Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter
Autoren: Margaret Mallory
Vom Netzwerk:
seine heftige Reaktion auf dieses Mädchen. Alle seine Sinne waren hellwach und registrierten ihre Nähe – seine Haut vibrierte fast. Und doch empfand er tiefstes Glück dabei, in dieser kühlen Herbstnacht einfach nur hier mit ihr zu sitzen und auf den Fluss hinauszuschauen. Er wollte nie wieder von hier fort.
    Als sie erschauderte, zwang er sich, den Bann zu brechen. »Euch ist kalt, und wir sind bereits zu lange weg. Wenn jemandem auffällt, dass Ihr nicht da seid …«
    Er beendete den Satz nicht. Sie wusste so gut wie er, welche Katastrophe es bedeutete, wenn man sie erwischen würde. Resignierend ließ sie sich von ihm aufhelfen.
    Sie ritten langsamer zurück, Seite an Seite dieses Mal und meistens schweigend. William versuchte alles in seiner Erinnerung festzuhalten: den Mondenschein, den dunklen Fluss, das sanfte Schnauben ihrer Pferde. Das Mädchen würde er nie vergessen, das wusste er.
    Die Wachen am Tor ließen sie wortlos ein. Als sie am Stall angekommen waren, half William ihr beim Absitzen. Das Gefühl, die Hände um ihre schlanke Taille zu haben, als er sie – unschicklich nahe – vor sich auf dem Boden absetzte, brachte sein Herz zum Rasen und seinen Kopf zum Schwirren.
    Er blickte auf sie herab, und ein so starkes Sehnen erfüllte ihn, dass ihm der Atem stockte. Sein Blick ruhte auf ihrem Mund. Erst als sie einen Schritt zurücktrat, wurde er sich bewusst, dass er drauf und dran gewesen war, sie zu küssen. Es wäre aus vielerlei Gründen verkehrt gewesen, dennoch wünschte er sich von ganzem Herzen, er hätte es getan. Seufzend ließ er sie dicht am Eingang stehen und führte die Pferde in den dunklen Stall.
    Als er zurückkehrte, flüsterte sie: »Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet.«
    »Meine Dame, ich würde Euch vor dieser Heirat bewahren, wenn ich nur wüsste wie.«
    Er sprach übereilt, selbst überrascht, dass er die törichten Worte aussprach, die in seinem Herzen waren. Mit dem Schwert war er einer der besten Männer, doch in diesem Kampf hatte er keine Waffe, die er schwingen konnte. Eines Tages wäre er ein Mann, mit dem man rechnen musste, ein Mann mit Land und Macht. Doch als landloser Ritter würde er sie nur in Gefahr bringen, wenn er den Plänen des Königs zuwiderhandelte.
    »Ich werde meine Pflicht tun und dem Wunsch meines Vaters und meines Königs Folge leisten«, sagte sie bestimmt. »Aber ich danke Euch für den Wunsch, es könnte anders sein.«
    Er wünschte, er könnte sie besser sehen. Impulsiv streckte er die Hand aus und strich mit dem Finger die Rundung ihrer Wange entlang. Bevor er sich dessen bewusst war, was er tat, umfasste er ihr Gesicht mit beiden Händen. Er spürte, wie sie sich ihm entgegenlehnte. Und dieses Mal hielt er sich nicht zurück.
    Sehr sanft streifte er mit den Lippen ihren Mund. Bei der ersten Berührung durchzuckte ihn ein Speer der Lust und traf ihn so hart, dass ihm schwindelig wurde, seine Knie drohten nachzugeben. Er drückte seinen Mund fest auf ihren. Vage wurde er sich durch das in seinem Innern tobende Verlangen der Unschuld ihres Kusses bewusst. Er zwang sich dazu, die Hände zu lassen, wo sie waren, und nicht dem überwältigenden Verlangen nachzugeben, nach ihrem Körper zu greifen. Wenn sie auch nur im Geringsten zu erkennen gegeben hätte, dass sie diesen Weg schon einmal gegangen war, hätte er sie im Stroh zu seinen Füßen genommen.
    Er beendete den Kuss und zog sie in seine Arme. Mit geschlossenen Augen hielt er sie fest und wartete darauf, dass das Donnern seines Herzens nachließ. Gott erbarme sich seiner! Was passierte mit ihm? Dieses Mädchen, das ihm blind vertraute, hatte keine Ahnung von der Gefahr, in der es schwebte.
    Schwer schluckend, löste er seine Umarmung. Er war sprachlos, wusste nichts zu sagen. Behutsam zog er ihr die Kapuze über den Kopf und steckte ihr langes Haar darunter. Dann ließ er die Arme wie schwere Gewichte an seine Seiten fallen.
    »Ich wollte nicht, dass er der Erste ist, der mich küsst«, sagte sie, als müsste sie ihm erklären, warum sie es zugelassen hatte.
    Sein Magen krampfte sich zusammen, als er daran dachte, welche ersten Male der andere Mann mit ihr erleben würde.
    Sie trat rasch einen Schritt vorwärts, erhob sich auf die Zehenspitzen und presste sanft die Lippen an seinen Mund. Im nächsten Augenblick rannte sie, fest in ihren Umhang gehüllt, über den Burghof.
    Viele Jahre lang träumte William von dieser Nacht. In seinen Träumen hielt er sie jedoch im Mondenschein am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher