Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter
Autoren: Margaret Mallory
Vom Netzwerk:
erstaunlich ruhig geblieben. Doch jetzt, da seine Reiterin nicht länger im Sattel saß, verdrehte es nervös die Augen und tänzelte, wild mit dem Kopf schlagend, in die Menge. Jamie blieb schier das Herz stehen, als Linnet zur Seite geworfen wurde.
    Die Männer, deren Griff durch die Bewegungen des Pferdes gelöst worden waren, streckten die Hände nach Linnets Röcken aus. Sie hielt sich nur noch mit einer Hand fest, als Jamie sich endlich zu ihr durchgekämpft hatte. Mit einem einzigen Hieb seines Schwertes tötete er die beiden Männer, während er sich hinabbeugte und Linnet mit dem anderen Arm um die Taille zu fassen bekam und zu sich auf Thunders Rücken zog.
    Gelobt sei der Herr! Er hatte sie! Jetzt mussten sie nur noch von dieser verdammten Brücke herunterkommen, bevor die Pfeile flogen.
    »Mein Pferd!«, sagte sie und drehte sich so, dass sie über seine Schulter blicken konnte.
    Ohne Vorwarnung beugte sie sich mit ausgestreckten Armen seitlich hinab. War die Frau verrückt? Er hielt sie fester, während sie die Arme lang machte, um mit den Fingerspitzen an die losen Zügel ihres Zelters zu gelangen.
    Sie setzte sich auf und grinste ihn triumphierend an, als sie die Zügel in den Händen hielt. Gütiger Gott, sie hatte sich kein bisschen verändert. Am glücklichsten war sie inmitten von Tumult und Chaos. Es würde ihn nicht wundern, wenn er herausfände, dass nicht Gloucester, sondern sie für die Unruhen verantwortlich war.
    »Du freust dich zu früh«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Wir können immer noch getötet werden.«
    Sie blickte zur Seite und hieb mit der Peitsche auf einen Arm, der sich nach dem Zaumzeug ihres Schimmels ausstreckte. Er wendete Thunder und brüllte in die Menge: »Runter von der Brücke! Runter von der Brücke!«
    Die in Panik geratene Menschenmenge brandete gegen sie wie die rollenden Wellen des Meeres gegen ein Schiff auf See. Linnet ignorierte seine wiederholten Befehle, das verdammte Pferd loszulassen und sich festzuhalten. Er musst sie so fest an sich pressen, dass er gewiss Blutergüsse an ihren Rippen hinterließ, während sie mit der Reitpeitsche auf Menschen einschlug, die versuchten, an die Zügel ihres Zelters zu gelangen.
    Sie fühlte sich so leicht an. Es kam ihm wie ein Wunder vor, dass es ihr so lange gelungen war, sich die Männer vom Leib zu halten und im Sattel zu bleiben. Doch jeder, der sie jetzt berührte, war ein toter Mann. Jamie war ein in der Schlacht gestählter Ritter. Jetzt, da er sie hatte, bestand für ihn kein Zweifel mehr, dass er sie vor dem Mob schützen konnte.
    Fliegende Pfeile waren jedoch eine andere Sache.
    Wie durch ein Wunder gelang es ihm, das Ende der Brücke zu erreichen, bevor die Männer des Bischofs den Weg versperrten. Dort wandte er sich nach Osten und ritt am Flussufer entlang von der Brücke und der Menschenmenge fort, bis sich sein Herzschlag normalisiert hatte.
    Sie waren eine Viertelmeile geritten, ehe er das Wort an sie richtete. »Was in Gottes Namen hattest du auf der Brücke verloren? Jeder Idiot konnte sehen, dass man da heute besser nicht sein sollte.«
    Linnet drehte sich um und sah ihn an. Nach überstandener Gefahr schlug sein Herz jetzt einen Purzelbaum in seiner Brust. Musste sie so schön sein? Sie war der Fluch seines Lebens.
    »Auch ich freue mich, dich wiederzusehen, Jamie Rayburn.« Sie legte den Kopf schief und zog eine Augenbraue hoch. »Nach all den Jahren hatte ich eine nettere Begrüßung erwartet.«
    Er sah mit leerem Blick in die Ferne und schnaubte. Gott im Himmel, wie konnte sie nach dem, was gerade auf der Brücke passiert war, so kühl sein?
    Als sie sich leicht an ihn lehnte, begann sein Brustkorb zu prickeln. Lust und Verlangen überfielen ihn wie ein Fieber. Er sollte sie jetzt besser auf ihr eigenes Pferd setzen. Er wollte gerne so tun, als wäre sie zu mitgenommen, um alleine zu reiten, aber der Gedanke war lächerlich. Diese eine kleine Schwäche würde er sich erlauben. Sie bedeutete nichts.
    »Ich hörte, du wärst mit Bedford in Frankreich«, sagte sie.
    »Hm.«
    »Wann bist du in London angekommen?«
    »Gestern.«
    Nach einer langen Pause fragte sie: »Willst du mir erzählen, was du in England machst?«
    »Nein.«
    »Oder mich fragen, warum ich hier bin?«
    »Nein.«
    Er spürte, wie sie an seiner Brust seufzte. Gegen seinen Willen erinnerte er sich an andere Seufzer, andere Zeiten …
    Er musste sie loswerden. »Ich gehe davon aus, dass dein Diener allein zurückfindet.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher