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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter
Autoren: Margaret Mallory
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sog hörbar die Luft ein, als sie sich näher an ihn lehnte. »Zähl bis hundert«, sagte sie an seinem Ohr, »geh dann zu Edmund Beaufort und sage ihm, dass ich ihn in den Stallungen erwarte.«
    Sie richtete sich auf und legte einen Finger auf die Lippen. »Lass diese Botschaft sonst niemanden hören.«
    Sobald das Mahl beendet war, machte sich Jamie auf die Suche nach Edmund Beaufort. Der Kompromiss, der letzte Nacht ausgehandelt worden war, würde ihnen um die Ohren fliegen, wenn die Königin sich vor Gloucester mit Edmund Beaufort zum Narren machte. Nachdem er das gesamte Schloss durchsucht hatte, erblickte er Martin, seinen neuen Knappen.
    »Hilf mir, Edmund Beaufort zu finden«, sagte er.
    Der Junge wurde puterrot. Was war los mit ihm?
    »Habt Ihr es schon in den Stallungen versucht?«, fragte Martin.
    »Warum? Hast du gesehen, wie er dorthin gegangen ist?«
    »Er ging in die Richtung«, sagte Martin. »Er schien sich zu beeilen.«
    »Vielleicht besitzt der Mann genug gesunden Menschenverstand, um sich von allein aus dem Staub zu machen«, sagte Jamie mehr zu sich selbst als zu seinem Knappen.
    Martin räusperte sich. »Ich glaube nicht, dass er sich mit dem Gedanken trug, das Schloss zu verlassen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Martin sah aus, als leide er Schmerzen. »Das kann ich Euch nicht sagen.«
    Um Gottes willen. »Dann werde ich es selbst herausfinden«, spie er aus.
    Jamie fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, Martin als Knappen in seine Dienste zu nehmen. Er hatte es bloß getan, weil der Ritter, dem der Junge vorher gedient hatte, in Frankreich gefallen war.
    Auf seinem Weg zu den Stallungen kehrten seine Gedanken zu Linnet zurück – und zu ihrer gehässigen Bemerkung darüber, dass eine reiche und tugendhafte Ehefrau ihn »befriedigen« würde. Vielleicht hätte er antworten sollen, dass er sich von seiner Frau auch erhoffte, dass er im Bett den Verstand verlor. Doch nur eine einzige Frau war je dazu in der Lage gewesen.
    Als er durch das Stalltor schritt, erblickte er genau diese Frau. Linnet stand mit dem Rücken zu ihm und streichelte und sprach mit dem weißen Zelter, den sie auf der Brücke geritten hatte.
    Er hielt den Atem an, als sie den Kopf des Tieres zwischen die Hände nahm und ihm auf die Stirn küsste. Jetzt wusste er, warum das Pferd sie derart ruhig durch einen solchen Aufstand trug.
    Jamie trat in den Schatten, als Edmund Beaufort mit einem Knappen, der sein Pferd führte, aus dem Innern der Stallungen kam. Linnet drehte sich um und schenkte Beaufort ein strahlendes Lächeln.
    Dann war es also Linnet, deretwegen Beaufort in den Stallungen war. Jamie musste Martin fragen, woher er das gewusst hatte.
    »Danke«, sagte Linnet zu Beaufort. »Eltham jetzt zu verlassen, ist die einzige weise Entscheidung, die Ihr treffen könnt.«
    Beaufort nahm ihre Hand. »Kommt mit mir.«
    »Ich kann die Königin nicht mit Gloucester allein lassen«, sagte sie mit einem Lachen in der Stimme. »Er würde sie bei lebendigem Leibe verspeisen und anschließend die Knochen wegwerfen.«
    »Bevor ich gehe, muss ich Euch sagen, dass Ihr die aufregendste Frau seid, die ich je kennengelernt habe«, sagte Beaufort und hob ihre Hand an die Lippen.
    »Ich kann das kaum als ein Kompliment werten, Sir, da Ihr erst neunzehn Jahre alt seid und die letzten sieben Jahre als Geisel gehalten wurdet.«
    Beaufort lachte. »Ich lebte in einem goldenen Käfig. Und ich war nicht gänzlich weiblicher Gesellschaft beraubt.«
    »Ihr habt Euch mit Anhängerinnen des Dauphins vergnügt? Schämt Euch! Wartet nur ab, wenn ich das Eurem Onkel erzähle.«
    Das Blut rauschte in Jamies Ohren. Er erinnerte sich daran, wie oft er in jenen Wochen, die sie in Paris zusammen gewesen waren, von Eifersucht erfasst worden war. Wie oft hatte er zugesehen, wie andere Männer sie angesprochen hatten? Eine schöne Frau zu lieben, war die Hölle auf Erden. Er hatte es nur deshalb ertragen, ohne jemanden umzubringen, weil er geglaubt hatte, Linnet würde niemals mit einem anderen Mann gehen. Er war so dumm gewesen zu glauben, dass sie ihn liebte.
    Edmund Beaufort sagte wieder etwas. »Ich liebe die Königin …«
    Linnet unterbrach ihn mit einem Schnauben.
    »… aber sie ist ein wenig einfach. Wenn ich heiraten könnte, wen ich wollte, würde ich Euch wählen.«
    Jamie war kurz davor, sich zu übergeben.
    »Hat Euch Euer Großonkel Geoffrey Chaucer das Süßholzraspeln beigebracht?« Linnets Stimme triefte vor Sarkasmus.
    »Wenn Ihr meine Frau
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