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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter
Autoren: Margaret Mallory
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angeregt, dass Ihr nach Schloss Windsor zieht, wenn der König in einigen Tagen nach Eltham zurückkehrt. Dort seid Ihr vor den Tumulten in London sicher«, fügte Jamie ein wenig sanfter hinzu. »Der König wird Euch in ein paar Wochen dorthin folgen, denn der Rat hat beschlossen, dass der Weihnachtshof in diesem Jahr auf Schloss Windsor abgehalten wird.«
    Jetzt raffte die Königin ihre Röcke und rauschte an Jamie vorbei zur Tür.
    Linnet versuchte normalerweise, die Königin für die politischen Intrigen um sie herum zu sensibilisieren. Ihre Freundin zog es jedoch vor, Ereignisse zu ignorieren, die sie glaubte, nicht beeinflussen zu können. Wenn sie unangenehmen Nachrichten nicht gänzlich aus dem Weg zu gehen vermochte, dann schob sie sie so rasch wie möglich beiseite.
    Linnet atmete tief ein und versuchte nach der Königin an Jamie vorbeizugehen, doch er packte sie am Arm.
    »Was machst du hier, Linnet?«
    Sie riss sich von ihm los. »Ich dachte, das wolltest du nicht wissen.«
    »Es ist meine Pflicht, die Königin vor jeglicher Gefahr zu schützen«, sagte er. »Sag mir, warum du hier bist.«
    Sie starrte ihn böse an. »Weil sie mich darum gebeten hat.«
    Sie wand sich aus seinem Griff und marschierte zur Tür. Mit energischen Schritten kam er vor ihr dort an. Er versperrte ihr mit vor der Brust verschränkten Armen den Weg.
    »Warum hat sie dich darum gebeten?«, wollte er wissen. »Und warum bist du ihrem Ruf gefolgt?«
    »Weil ich ihre Freundin bin und sie hier sonst niemanden hat«, antwortete sie und ballte die Fäuste. »Man hat ihr einziges Kind aus ihrer Obhut genommen, und sie darf nicht einmal seine Kindermädchen aussuchen. Sie behandeln sie so ohne jede Achtung, man könnte meinen, sie glaubten, sie stünde auf der Seite ihres Bruders, des Dauphin.«
    Linnets Herz flatterte, als Jamie sich näher zu ihr beugte.
    Leise fragte er: »Und, tut sie das?«
    »Natürlich nicht!« Linnet wich einen Schritt zurück. »Unsere französische Prinzessin wurde dazu erzogen, nie eine eigene Meinung zu haben, Konflikte um jeden Preis zu vermeiden und immer genau das zu tun, was man ihr sagt.«
    »Das hat ihr bisher nicht geschadet«, sagte Jamie. »Ich mag mir gar nicht ausmalen, was du ihr möglichweise beibringst.«
    »Ich würde niemals zulassen, dass sie den Fehler begeht, den Dauphin zu unterstützen«, zischte sie ihn an. »Diesem erbärmlicheren Abklatsch eines Königs hoffe ich nie zu begegnen.«
    »Dann bist du also die Vertraute der Königin?«
    »Ich mag sie außerordentlich gern, und ich versuche, sie zu beraten …« Linnet hob die Arme in die Luft. »Doch wenn ich sie auffordere, einen diplomatischen Spagat zwischen Gloucester und Bischof Beaufort zu machen, fragt sie mich, was man diese Saison in Paris trägt.«
    Sie holte tief Luft und zwang sich dazu, nicht weiterzusprechen. Die Nachricht, dass Gloucester demnächst eintreffen würde, ließ sie vor Sorge um die Königin schier verrückt werden. Außerdem hatte sie Jamies Bemerkung über tugendhafte Ehefrauen aufgebracht.
    »Was du gesagt hast, war unfair«, sagte sie und schaute ihn mit funkelnden Augen an. »Ich habe nie gesagt, du wärst langweilig. Ich sagte bloß, dass ich so ein Leben nicht für mich wollte.«
    Seine Augen versprühten Feuer, und sie hatte die Genugtuung, seine Fassade der kontrollierten Beherrschung durchbrochen zu haben. Jamie mochte garstige Andeutungen darüber machen, was vor fünf Jahren zwischen ihnen vorgefallen war, aber er war nicht darauf gefasst, dass sie offen darüber sprach.
    Er ballte die Fäuste und beugte sich vor, als wollte er ihr ins Gesicht brüllen. Sie hoffte, er würde es tun. Doch stattdessen trat er einen Schritt zurück. Er biss die Zähne aufeinander und straffte sich.
    Als er sprach, war seine Stimme so ruhig wie das Wasser eines Teichs. »Wir sollten jetzt am besten mit der Königin zu Abend essen.«
    Sie weigerte sich, den Arm zu nehmen, den er ihr anbot. Der Weg die Treppe hinunter und den endlosen Korridor entlang dauerte ewig.
    »Es überrascht mich, dass du immer noch auf Brautschau bist«, sagte sie, um ihn ein wenig zu ärgern. »Gewiss hast du doch noch andere unschuldige Jungfrauen gefunden, die du zur Heirat verführen konntest.«
    Er packte ihren Arm und riss sie zu sich herum. »Ich habe dich nicht verführt, das weißt du selbst nur allzu gut.«
    »Hm.« Sie drehte den Kopf weg und reckte das Kinn in die Luft. Sie konnte ihm nicht widersprechen; doch das hieß nicht, dass sie ihm
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