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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter
Autoren: Margaret Mallory
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angegriffen. Ihre Gesichtszüge waren fein und ihre vollen Lippen leicht geöffnet.
    Er kniff die Augen in dem Versuch zusammen, in dem schwachen Licht herauszufinden, welche Farbe ihre Augen hatten. Ohne nachzudenken, streckte er die Hand aus, um einen Strohhalm aus ihrem Haar zu entfernen. Er zuckte zurück, als er die Schneide in ihrer Hand blitzen sah. Er hätte sie ihr ohne Schwierigkeiten entwenden können, aber er wollte sie nicht ängstigen.
    »Wer seid Ihr, und was macht Ihr hier?«, verlangte sie zu wissen. Sie atmete schwer und zeigte mit dem Messer auf sein Herz. »Antwortet mir, oder ich rufe die Wache.«
    »Ich bin ein Ritter in Diensten des Earl von Northumberland«, sagte er beruhigend. »Ich bin spät angekommen, und die Halle war voller Gäste, weshalb ich beschloss, hier meine Bettstatt aufzuschlagen.«
    Er gedachte nicht, ihr zu sagen, dass er sich im Stall versteckte. Als er am Abend Northumberlands Nachricht in der Halle überbracht hatte, hatte er eine gewisse Witwe erblickt, die er vom Hof her kannte. Da er es vorzog, allein zu schlafen, war er rasch geflohen.
    »Da Ihr jetzt wisst, weshalb ich hier bin, darf ich dann dasselbe von Euch erfahren?«, forderte er und legte den Kopf schief. »Ich denke, Ihr seid es, die sich um diese Zeit nicht allein hier aufhalten sollte.«
    Sie antwortete ihm nicht, doch selbst bei dem schlechten Licht konnte er sehen, wie ihre Wangen erröteten.
    »Ihr wisst gewiss, dass es für eine junge Dame gefährlich ist, zu dieser Nachtzeit allein herumzulaufen – vor allem, wenn das Schloss voller Männer ist und der Wein ohne Unterlass fließt.«
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte sie mit einer Stimme, die vor Trotz schrill war. »Deshalb habe ich beschlossen auszureiten.«
    »Ihr könnt nicht mitten in der Nacht allein ausreiten!« Leiser fuhr er fort: »Also wirklich, so töricht könnt Ihr nicht sein.«
    Ihre Augen funkelten, als sie die Lippen aufeinanderpresste – ihm kam ein verstörender Gedanke.
    »Falls Ihr Euch mit einem Mann trefft, dann schätzt er Euch nicht so, wie er es sollte. Sonst würde er Euch nicht bitten, ganz allein zu ihm zu kommen.« Er hielt sie für ungefähr sechzehn, ein halbes Dutzend Jahre jünger, als er selbst war. Jung genug, so nahm er an, um so naiv zu sein.
    »Zu einem Mann rennen?«, sagte sie und verdrehte die Augen gen Himmel. »Also, das wäre wirklich töricht.«
    Sie steckte das Messer in die Scheide an ihrem Gürtel zurück. Offenbar hatte sie beschlossen, dass er keine Bedrohung darstellte. Bevor er darüber erleichtert sein konnte, drehte sie sich um und griff nach der Trense an dem Pfosten, der ihr am nächsten war.
    »Ich gehe jetzt«, verkündete sie mit der Trense in der Hand.
    »Das kann ich nicht zulassen«, sagte er und fragte sich sogleich, wie er sie davon abhalten sollte. Es würde ihnen beiden erheblichen Ärger bereiten, wenn er sie zu dieser späten Stunde in ihre Gemächer tragen würde, wobei sie zweifelsohne schreien und um sich treten würde.
    »Gewiss hat der Ausritt Zeit bis morgen«, argumentierte er.
    Sie starrte ihn mit grimmiger Entschlossenheit an, sodass er sich fragte, mit welchem Trick sie versuchen würde, an ihm vorbeizukommen.
    »Wenn ich Euch den Grund verrate, weshalb ich nicht warten kann«, sagte sie schließlich, »lasst Ihr mich dann gehen?«
    Er nickte, obwohl er immer noch fest entschlossen war, sie aufzuhalten.
    »Ich werde morgen heiraten.«
    Die Welle der Enttäuschung in seiner Brust überraschte ihn. Obwohl er gehört hatte, dass das Schloss wegen einer anstehenden Hochzeit so voll war, war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass dieses herzzerreißend liebreizende Mädchen die Braut sein könnte.
    Als er nichts erwiderte, schloss sie daraus, dass weitere Erklärungen vonnöten wären, um ihn davon zu überzeugen, sie gehen zu lassen. »Ich erwarte nicht, dass dies eine glückliche Ehe für mich wird«, sagte sie und reckte das Kinn. »Mein Verlobter ist ein Mann, den ich weder mögen noch bewundern kann.«
    »Dann müsst Ihr das Eurem Vater sagen; vielleicht ändert er ja seine Meinung noch.« Bereits während er das sagte, war William klar, dass es dafür viel zu spät war, da die Hochzeit für den folgenden Tag angesetzt war.
    »Ich bin die Erbin einer bedeutenden Burg«, sagte sie ungeduldig. »Ich kann von meinem Vater oder dem König nicht erwarten, bei der Entscheidung, welcher Mann die Herrschaft darüber bekommt, meine Wünsche zu berücksichtigen.«
    »Welche Einwände
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