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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter
Autoren: Margaret Mallory
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haben konnte. Sie wandte sich an Linnet. »Was für eine Dame sollten wir für unseren schönen James wohl suchen?«
    Linnet sah ihn direkt mit ihren eisblauen Augen an und sagte: »Ich denke, das muss er schon selbst entscheiden.«
    Ohne den scharfen Unterton in Linnets Stimme registriert zu haben, verschränkte die Königin die Hände und strahlte ihn an. »Dann sagt uns doch, Sir James: Was für eine Dame würde Euch gefallen?«
    »Eine langweilige englische Edeldame«, antwortete James, wandte sich zu Linnet und begegnete ihrem unverwandten Blick. »Die Sorte, die eine tugendsame Ehefrau abgibt.«

2
    Linnet grub die Fingernägel in ihre Handflächen, um das Brennen in ihren Augen zu unterdrücken, und bemühte sich um eine gelassene Miene.
    Eine tugendsame Ehefrau, in der Tat.
    Wie konnte Jamie nur so gemein sein, sie absichtlich zu beleidigen? War es nicht genug, dass er sie vor fünf Jahren im Stich gelassen hatte, ohne sich auch nur ein einziges Mal nach ihr umzudrehen? Erst schwor er ihr unsterbliche Liebe, und dann verließ er sie, ohne ihr auch nur den Hauch einer Chance zu geben, ihm alles zu erklären.
    Sie hatte ihre Gründe dafür gehabt, was sie getan hatte. Gute Gründe. Wer war er, dass er sie verurteilte? Jamie war in einer großen und politisch einflussreichen Familie aufgewachsen, mit liebevollen Eltern, die sich um ihn kümmerten. Sie war ein junges Mädchen mit geringen Aufstiegschancen gewesen.
    Um ihr Schicksal in die Hand zu nehmen, musste sie beherzt handeln. Sie tat, was sie tun musste. Jamie versuchte nicht einmal, sie zu verstehen.
    Es war ihr gelungen, die Heirat mit diesem lüsternen Teufel Guy Pomeroy zu verhindern. Bevor Alain sie mit einem anderen Mann seiner Wahl verheiraten konnte, hatte sie damals schnell gehandelt und selbst eine Ehe für sich eingefädelt.
    So einfach war sie Alains Fuchtel entronnen. Es war äußerst befriedigend. Alain war gleichermaßen entsetzt und erzürnt gewesen, doch er hatte nichts tun können. Der Mann, den sie gewählt hatte, war zu einflussreich. Ihr Zwillingsbruder François hatte sich wegen der Heirat mit ihr gestritten und behauptet, sie würde sich selbst schaden.
    Aber das war es wert gewesen. Alle ihre Pläne waren aufgegangen. Ernüchternd war nur dieser schreckliche Schmerz in ihrem Herzen, den sie immer dann verspürte, wenn sie an Jamie Rayburn dachte. Sonst gab es nichts, was sie hätte ändern wollen.
    Sie starrte ihn an, während er mit der Königin sprach, und versuchte, den zärtlichen jungen Mann zu sehen, den sie einst gekannt hatte. Sir James hatte dasselbe lange dunkle Haar, dieselben erstaunlichen mitternachtsblauen Augen wie ihr Jamie. Jeder seiner Züge war ihr vertraut; und doch war er nicht derselbe.
    Jetzt war er hart und kantig. Es lag nicht nur daran, dass sein Gesicht schmaler und sein Körper muskulöser war. Auch Jamie hatte schon die Furchtlosigkeit und das Selbstbewusstsein besessen, das dieser Mann gestern auf der Brücke gezeigt hatte. Doch früher hatte sie auch noch eine Zärtlichkeit gespürt, die er ihr gegenüber gezeigt hatte. In dem Mann, der jetzt vor ihr stand, konnte sie davon nichts mehr entdecken.
    Er erzählte der Königin von den gestrigen Ereignissen in der City. Offenbar war er sich des erstaunlich geringen Interesses der Königin an Politik nicht bewusst.
    Die Königin schenkte ihm ein freundliches Lächeln und raffte ihre Röcke. »Es ist Zeit, dass wir uns mit dem Hofstaat zum Abendessen begeben.«
    »Königliche Hoheit, wir müssen jetzt reden«, sagte Jamie. »Gloucester wird in zwei Stunden hier sein.«
    Die Königin stand stocksteif da und starrte ihn aus großen Augen an. »Gloucester kommt? Hierher nach Eltham?«
    »Der Kompromiss mit dem Bischof sieht vor, dass Euer Sohn mit Gloucester nach Westminster reist. Der König wird von Männern begleitet, denen sowohl Gloucester als auch der Bischof vertrauen.«
    »Ihr sprecht, als wäre der König ein erwachsener Mann und kein dreijähriges Kind«, sagte die Königin mit erstickter Stimme. »Aber wenn die beiden so entschieden haben, kann ich nichts daran ändern.«
    Jamie erwiderte offen Katharinas Blick; sie wussten alle, dass sie in diesem Kampf machtlos war.
    »Wird es mir erlaubt sein, meinen Sohn zu begleiten?« Da der Rat einen separaten Haushalt des Königs angeordnet hatte, konnte die Königin nicht länger davon ausgehen, dass sie mit ihrem Sohn reisen durfte.
    »Ihr seid nach Westminster eingeladen«, sagte Jamie. »Doch es wurde
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