Jamie nahm ihre Hand und küsste sie. »Ich weiß, dass du deinen Vater verabscheust, aber wir müssen uns mit ihm arrangieren. Es wird peinlich, wenn er bereits mit Sir Guy gesprochen hat, aber das lässt sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher